schliessen, dass die Erhebung' der Hochfläche mindestens die von
Kleinasien und Palästina erreicht. Russegger«) hat die Ebene von
Hauran auf 2500 Fuss, das dortige Gebirge auf 6000 Fuss wahrscheinlich
noch zu niedrig geschätzt.
Die Kenntniss der syrischen Flora beschränkt sich his jetzt auf
die westlichen Landschaften diesseits des Jordan, dessen Thal, tief
eingesenkt unter dem Spiegel des Meers 4*), Palästina von Hauran
und Peräa scheidet. Hier finden wir zwischen der Küste von
Beirut (340 N. B.) und der Ebene von Damaskus die Mediterranflora
vom Innern durch den Libanon schärfer gesondert als weiter
südwärts, wo die hohen Randgebirge fehlen und das Plateau von
Jerusalem (32 °) sich terrassenförmig erhebt. Auch im Norden (36°)
sah Aucher-Eloy 4°) zwischen Antiochien und Aleppo (1200 Fuss)
denUebergang von der mittelländischen zu der syrischen Vegetation
plötzlich hervortreten. Dies ist jedoch nicht der Temperatur zuzuschreiben,
die sogar auf der Hochebene von Palästina mit der der
Küste nahe übereinstimmt 47), sondern der nach dem Inneren zunehmenden
Trockenheit der Luft. So weit die alpinen Erhebungen des
Libanon reichen, entziehen sie den herrschenden Seewinden die
Feuchtigkeit, aber auch der südlichen Hochlandsterrasse sind auf
dem ganzen Raume zwischen der fruchtbaren Küstenebene und dem
Jordan bis zur Breite des todten Meers (3 x °) Mittelgebirge der Juraformation
aufgesetzt 48) , deren abgerundete Bergformen ebenfalls
austrocknend auf die steilen Thalschluchten wirken, die in das tiefe
Jordanthal sich hinabziehen. Klima und Vegetationscharakter werden
in Palästina theils durch den Einfluss der arabischen Wüste, theils
durch die Nähe des Meers bestimmt: daher die winterliche Regenzeit
im Norden weit ergiebiger ist als im Süden. Russegger 45) vergleicht
Judäa mit den wild felsigen, unfruchtbaren Höhen des illyrischen
Karsts, und gegen das todte Meer geht diese Landschaft in ausgeprägte
Feiswüste über, wo nur in überaus engen Schluchten sich
Erdkrume sammelt, wie in der am Grunde nur einige Klafter breiten
Rinne, die tief unter dem Kloster Saba zwischen 1200 Fuss hohen,
fast senkrechten Felsen der Bach Kidron bewässert. Judäa kann
daher nur in den Thälern, die fliessendes Wasser führen, die Kulturpflanzen
Südeuropas erzeugen, unter denen Oliven, Feigen und Reben
hauptsächlich bemerkt werden. Samaria hingegen hat eine reichliche
Vegetation, und mehrere Gebirge sind bis zum Gipfel mit Wald
bedeckt. An den Vorbergen des Dschebel Nabud fand Russegger
freundliche Thäler mit Buchenwald, von Gazellen belebt und mit
schönen Wiesen wechselnd, an den Abhängen der zum Karmel auslaufenden
Kette kräftige Mischwälder von Eichen und Buchen. Dieser
Charakter steigert sich jenseits dieses Höhenzuges in Galiläa-, wo der
Tabor bis zur Spitze bewaldet ist und das Thal desKison die reichste
Gartenerde besitzt. Hier breitet sich das üppigste Kulturland aus,
in südlicher Vegetationsfülle schwelgend, von bedeutenden Bergströmen
bewässert, mit reichem Weideland an den Berggehängen.
Auch noch jenseits des Jordan trägt das Gebirge von Adschlun in
Peräa dichten Eichenwald mit Pistazien und Arbutus 49).
In Syrien ist, wie in Mesopotamien, der Sommerpassat unterbrochen,
den der Taurus in die tiefer gelegene Hochebene einzudringen
abhält. Aber die westlichen Winde, die hier fast das ganze
Jahr herrschen 5°), indem das mesopotamische Tiefland wie ein örtliches
Aspirationscentrum auf das Mittelmeer zu wirken scheint, sind
ebenso trocken wie jener Nordostwind. Die Regenzeit des Winters
dauert bis zum März; bis zum Oktober bleibt nun die Hochebene
verödet, und da die Niederschläge in einzelnen, starken Güssen zu
erfolgen pflegen, so ist die Wassermenge oft bedeutender 47), als ihre
Einwirkung auf die Vegetation erkennen lässt. Mit Mesopotamien
verglichen, dessen milden Winter es theilt, unterscheidet sich Syrien
durch eine weit geringere Sommerwärme und dadurch, dass der
Ackerbau, ebenso wie dort der Irrigationen bedürfend, in den meisten
Gegenden durch das Relief wenig begünstigt ist. Was die Bewässerung
indessen leisten könne, wenn das Niveau sie fördert, zeigt auch
im Inneren die reiche Kulturoase von Damaskus. Der mannigfaltige
Wechsel der Hebungen und Senkungen des Bodens, auf engem
Raume zusammengedrängt, gestattet zwar eine bunte Mischung mit
Pflanzen aus den Nachbarländern, aber vermehrt auch zugleich die
Anzahl der endemischen Gewächse Syriens. Die in der Bibel genannten
Arten5I) von Bäumen und Sträuchern, deren Systematik
genau erforscht worden ist, geben eine Vorstellung von diesem Eindringen
der Vegetation aus der Mediterranflora und aus der Sahara:
noch heute sind sie, wie auch die Kulturpflanzen, unter unveränderten
klimatischen und örtlichen Bedingungen dieselben geblieben wie
in jenen fernen Zeiten des Alterthums. Am deutlichsten zeigt sich
der Einfluss der Sahara in dem eingesenkten Thaleinschnitte des
todten Meers, aber, wenn man behauptet hat, dass hier in Folge des
Niveaus ein tropisches Klima herrsche und dies durch indische Ge-
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