Auge gefasst, aus deren Vorkommen sich die ersten Anhaltspunkte
für solche Untersuchungen zu ergeben scheinen, ln der Mehrzahl
der klimatischen Abschnitte finden wir eigenthiimliche Organisationen,
aber ohne dass dabei eine Regelmässigkeit in ihrer Vertheilung oder
eine Abhängigkeit von der grösseren oder geringeren Mannigfaltigkeit
der Lebensbedingungen zu bemerken wäre. Denn gerade im
kaspischen Tieflande, wo diese am einförmigsten sind, ist die Zahl
der Monotypen am grössten.
Ueberhaupt sind die Monotypen noch zahlreicher als in Südeuropa.
Nach Ausscheidung derjenigen, die den Steppen mit einer
der Nachbarfloren gemeinsam angehören, habe ich noch über hundert
nach ihren Wohngebieten verglichen. Allein hier tritt der Uebel-
stand ein, dass eine grosse Anzahl zu den Cruciferen (38) und zu
den Umbelliferen (17) gehört, zu Familien, in denen die Systematik
der Gattungen nach Grundsätzen bearbeitet worden ist, die keinen
Anspruch auf dauernde Geltung machen können, bereits vielfach im
Schwanken begriffen und mit denen, die man sonst befolgt, kaum
vergleichbar sind. Ich halte es daher für angemessen, nur eine ausgewählte
und von mir selbst verglichene Reihe von Gattungen zu
berücksichtigen.
Meine Pflanzensammlung enthält aus dem kaspischen Tieflande
16 Monotypen, die auf diesen klimatischen Abschnitt des Steppengebiets
beschränkt sind. Aus ihrer Vertheilung geht hervor, dass
die Wohngebiete um so enger werden, je unfruchtbarer der Boden
ist, der sie ernährt. Die Stärke der Wüstenpflanzen besteht in der
Widerstandsfähigkeit gegen äussere Schädlichkeiten: ihre Vegetation
ist träger als die der Steppe, die sie fliehen, und deren energischer
wachsende Pflanzen ihnen den öden Boden, wo sie entstanden, frei
lassen, während diese selbst eben wegen ihrer höheren Lebenskraft
sich von ihren Centren in anderen Richtungen weiter ausgebreitet
haben. In der Wüste Kisilkum am Aral sind zwei Monotypen, ebenso
viele in der öden Lehmsteppe von Buchara entdeckt worden, und
noch zwei andere umfassen gleichfalls die Umgebungen jenes Binnenmeers.
Die Gattungen, welche Südrussland erreichen (5), finden
sich sämmtlich auch in der Kirgisensteppe oder jenseits derselben in
derSongarei, und unter diesen beginnen drei erst jenseits der Wolga,
wo die Grassteppen selten werden. Nur durch einen Monotyp ist die
östliche oder songarischeSteppe bezeichnet, die übrigen (4) verbreiten
sich von dieser bis zur Ostküste des kaspischen Meers. Die verglichenen
Gattungen sind folgende : die Leguminosen Ammodendron:
Aralfluss bis Songarei; Amniothanmus: Kisilkum ; E r emo spar ton:
Wolga bis Baikasch; die Rosacee Hnlthemia: Kirgisensteppe Son-
«arei; die Zygophyllee Miltianthusl Buchara; die Cruciferen Citha-
reloma: Kisilkum, eine zweite Art zwischen dem Aral und Buchara;
Streptoloma: Buchara; Lacknoloma: Kisilkum; Stroganowia: Songarei
(auch am Tabargatai daselbst); die Umbellifere Muretia : Po-
dolien—Kirgisensteppe; die Boraginqq Rindera: Don—Songarei;
die Synanthereen Karehma : Wolga—Songarei; Ancathia. Kirgisen-
steppe— Songarei; die Chenopodeen Girgensohnia: Wolga—Kirgisensteppe;
Londesia: Kaspische Ostküste—Aral; die Lihacee
Rhinopetalum: Kirgisensteppe — Songarei. Hieran reihen sich 5
monotypische Gattungen, die vom kaspischen Tieflande ausgehend
dessen Grenzen überschreiten, jedoch ohne die südlich gelegenen
Hochebenen zu erreichen: ü\zVzgx\mmos<zHaliniodendron: Kirgisensteppe
und Buchara bis Songarei, Transkaukasien ; die Scrophulari-
neen Dodartia: Don bis Songarei, Transkaukasien; Cymbaria:
Dnjepr, eine zweite Art vom Jenisei bis Daurien; die Boraginee
Suchtelenia: Kirgisensteppe, Transkaukasien; die Chenopodee Cera-
tocarpus: Donau bis Gobi.
Vom Kaukasus kenne ich keine eigenthümliche Gattung : doch
besitzt der Thaleinschnitt des Kur zwei Monotypen, eine Umbellifere
(1Cymbocarpum) und eine Synantheree [Cladochaeta], die auch in die
angrenzenden Gebirge ansteigen oder vielleicht von diesen erst in die
Ebene gelangt sind.
Die persische Abdachung zum kaspischen Meere ist durch eine
Hamamelidee ausgezeichnet (.Parrotia persica: eine zweite Art bewohnt
den Himalaja von Kaschmir). Die Wälder I2<), welche vom
Elborus sich bis Talüsch erstrecken, sind ausser durch diesen Monotyp
noch durch zwei endemische Baumformen (Gleditschia caspica und
Pterocarya caucasica) als selbständige Vegetationscentren bezeichnet.
Zu den anatolischen und syrischen Monotypen, die schon im
Abschnitt über das Mittelmeergebiet erwähnt wurden, ist noch eine
Crucifere (Texiera) hinzuzufügen, welche nur im Inneren von Syrien
gefunden wurde.
Im armenischen Hochlande und zwar in Kurdistan endeckte Kot-
schy eine monotypische Synantheree (Sprunera). Mesopotamien hat
keine Gattung geliefert, die nicht auch in den Nachbarländern vorkäme.
Alle diese orientalischen Landschaften werden an Eigenthüm