grossem Umfange sich verbinden können. Eine deutliche Waldgrenze
besteht am Nordrande der Steppe nicht. Aus den bisherigen
Nachrichten über die Vegetation jenseits des Parana lässt sich die
Naturgrenze zwischen den Floren Brasiliens und des Pampasgebiets
nicht überall sicher erkennen10) und es ist nicht einmal bekannt,
wie weit im Innern des Kontinents die Zenithregenzeiten nach Süden
reichen, welche hiefür maassgebend sein würden. Von Algaroben
(-Prosopis) ist die Ebene zu beiden Seiten des Rio Salado (28° S. B.)
bewaldet, sie begleiten die Chanarsteppe und gedeihen auch im tropischen
Gross-Chaco bis nach Brasilien. Warum sollten nicht Bäume
eines tropischen Passatklimas oder wenigstens einige von ihnen, die
gegen den Wechsel der Jahrszeiten weniger empfindlich sind, in eine
Steppe vorrücken, deren Klima dem Baumwuchs nicht entgegensteht?
In dem feuchteren Klima der Küstenlandschaften ist dieses nicht der
hall: hier ist die Flora von Paraguay mit ihren Savanen und Urwäldern
durch die tropischen Regen scharf abgeschlossen, selbst
unter den Gewächsen, welche den Uferwald des Parana unterhalb
Corrientes bilden, sind nur noch wenige tropische Gattungen enthalten
").
Wo sich am Fusse der Anden die Chanarsteppe am weitesten
ausdehnt [etwa 240—36° S. B.]+), sind ihr zugleich auch die dürrsten
Gegenden des Gebiets eingeschaltet. Jenseits der äussersten
Bodenschwellung, von welcher die Gewässer zum Rio de la Plata
abfliessen, versiegen die Flüsse, es bilden sich Fandseen und salzhaltige
Niederungen (die Salinas), wo auf dem von schwefelsaurem
Natron durchdrungenen Lehmboden nur wenige Halophyten auf-
kommen. Auch wiederholen sich hier ähnliche klimatische Verhältnisse
wie in der nordamerikanischen Salzwüste. In die höher gelegenen
Gegenden, die von der Sierra Aconquija und dem Andenplateau
umschlossen werden, können nur solche Luftströmungen
gelangen, welche am Gebirge ihren Wasserdampf verloren haben.
Wüst, wie die jenseitige Wüste Atacama, ist daher der Campo del
Arenal in Catamarca, eine grosse, mit Gerollen bedeckte Ebene, die
für die Steppengewächse zu kalt und dürr istI2) .
Als reine Grasebene erstrecken sich die Pampas von Cordova
und vom Rio Salado bis zu den Grenzen Patagoniens am Rio Negro
(29 ° 4° ° S. B.). Hier ist der Boden durchaus frei von Gerollen,
da diese, ein herabgeführtes Trümmergestein der Anden, mit dem
erweiterten Abstande von denselben um so höher von Alluvionen
überdeckt worden sind. In diesen Ebenen ist bis zum Parana nicht
ein Stein von der Grösse einer Haselnuss zu finden9), aber, obgleich
das jenseitige Uruguay aus granitischem Hügelland besteht, ist die
Grassteppe doch auf beiden Seiten des Stroms in derselben Weise
o-ebildet” 1. Dies ist indessen dadurch zu erklären, dass der Granit
von denselben kalkhaltigen Thonschichten bedeckt wird6), in denen
der Grasrasen der Pampas wurzelt. Also auch der Boden bestimmt
den Charakter dieser Vegetation, wenn auch das feuchtere Klima
der Küstenlandschaften, wie wir sahen, dem Graswuchs besser zusagt
als den Holzgewächsen.
Von andern Grassteppen unterscheidet sich dieses Weideland
dadurch, dass die einheimischen Stauden viel spärlicher auftreten
und nur auf einzelnen Strecken ein Blumenschmuck von Verbenen
und sonstigen Kräutern den Rasen zurückdrängt. Kein einheimischer
Baum, nicht das kleinste Gebüsch erhebt sich aus der Grasnarbe.
Nur die Flüsse werden von Uferwald umsäumt, und auch
hier sind die Bäume von geringer Grösse [am Uruguay nicht über
30 Fuss hoch]5). Im Winter verlieren sie ihr Laub4), wie dies auch
mit den angepflanzten Bäumen und den meisten Holzgewächsen der
Chanarsteppe der Fall ist. Ungeachtet des Seeklimas hat hier die
Temperaturkurve einen allgemeineren Einfluss auf die Periodicität
des Pflanzenlebens als die Dürre gewisser Jahrszeiten. Unter den
Ländern der südlichen gemässigten Zone scheint das Pampasgebiet
das einzige zu sein, dem die immergrüne Belaubung der Holzgewächse
grösstentheils versagt ist.
Während die beiden nördlichen Gliederungen der argentinischen
Flora von den Nachbarländern und auch unter sich durch das Klima
abgesondert werden, ist der schroffe Uebergang zur patagonischen
Steppe am Rio Negro durch eine geänderte Beschaffenheit des Bodens
bedingt11). Es ist eine Folge der Verschmälerung des Kontinents
und eines terrassenförmig abgestuften Reliefs, dass von hier aus die
Kiesgerölle der Anden bis zum Meere reichen, ohne von angeschwemmtem
Erdreich bedeckt zu sein. Ob die Gesträuche Patagoniens,
die dem steinigen Boden vom Rio Negro bis zur Magelianstrasse
entspriessen (40°—550 S. B.) und in deren Bereich immer
noch einige Mimoseen eintreten I3), mit der Chanarsteppe am Fusse
der Anden in geographischer Verbindung stehen, ist noch nicht aufgeklärt.
Aber dass der Kiesboden, der in der südlichen Steppe nur
spärlichen Graswuchs zwischen Dorngestrüpp aufkommen lässt, im