tausch zwischen jenen westlichen Standorten und Sardinien oder
Sicilien selbst erwarten sollte. Die Pflanze ist physiognomisch so
ausgezeichnet und fremdartig, dass, wenn sie auch an einzelnen Orten
noch unentdeckt vegetiren mag, eine zusammenhängende Verbreitung
längs der afrikanischen Küste, die von so vielen, scharfsichtigen
Botanikern besucht worden ist, in der Gegenwart durchaus nicht angenommen
werden kann. Um so weniger, als diese europäische Sta-
pelie ein Halophyt ist und daher zunächst an den Seestrand gebunden
sein musste. I34a) Hier haben wir also einen Fall intermittirender Verbreitung,
der uns sehr geneigt machen wird, eine Abnahme des Fortbestehens
dieser Pflanze für wahrscheinlich zu halten und vorauszusetzen,
dass sie früher ein zusammenhängendes Litoral bewohnte und
an den meisten Standorten durch andere Gewächse verdrängt und zu
Grunde gegangen sei.
Wie wenig nun überhaupt das eingeschlossene, an grossen und
regelmässigen Strömungen arme Mittelmeer zur Verbreitung der
Pflanzen beigetragen hat, ergiebt sich daraus, dass fast die dreifache
Anzahl von monotypischen Gattungen nur eine einzige der Halbinseln
oder andere eng begrenzte und durch das Meer abgeschlossene Landstrecken
bewohnt. Wie sich diese ungleich und nach Maassgabe der
Vegetationscentren vertheilen, steht in einer gewissen Beziehung
zu dem Reichthum der einzelnen Abschnitte des Gebiets an eip-en- o
thümlichen Pflanzen überhaupt. Nur Spanien besitzt mehr monotypische
Gattungen, als das anatolisch-syrische Küstenland , dem es
an endemischen Arten nachsteht.
Vergleicht man die durch das Meer gesonderten Abtheilungen
des Gebiets nach der Anzahl ihrer eigenthümlichen Pflanzen und nach
der Grösse ihrer Oberfläche J3s), so erhält man folgende Reihe, in
welcher das Verhältniss angenähert durch die beigefügte Ziffer ausgedrückt
wird. Die grösste Zahl lieferte der anatolisch-syrische Abschnitt
(Vr—Vs); hierauf folgen die griechische Halbinsel (i/10), Spanien
(V13), die Atlasküste (1/18), und am ärmsten an endemischen
Erzeugnissen ist Italien (y25). Dass diese Ungleichheit nicht allein
eine Folge der mehr oder weniger abgesonderten Lage sei, geht
schon daraus hervor, dass Anatolien mit Griechenland geographisch
wenigstens ebenso nahe verbunden ist als dieses mit Italien. Aber
noch viel deutlicher zeigt sich die ungleiche und regellose Anordnung
der Vegetationscentren, wenn man von den grösseren Abtheilungen
zu den engeren, geographischen Bezirken übergeht. Sicilien (y6)
ist um das Sechsfache reicher ausgestattet als das Festland von
Italien (Vag)» auch wenn man die beiden Abschnitten gemeinsamen
Arten dem letzteren hinzufügt, Kreta (V2) übertrifft die griechische
Halbinsel (yi0) um das Fünffache und steht überhaupt allen übrigen
Ländern des Mittelmeergebiets im Verhältniss zu seiner Grösse an
Mannigfaltigkeit eigenthümlicher Erzeugnisse voran. Ebenso merkwürdig
ist die Erscheinung, dass das Inselpaar von Sardinien und
Korsika einen Gegensatz zeigt, der sich wenigstens auf das Vierfache
steigert. Beide Inseln sind durch Moris, Viviani und Andere so gut
bekannt, wie irgend ein anderer Abschnitt des Mittelmeergebiets.
Wiewohl sie einen grossen Theil ihrer endemischen Erzeugnisse unter
einander ausgetauscht haben , so sind doch auf Korsika viele Arten
beschränkt geblieben. Im Allgemeinen sind demnach, da das Meer
auf die Wanderungen der Pflanzen hemmend einwirkt, die Inseln
reicher an endemischen Erzeugnissen als Abschnitte des Festlands
von gleicher Grundfläche, aber die Ungleichheiten der Inseln selbst
lassen sich doch nicht aus der Beschaffenheit des Bodens und Klimas
erklären. Korsika ist gebirgiger; die Berge sind höher als in Sardinien,
aber die eigenthümlichen Pflanzen Korsikas sind auch in der
warmen Region zahlreich. Ein hohes, geologisches Alter ist beiden
Inseln gemeinsam, so weit sie von Petrefakten führenden Formationen
unbedeckt sind. Aehnlich ist auch das Verhältniss von Kreta zu
Cypern, zwei Inseln, die nach ihrer Grösse, ihrer Lage und nach
ihrem Klima so ähnlich sind. Ich finde I36), dass nur etwa 10 endemische
Arten auf Cypern entschieden sichergestellt sind, während
ich von Kreta über 80 besitze, die in weit höherem Grade von den
Typen auf den übrigen Inseln des Archipels und von den griechischen
sich in ihrem Bau entfernen. Auch hier ist das Gebirge des Ida bedeutender
als der cyprische Olymp, aber auch hier erstreckt sich die
Eigenthiimlichkeit auf die verschiedensten Standorte. Die ungleiche
Ergiebigkeit der Vegetationscentren ist ein ursprüngliches, ein geologisches
Phänomen, dessen Bedingungen der Forschung verborgen
sind. Was könnte hier Darwin’s Lehre leisten, wenn wir sehen, dass
unter gleichen Einwirkungen doch das Ergebniss so ungleich ist und
auch die Geologie keinen Aufschluss darüber giebt ? Dass die reichere
Insel länger bestehe als die ärmere, lässt sich nicht behaupten, ja in
einzelnen Fällen ist sogar das Gegentheil nachzuweisen.
Wenden wir uns zu dem Charakter des Endemismus in den einzelnen
Abschnitten des Gebiets, so beschränke ich mich hier, indem