dagegen nicht der S iro c c o , der heisse und trockene S ü d - und Siid-
westwind der Sah ara geltend gemacht w e rd en , da er nur vorübergehend
auftritt8). Dieser Wind, der immer doch nur als eine seltene
E rsch e inu ng den Einfluss der S ah a ra au f den Süden Europ a s fühlbar
macht, is t, seinem Ursprünge g e treu , in der T h a t trocken und
scheint nur irrthümlich in Italien für feucht gehalten zu s e in , indem
der S t a u b , den er von A frik a h in ü be rträg t, den heiteren Himmel
trüben kann und der Unkundige diese T rü b u n g mit Nebelbildungen
verwechselt. Man kann den Sirocco mit den Gegenströmungen vergleichen
, die im Wassersturz einer Stromschnelle en tstehen , es ist
ein Wirbel des Passats in grossen Verhältnissen. W en n daher auf
den R eisen in der S ah ara von Südwinden die R ed e i s t , da rf man
meist an den Sirocco denken. A b e r auch im Kle in en können durch
die mannigfaltige Einw irkun g der Thalschluchten wechselnde Winde
entstehen, Winde der verschiedensten H im m e lsrich tu n g , wie die
T h a l- und Höhenwinde im G e b ir g e , aber südliche Luftströmungen
dieser A r t besitzen ein weniger eigenthümliches physisches Gepräge,
als wenn der Sirocco in grossen Bahnen versengend und zerstörend
auftritt. Die topographische U n reg e lm ä s s ig k e it, die der Gestaltung
der Oberfläche in gewissen Theilen der S ahara eigen ist, kann ebenfalls
zu Abweichungen der Windesrichtung fü h ren , ohne dass das
ganze T riebw e rk der Atmosphä re in Mitleidenschaft gezogen ist. So
sind die in der algerischen S ah a ra herrschenden Luftströmungen zu
erklären, die wesentlich von denen im Osten und Westen der Sahara
abweichen. Hier bekämpfen sich nordwestliche und südliche Winde,
wobei aber die ersteren ü b e rw ie g en , wie aus dem Bau der Dünen
h e rvo rg eh t, die in ihrem Innern die ursprüngliche Schichtung bewahren,
an der A ussenseite beweglich sind. D a der Nordwest schon
in Ghadamesa) ( 3 0 0 N. B.) dem Ostpassat b e g e gn e t, so kann man
die algerischen Winde nur als eine örtliche Ersch e in u n g betrachten,
als eine theils durch die R ichtung der K ü ste und des A t la s , theils
durch den tiefen westlichen Thaleinschnitt der kleinen S y r te (des
Golfs von Gabes) bewirkte A blenkung der allgemeinen atmosphärischen
Bew egu n g . Dieses heisse, mit Sanddünen erfüllte Syrtenthal,
welches zum T h e il unter dem S p ie g e l des Mittelmeers l ie g t IJ) und
den A tla s wie eine Gebirgsinsel von der grossen Hochfläche der S a hara
scheidet, aspirirt die L u ft von beiden Se iten. B is hieher reicht
sowohl der Nordwest der K ü ste von A lg ie r , als der Siidost, der von
Ghadames kommt, und beide können daher als Ablenkung en des
Passats aufgefasst werden. D e r erstere entspricht seinem ähnlichen
Ursprünge nach dem Mistral der Prov en ce , der letztere gilt als
Sirocco, von dem er sich jedoch durch längere Daue r und durch
eine e ig en tüm lich e Entstehungsweise unterscheidet.
Aus welcher Himmelsrichtung aber auch der Wind in der Sahara
wehen möge, keine F euchtigke it kann er herbeiführen, wenn er aus
der Wüste selbst kommt. Dazu ist der Dampfgehalt der Atmosphäre
über ihrer Oberfläche zu geringfügig. Nirgends auf der E rd e hat
man die L u ft trockener gefunden als h ie r I2) , und zwar dauernd und
allgemein. E s ist einer besonderen E rw ä gu n g werth, wie es zugeht,
dass das mittelländische Meer, dessen Umfang Humboldt auf ein
Drittel der S ah ara schätzt, dieser so wenig von dem Dampfe mittheilt,
den eine so grosse Wasserfläche entwickelt. Im Nordwesten
ist es’der Atlas, der die Feuch tigk e it der Atmosphäre entzieht, zwischen
Tunis und T ripo li, wo die K ü s te ganz flach ist, wehen keine
Seewinde landeinwärts, weiterhin nach Osten wirken die Höhenzüge
in dem fruchtbaren L ito ra l von Cyrene. Nur das Nilthal lässt
dem Nordwinde des MittelmeerS freien Spielraum, und gerade hier
wächst auch der Dampfgehalt der Atmosphäre beträchtlich V • E in e
allgemeinere Ursach e der Trockenheit der S ah a ra aber liegt darin,
dass der Passat im Innern vorherrschend aus Osten, also nicht vom
Mittelmeer kommt, sondern den Ein fluss der asiatischen Hochländer,
Arabiens und endlich der afrikanischen Wüste selbst erfährt, wo die
wasserlose Oberfläche nichts zu dem Dampfgehalt der A tmosphäre
beiträgt. A lle diese Gegenden sind schon als Hochflächen trocken,
und da die asiatischen in einem höherem Niveau liegen als die afrikanischen,
so empfangen die letzteren von jenen um so weniger
Feuchtigkeit, a ls der Wa sserd am p f der Atmosphäre mit der Höhe
abnimmt.
Wie kann nun bei solcher Trockenheit der L u ft und des Bodens
überhaupt nur organisches L eb en bestehen, das doch auch dei V üste
nicht ganz entzogen ist? woher stammt das W a s se r , dessen es
bedarf, aus welchen Vorräthen nähren sich die Quellen, die das
Grün der Oasen erzeugen? D ie s sind F rag en , bei denen nicht bloss
die Atmosphäre und der Wechsel der Jahrszeiten, sondern auch der
geologische B au der S ah a ra und die Gestaltung ihrer Oberfläche in
Betracht zu ziehen sind. Wird die Wüste als wasser- und regenlos
bezeichnet, so ist dies so zu verstehen, dass, abgesehen von dem sie
durchströmenden Nil und von einigen Salzseen an ihiei Noidgrenze,