nimmt und im Sommer am grössten ist. In Georgien sind daher alle
Bedingungen für die Aufnahme von Pflanzen Mitteleuropas vorhanden
und diesen Charakter zeigen auch die gemischten Laubwälder
an den südlichen Ausläufern des Kaukasus24). Da ferner die Sommerwarme
ungefähr der Siciliens gleichsteht, so fehlt es auch an
Gewachsen der Mediterranflora nicht, die noch zahlreicher sein würden
, wenn der Winter nicht noch länger dauerte als in der Lombardei.
Gegen das kaspische Meer hin aber geht die Vegetation in
die reinen Steppenformationen über, weil die Trockenheit der Luft
zu gross wird und die Sommerregen aufhören. So können wir im
Kurgebiete den Uebergang von drei Floren verfolge^, deren Bestandte
ile es vom Kaukasus, von Kleinasien und aus den Steppen entlehnt,
und da dasselbe von Gebirgen eingeschlossen wird, ist es zugleich
mit endemischen Erzeugnissen ausgestattet. Die* Ursachen
einer so abgesonderten klimatischen Stellung sind mannigfaltig. Der
Sommerpassat entladet die Feuchtigkeit, die er aus der Verdunstung
des kaspischen Meers empfängt, an den Nordgehängen des Kaukasus
m Daghestan: in den Steppen am unteren Kur wurde daher die Luft
ungemein trocken gefunden. Die Sommerregen Georgiens sind wohl
nur eine Folge von dem reicher gegliederten Relief dieses Landes
und den Niederschlägen in den Gebirgen des Steppengebiets an die
Seite zu stellen. Dass hingegen die Aequatorialwinde des Winters
von heiterem Himmel begleitet sind, ist daraus zu erklären, dass sie
von dem hohen Tafellande Armeniens herabwehen, hier ihre Feuchtigkeit
verloren haben und sich in dem tiefen Thaleinschnitt erwärmen
Die Polarströmungen, die vom kaspischen Meere kommen
sind hier verhaltnissmässig feuchter als diejenigen Winde, die den
Einfluss des excessiven Plateauklimas erfuhren. Es herrscht der entschiedenste
Gegensatz gegen den Schneefall an der Ostseite des
Binnenmeers, wo die westlichen Winde des Winters dessen Feuchtigkeit
mit sich führen.
Eine noch viel auffallendere Wirkung vom Wasserdampf des
kaspischen Meers erfährt dessen Südküste, deren feuchtes Klima
J^ n,Seitf ? er Kurmündung den schroffen Uebergang zur Flora von
Talusch hervorruft und die eigenthümliche Stellung des persischen
Litorals von Gilan und Masenderan bedingt. Hier wehen die Seewinde
senkrecht gegen die steil aufsteigende Elborus-Kette und entladen
die Feuchtigkeit des kaspischen Meers in mächtigen Regengüssen.
Schon in Lenkoran, dem Hauptorte am Gestade von Talüsch,
finden wir einen Niederschlag von 48 Zoll 2s), zu Rescht in Gilan
von 54 Zoll 26j. Ueber Masenderan hinaus, an der Bucht von Astera-
bad, wo die Küste sich nach Norden biegt, grenzt dieses feuchte
Klima ebenso unmittelbar an die dürren Steppen Turkestans. Da
die Winterkälte durch die Wolkenbildungen gemässigt ist und die
Sommerwärme noch höher steigt als in Transkaukasien, so sind
hier noch einmal die Bedingungen einer Mediterranflora gegeben.
Die Kultur der Orangen, der Baumwolle, des Zuckerrohrs wird hier
betrieben; selbst die Dattelpalme , wiewohl ihre Früchte nicht mehr
reifen sollen, wurde im Mittelalter eingeführt und einige Stämme
haben sich bei Sara in Masenderan erhalten2?). Die Küste ist dicht
bewaldet, aber der Sommer ist doch die minder feuchte Jahrszeit,
indem nicht die allgemeinen Luftströmungen, sondern die wechselnden
Land- und Seewinde den Gang der Niederschläge zu bestimmen
scheinen. Auch dieses Litoral hat daher eine klimatisch durchaus
abgeschlossene Stellung, es verbindet gleichsam die Wärme des anda-
lusischen Sommers mit einem irländischen Winter, und ist daher,
wie der Kaukasus, geeignet, Gewächse aus den kälteren wie aus
den wärmsten Gegenden Europas aufzunehmen.
Die südlichen Tafelländer reichen fast überall bis zu den äusser-
sten Grenzen des Steppengebiets: nur die Thalfurche des Euphrat
und Tigris unterbricht von Mesopotamien abwärts ihren Zusammenhang.
Durch die Gebirgsketten, welche ihnen aufgesetzt sind, und
durch die Verschiedenheit ihres Niveaus sind aber auch diese Hochsteppen
selbst zu mehreren, selbständigen Abschnitten gegliedert.
Hier sind die Vegetationscentren, die diesen Gliederungen entsprechen
, viel bestimmter von einander abgesondert als im Tieflande,
und doch fehlen gewisse gemeinsame Züge, wie sie im Klima gegeben
sind, auch den Pflanzenformen nicht: namentlich zeigt sich
dies in der Reihe der Dornsträucher, in den zahlreichen Arten von
geselligen Traganth-Astragalen, die von Kleinasien bis Afghanistan
auftreten und bis zum Kaukasus gefunden werden, aber dem kaspischen
Depressionsgebiete fehlen.
Die durch Taurusketten gebildete Wasserscheide, welche den
Halys (Kisil-Irmak) vom Euphrat trennt, kann man als die Grenze
der Floren des anatolischen und des armenischen Hochlands betrachten
, deren Bestandtheile höchst bedeutsam von einander abweichen.
Anatolien verhält sich zu Armenien , wie ein System von
tiefer gelegenen Terrassen, die [durchschnittlich 3000 Fuss hoch]28)