ungleichem Umfang, die durch die Vertheilung der Niederschläge
und durch die Bewässerung der Vegetation von einander geschieden
sind. Längs der ganzen Südostküste erstreckt sich eine bis zu
7000 Fuss«) gehobene Gebirgskette, die S'erra do Mar, die, ihre
Abhänge dem Passat entgegenstreckend, eine Elevationsregenzeit
erzeugt, und, von den üppigsten Wäldern bedeckt, das ganze Jahr
hindurch so viel Feuchtigkeit ansammeln kann, dass noch am Wendekreise
zu Rio die vegetative Entwickelung niemals unterbrochen
wird. Dann folgt im Inneren ein weites Tafelland von mehr als
2000 Fuss5) Mittelhöhe, welches den grössten Theil Brasiliens einnimmt.
Diese wellenförmig gebauten und unregelmässig zu den
Wasserscheiden ansteigenden Hochebenen, deren höchste Kuppen in
Minas Geraes sich durchschnittlich zu 4000 Fuss und im Itambe zu
fast 5600 Fuss6j erheben, besitzen nur in jener Serra do Mar eine
Randgebirgskette und sind übrigens von Tiefland umgeben. Sie
senken sich allmälig zu den dürren und flachen Landschaften der
Nordostktiste und ebenso im Süden zu dem Stromgebiet des Rio de
la Plata. Sodann werden sie von den tiefen Einschnitten des Amazonas,
des Madeira und des Paraguay umschlossen und dadurch von
den Anden abgesondert, indem die nach Norden und Süden strömenden
Flüsse in der Provinz Mattogrosso, nur durch eine niedrige
Wasserscheide getrennt, sich beinahe unmittelbar berühren. So
würde, wenn der Kontinent tiefer läge, dieses grosse östliche Dreieck
desselben eine selbständige Insel, etwa wie Neuholland, bilden, und
hierin scheint, da die Gewächse des Hochlands die Wälder der Thalwege
nicht überschreiten können, die vorzüglichste Ursache zu liegen,
dass die Hora Brasiliens in so hohem Grade ihre abgeschlossene
Eigentümlichkeit bewahrt hat. Diesem weiten Binnenlande nun
wird durch die Serra do Mar der atlantische Wasserdampf entzogen,
und überall, wo nicht fliessendes Wasser oder Sümpfe den Boden
tränken, herrschen daher hier die Savanen, welche in Brasilien
Campos genannt werden und in denen die regelmässige Zenithregenzeit
des südhemisphärischen Sommers von den regenlosen Monaten
des Passatwinds scharf getrennt ist.
Vergleicht man diese Hauptzüge des brasilianischen Klimas mit
anderen Tropenländern, so erscheinen sie von dem des grösseren
und unter denselben Breitegraden gelegenen Theils des afrikanischen
Kontinents wenig verschieden. Ein ähnlicher Küstenumriss, dieselbe
Lage gegen das Meer und den von diesem ausgehenden Passatwind,
die den unbewaldeten Savanen eigene Erhitzung des Bodens, ein
Relief welches nur durch die geringere Bedeutung der ausseren
Umwallung Sudans abzuweichen scheint, und eine der geographischen
Stellung entsprechende Vertheilung der Regenzeiten, alles dies
begründet eine Uebereinstimmung in den physischen Bedingungen
der Vegetation, die doch in dem Charakter der Flora keinen Ausdruck
findet. Denn auch abgesehen von den ewig grünenden Ui
Wäldern der Küste entwickelt Brasilien eine selbst unter den Tropen
beispiellose Mannigfaltigkeit der vegetabilischen Erzeugnisse, die zu
der Einförmigkeit Sudans den grössten Gegensatz bildet, die sich zu
dieser ähnlich verhält wie das pflanzenreiche Kapland, und unver-
hältnissmässig viel thätigere Bildungskräfte bei ihrer Entstehung
voraussetzen lässt. Einigen Aufschluss, der aber doch nicht genügt,
den beständigen Wechsel und die gehäufte Menge der Pflanzenarten
in einzelnen Bezirken der Campos zu erklären, gewährt allerdings
die grössere Unregelmässigkeit ihres Niveaus und die von einer vei-
wickelten geognostischen Unterlage bedingte Ungleichheit der Bewässerung
und Fruchtbarkeit des Bodens. Von den Tertiarforma
tionen und Alluvionen der tiefen Stromeinschnitte eingeschlossen,
finden wir Brasilien von granitischen und von theils alteren, theils
jüngeren Sandsteinen und Schiefem erfüllt % die zuweilen auch von
Kalkgebilden unterbrochen werden, und deren verschiedene Erdkrumen
die Feuchtigkeit bald mehr, bald weniger zuruckhalten.
Allein, wie im Kaplande, lässt sich auch hier unter übereinstimmenden
äusseren Verhältnissen eine ungemein vermehrte Dichtigkeit in
der Anordnung der Vegetationscentren nicht verkennen deren r-
zeugnisse, durch die Aehnlichkeit der Organisation im Gleichgewicht
gehalten, sich gegenseitig nicht verdrängen können.
Die granitische, mit Urwäldern bedeckte Küstenlandschaft Brasiliens
wird durch die Wasserscheiden zum Rio Francisko und Parana
(die Serra de Espinhago) von den Campos getrennt ), deren 1 honschiefer
hier beginnen. Man würde indessen sehr irren, wenn man
aus diesen geognostischen, mit der Absonderung zweier Vegetationsgebiete
zusammentreffenden Gegensätzen, wiewohl sie nothwem *
mit Unterschieden in der Beschaffenheit der Erdkrumen verknüpft
sind, auf einen unmittelbaren Zusammenhang beider Klassen von
Erscheinungen schliessen wollte. Vielmehr ist die plastische Gesta
tung des Bodens und die dadurch bedingte klimatische Glieder g
Brasiliens die einzige Ursache der Campo- und Urwaldbildungen,