liehen Nachrichten, die wir bis jetzt über die libysche Wüste besitzen,
beweisen doch, dass sie von A e g yp ten aus in den verschiedensten
Richtungen durchreist werden kann, dass es daher auch
hier an unterirdischem Wasser nicht ganz fehlt. E in ig en Einfluss
hat der Nil selbst, der einzige F lu s s , der die tropischen Niederschläge
Sudans in die S ahara einführt und daher die wichtigste Oase
Nordafrikas, die ägyptische , in seinem eigenen T h a le geschaffen hat.
Merklich verringert sich die Wassermasse dieses Stroms, während er
die Wüste durchschneidet, und nicht durch Verdunstung allein.
Denn nach R u s se g g e r ’s 23) Beobachtungen empfangen die westlich
von A e g yp ten gelegenen Oasen ihr Grundwasser vom Nil, das über
Thonschichten seitwärts zu ihnen hinabgleitet, indem sie einer Quellen
führenden Thalsenkung entsprechen, welche tiefer als der Strom
eingeschnitten ist und diesem parallel verläuft. A lle in die übrigen
Oasen der libyschen S ah ara leitet dieser Reisend e nur von atrno-
sphärischei Thaubildung ab. Oft ist der T. hau freilich der Sahara
ganz abgesprochen. S o erwähnt der jüng e re V o g e l23), dass er von
Tripolis aus nur bis zum 30. Parallelkreise T h au bemerkt habe, von
da bis Mursuk nicht mehr, hier habe er den Thaupunkt oft nicht
einmal bestimmen können. Indessen fand seine R eise im Sommer statt,
und im Winter wird die stärkere nächtliche A bkühlu ng leichter Thau
und R e if hervorbringen können. A u ch ist, wie schon erwähnt wurde,
der Dampfgehalt im Nilthale g rösser als im Westen der Sahara,
und so wird es sich wohl überall verhalten, wo der vom Mittelmeer
kommende Passat keine Gebirgsketten getroffen hat. Wenn aber
auch die L u ft bei T a g e sehr trocken ist, kann doch in der Nacht
1 hau entstehen, da die nächtliche A b küh lu n g durch den völlig
klaren Himmel um so mehr verstärkt wird. Jed e r Niederschlag, sei
es R e g en oder Thau, und sei die Menge noch so gering fügig, wird
durch sein Einsickern in den Boden zu den unterirdischen Vor-
räthen beisteuern, und diese langsame E inwirkung mag in diesen
östlichen Gebieten im L au fe der Zeit zur Sp e isun g von Brunnen aus-
1 eichen. S o reichliche Zuflüsse wie in der algerischen Sahara sind
unter solchen Bedingungen freilich nicht zu erwarten. Vielmehr
findet man au f den Ivaravanenstrassen durch die oasenlosen Theile
der S ah ara oft nur in weiten Entfernungen einzelne Wadis, in denen
wenig brackisches Wasser zu erhalten und auch hierauf nicht immer
zu, rechnen ist. Ueber die ostägyptische Sah ara zwischen dem Nil
und dem rothen Meere bemerkt Schweinfurth 2Q dass daselbst Thau-
«Mangen nur in der Nähe der Kü ste und in geringem Umfange
Vorkommen, dass aber T h on la g e r und G e s te in e , die das Wasser
nicht durchlassen, die Feuchtigkeit in der Nähe der Oberfläche lange
Zeit zurückhalten, die von den Höhen aus sich ansammelt, wo zuweilen
gewaltige Güsse niederfallen.
Träo-t nun auch die Erzeugung nächtlichen T h au s nur bis zu
einem gewissen Grade dazu bei, die V erbin d un g zwischen entlegenen
Oasen zu erleichtern oder auch nur möglich zu machen, so crschei
nen die starken Variationen der Temperatur in der Sahara, die den
Thau hervorbringen, doch als eine Wohlthat der Natur. A b e r diesen
mittelbaren Wirkungen stehen die grossen Nachtheile gegenüber,
welche das organische L eb en durch den beständigen Wechsel von
Sonneno-luth und nächtlicher A bküh lu ng und vom Unterschied der
Jahrszeiten zu erleiden hat. Tropische Wärme und ein bis zum
Frost gesteigertes Sinken der Temperatur, das sind Einflüsse, welche
nur von wenigen Pflanzen ertragen werden. Hierauf nicht minder
als auf die Dürre des Bodens ist die Armuth der F lo ra zuruckzu-
führen ln Sudan werden wir zwar auch einen in tropischen L an
dem ungewöhnlichen Wechsel der T em p era tur wiederfinden und in
diesem Verhältniss also eine allgemeine Eigenthumhchkeit A frikas
anzuerkennen haben, aber die Variation ist in der Wüste wei
grösser25) , der F ro s t in den südlichen Tie flän d e rn unbekannt. L
dringen daher nur äusserst wenige Gewächse aus den ebenfalls
trockenen Savanen Sudans in die Hochfläche der Sahara ein. Je
mehr Wärme tropische Organisationen bedürfen, desto emp int ic iu
sind sie g eg en das Uebermaass des Temperaturwechsels. Grosser,
als mit den Formen tropischer Vegetationsgebiete, ist hingegen ie
Uebereinstimmung der S ah a ra -P flan z en mit denen ei a s ia * s<j)
Steppen und Südeuropas. Und so ist auch das K lim a der Sahara
dem Bewohner der gemässigten Zone zuträglicher als das eigentliche
Tropenklima. Nur in den Oasen entsteht mit der F euchtigk e it auch
die Malaria, auf der trockenen Hammada stärkt sich in c ei leinen
Luft das Reactionsvermögen des K ö rp e rs und lasst die esc nv c
des Temperaturwechsels ertragen.
Vegetationsformen. S o gross die Aehnlichkei c es v
und der Vegetation ist, welche die Sahara mit den us en uiu
Steppen der gemässigten Zone verbindet, so spricht sich doch
hier die eigenthUmliche Ste llung des heissesten E rd gu rte ls dann aus
dass der Baumwuchs nicht in gleichem Grade ausgeschlossen ist, unc