
 
		Florida  (30°  N.  B.),  wo  eine  fast  tropische  Gleichmässigkeit  des  
 Klimas  beginnt3I),  hat die Orange  sich,  wie  in  Cuba,  angesiedelt.  
 Zwei  wichtigere  Fälle  sind  sodann  bekannt  und  vielfach  erörtert  
 worden, in denen der eigenthümliche Einfluss des Klimas der östlichen  
 Staaten  sich  äussert,  bei  dem Mais,  der  dort  ungeachtet  der so  verschiedenen  
 Lage  der  Isothermen  sogar bis  zu  höheren Breiten  als  in  
 Europa  gebaut  wird,  und  bei  dem Weinstock,  dessen Kultur  nirgends  
 mit Erfolg  eingeführt werden konnte. 
 Der Mais  zeigt  im Osten Nordamerikas  das  grösste Akklimatisationsvermögen. 
   Dieses  Gewächs,  welches  in  Europa,  um  seine  
 Körner zu  reifen,  eine  lange Entwickelungsperiode beansprucht,  verkürzt  
 dieselbe  in  Kanada  auf  den  Zeitraum  von  weniger  als  drei  
 Monaten s2).  Man  hat  in  den  atlantischen  Staaten  die mannigfachsten  
 Spielarten  erzeugt,  deren  Lebensdauer ungleich  ist,  und  die  in  
 Europa  Zurückschlagen 33).  Die  Polargrenze  der  Maiskultur  findet  
 sich am Red River  (50° N. B.),  dem  südlichen Zufluss  des Winipeg-  
 Sees,  sie  soll  sogar  den  Saskatchawan  (53°)  erreichen,  aber  jenseits  
 der  Rocky  Mountains  gedeiht  dieses  Gewächs  nur  in  Kalifornien,  
 nicht aber  am  Oregon  und  im  britischen Kolumbien.  Blodget  sucht  
 die Erklärung  dieser Erscheinungen  darin,  dass  der Mais  eine  steile  
 Temperaturkurve  fordere,  und  findet,  dass  jene Polargrenze  in Kanada  
 und  Hudsonien  mit  einer  bestimmten  Juliwärme  (150,5)  Zusammenfalle. 
   Aber  in Norddeutschland giebt  es Orte  genug,  wo  der  
 Juli  noch wärmer ist und  der Mais  doch  nicht reif wird.  Auch würde  
 dadurch  nicht  erklärt werden,  worauf  es  beruhe,  dass  das  Gewächs  
 in Amerika  seine Vegetationsperiode  so  sehr verkürzen  kann,  wovon  
 man  doch  auch  in  den  kontinentaleren Klimaten Europas  kein Beispiel  
 kennt.  Wir  haben  hier  einen  klaren  Beweis  dafür,  dass  die  
 Pflanzen  niemals  einem  einzelnen  klimatischen  Werthe  angepasst  
 sind,  sondern,  um  den  ganzen Umfang  möglicher  Lebenskreise  zu  
 entfalten,  von  den  verschiedensten  Einflüssen  zugleich  berührt werden. 
   Die  langsamere Temperaturabnahme  des  kanadischen Herbstes  
 mag der Reife  der Körner  vortheilhaft sein,  aber,  was  der Mais  
 in  den  dieser Breite  entsprechenden Klimaten Europas  nirgends  findet, 
   ist die Verbindung  einer angemessenen  Sommerwärme  mit  den  
 intensiven Niederschlägen Nordamerikas.  Wie  die  Gramineen  überhaupt, 
   wird  auch  diese,  die  mit  so  mächtigen Vegetationsorganen  
 ausgestattet  ist,  besser gedeihen  und  rascher wachsen können,  wenn  
 der Wasserzufluss  zunimmt  und  dadurch  die Kieselernähruno-  ihrer 
 Blattscheiden  gefördert  wird.  Unter  diesen  Bedingungen,  die  ihr  
 das Klima Kanadas  noch  gewährt,  erhöht  sich  ihr Akklimatisationsvermögen  
 in  solchem Grade,  dass  sie  Spielarten  erzeugt,  von  denen  
 einige  in  kürzester Zeit  auswachsen,  andere  eine  Grösse  erreichen,  
 die  sie  in Europa  nicht  behaupten  können.  Eine  ähnliche Bemerkung  
 kann man vielleicht  auch  auf das Zuckerrohr  ausdehnen,  ebenfalls  
 eine Graminee,  die  aus  der  tropischen Zone  stammt,  die  aber  
 in  Südeuropa  kaum  oder  doch  nur  in  den  wärmsten  Gegenden  
 Spaniens  gebaut werden  kann.  Am Missisippi  hingegen  reicht  die  
 Kultur  des  Zuckerrohrs  bis  zum  35.  Breitengrade34),  ja  selbst  in  
 Kentucky werden noch  kleine Mengen Rohrzucker  erzeugt.  Bei  dem  
 Zuckerrohr  ist  das Feuchtigkeitsbedürfniss  noch  mehr  als  bei  dem  
 Mais  in  die Augen  fallend. 
 Entgegengesetzt  verhält  sich  die  Zuckererzeugung  in  der  
 Traube,  die  durch  die  Insolation  eines wolkenlosen Himmels  so  sehr  
 gesteigert wird.  Nachdem  alle Versuche  fehlgeschlagen waren,  den  
 Weinstock  in  den  östlichen  Staaten Nordamerikas  zu  akklimatisiren,  
 kam man  auf den Gedanken,  einheimische Arten  (Vitis  vulpina und  
 labmsca) zu veredeln,  und  seit dieser Zeit  ist  es vollständig gelungen,  
 einen Wein  zu  erzeugen,  der dem  dortigen Geschmack zusagt.  Da  
 nun  in Kalifornien  die  europäische Rebe  mit Erfolg  gebaut wird,  so  
 muss  es  klimatische  Werthe  geben,  welche  dieses  Land  mit  dem  
 Kulturgebiete  des Weinstocks  in  der  alten Welt  verbinden  und  dasselbe  
 von  den  atlantischen  Staaten  unterscheiden.  Einheimische  
 Reben  sind  in  den  Wäldern  an  der Ostküste  in  ähnlicher Weise  verbreitet  
 wie  der  europäische  Weinstock  in  den  Pontusländern,  sie  
 müssen  sogar  sehr  allgemein Vorkommen,  weil  sie  zu  der normannischen  
 Benennung  der  vereinigten  Staaten,  als  des Weinlands,  den  
 Anlass  gegeben  haben.  Am  Ohio,  wo  schweizerische  Ansiedler  
 lange Zeit vergeblich  sich  bemühten, Wein  aus  europäischen Reben  
 zu  erzeugen,  fallen  dessen Trauben  ab,  ehe  sie  reif sind,  und wer  
 den  oft "durch  Fäulniss  zerstört35).  Nach  einer  Beobachtung  in  
 Illinois  gingen  die  Stöcke  daselbst  nach  vier oder  fünf Jahren  durch  
 Frost  zu  Grundes6),  an  einem  Orte  (390  N.  B.),  dessen  mittlere  
 Winterkälte  über  dem  Gefrierpunkte  liegt.  In  Cincinnati  am Ohio  
 gleichen  die Mittelwärmen  des  Sommers  und  der  für  die Reife  der  
 Trauben  wichtigsten  Herbstperiode  denen  der  besten  Weinländer  
 Europas,  alle Monate  des  Jahrs  sind hier  sogar wärmer als  in Pesth.  
 Es wurde  schon von  de  Candolle  dargethans?),  dass  die Ursache  des