unter gleichem Parallelkreise die des Libanon um 8000 Fuss übertrifft.
Die Baumgrenzen des Kaukasus und des Thianschan liegen
nur 400 oder 500 Fuss höher als auf den Pyrenäen, und, da den
inneren Ketten des Himalaja die Wälder fehlen, so kann das daselbst
auf terrestrischer Bewässerung beruhende, vereinzelte Vorkommen
von Bäumen in grossen Höhen6?) mit den Vegetationsgrenzen anderer
Gebirge nicht füglich verglichen werden.
Die Hebung der Schneelinie auf den Gebirgen des Steppengebiets
ist viel leichter zu erklären als das Zurückbleiben der Wälder.
Der Kaukasus erhebt sich unmittelbar aus dem Tief lande : hier
haben wir den reinen Ausdruck eines Kontinentalklimas, dessen
Sommerwarme in Tiflis über 4 0 höher ist als in Pau IO+), und wo
daher der Schnee auch bis zu einem höheren Niveau wegschmelzen
kann. Auf dem Thianschan steigert sich diese Wirkung, weil die
Gebirgskette, am Rande der Gobi gelegen, zugleich unter dem erwärmenden
Einflüsse der südwärts sich anschliessenden Hochsteppen
steht. In den inneren Ketten des Himalaja endlich wird der Schnee
auf die höchsten Kuppen zurückgedrängt, theils weil die Bodenanschwellung
so viel bedeutender und an beiden Seiten gleich gross
ist, theils weil die Trockenheit der Atmosphäre hier den Niederschlag
am meisten beschränkt und die Verdunstung beschleunigt.
Dass aber die Wälder von dem Kontinental- und Plateauklima
im-entgegengesetzten Sinne berührt werden, ist nicht überall auf
Mangel an Feuchtigkeit, wie im Bereiche des Mittelmeergebiets, zurückzuführen.
Denn die Höhe der Gebirge ist so viel beträchtlicher
3) als in Europa, dass da, wo die doch immer noch weit
ausgedehnten Schneemassen während des Sommers schmelzen, es
den oberen Regionen an Zuflüssen nicht fehlen kann: wir würden,
käme dies allein in Betracht, doch wenigstens an geeigneten Oert-
lichkeiten den Wald zu höheren Lagen aufsteigen sehen. Es kann
also die Ursache einer in solcher Allgemeinheit nachweisbaren Erscheinung
wohl nur in der Temperaturkurve des Kontinentalklimas
erblickt werden, die dem Baumleben nicht genügt, weil die warme
I eriode des Jahrs zu rasch vorübergeht. Ist diese Folgerung richtig,
so werden wir je nach der Temperatursphäre der einzelnen Baumarten
grosse Verschiedenheiten erwarten können, und dies bestätigt
sich in soweit, als hieraus das ausnahmsweise hohe Niveau erklärlich
würde, welches die euphratische Pappel, der asiatische Wachholderbaum
und in Tibet e?) die baumartige Myricaria erreichen. Indessen
werden Betrachtungen dieser Art dadurch unsicher, dass die Bäume,
welche in den verschiedenen Gebirgen die Waldregionen bilden,
in den meisten Fällen nicht dieselben und ihre klimatischen Lebensbedingungen
daher nicht unmittelbar zu vergleichen sind. Fast
der einzige Baum, der vermöge der Ausdehnung seines Wohngebiets
sich zu solchen Vergleichungen darbietet, ist jener Wachholder
{Juniperus foetidissima), und eben dieser verhält sich am Libanon
und in Tibet gerade so, wie es nach Maassgabe des Unterschieds
der Schneelinie zu erwarten ist: derselbe wurde nämlich von
Thomson6?) hier um beinahe 7900 Fuss höher ansteigend beobachtet,
als dies in Syrien der Fall ist, wobei es freilich ungewiss erscheint,
ob auch in jener Höhe, welche dasNiveau aller übrigen tibetanischen
Bäume übertrifft, der baumartige Wuchs erhalten bleibt. Es möchte
anzunehmen sein, dass Bäume, die eine längere Entwickelungszeit in
Anspruch nehmen, eben aus diesem Grunde im Inneren des Kontinents
durch andere Arten vertreten werden, und dass es hier überhaupt an
geeigneten Baumorganisationen fehlt, die oberen Regionen einzunehmen,
die noch bewaldet sein könnten, wenn Wald bildende Bäume
von kurzer Vegetationszeit, wie etwa auf den Rocky Mountains, vorhanden
wären. Durch diesen Umstand wird der Raum der alpinen
Region zwischen den Wäldern und der Schneelinie bedeutend erwei-
tert, aber doch kommt dieser Vortheil der Gebirgsflora nur selten zu
Statten. In den meisten Gebirgen ist der klimatische Einfluss der
Hochsteppen, die sie berühren, zu überwiegend, um einereiche,
alpineFlora und eine dieser entsprechende Ueppigkeit alpiner Weidegründe
zuzulassen, aber man erkennt zugleich, dass solche Vorzüge
unter günstigen örtlichen Bedingungen, wie am Alages, möglich sind.
Die einzelnen Gebirge, auf denen die Anordnung der Regionen
genau erforscht ist, können nach ihrer Polhöhe und ihrer Stellung zu
den Hochsteppen in zwei Gruppen gebracht werden, wovon die nördliche
den Kaukasus und Thianschan, die andere die Randerhebungen
der vorderasiatischen Plateaus und die Ketten begreift, die mit dem
indischen Himalaja in näherer Verbindung stehen.
Kauka sus (41—450 N. B.)
Waldregion bis 7700' (66oof).
Birke in Daghestan..................bis 7700' [Ruprecht]106).
„ in Abchasien................. bis 6600' [Radde] io7).
Kiefer in Abchasien . . . . bis 5930' [ „ ].
Alpine Region. 7700' (6600') — 10800 [Schneelinie: Abich]lo8J.