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PRAIRIEENGEBIET,
Klima. Die Prairieen sind die Steppen Nordamerikas. In
der westlichen, wie in der östlichen Hemisphäre, nehmen baumlose
Ebenen den inneren Raum des Kontinents ein, wo die Winterkälte
streng ist und die regenlose Periode des Jahrs das Pflanzenleben einschränkt.
Die Uebereinstimmung der Vegetation beruht auch in den
Prairieen auf den drei Jahrszeiten der Steppe, ihre kurze Entwickelungszeit
wird unter vorübergehenden Niederschlägen eingeleitet,
bald wieder durch Dürre und später durch den Winter unterbrochen.
Wie in den Steppen ist die Bewaldung entweder an fliessendes
Wasser gebunden oder auf die geneigten Abhänge von Gebirgsketten
zurückgedrängt. Wie dort, verwandelt sich das Weideland
in gewissen Gegenden, die der Niederschläge entbehren, in wasserlose
Wüsten.
Dennoch sind weder die geographischeLage, noch die plastische
Bildung des Reliefs in den Steppen und Prairieen gleichartig. Die
Aehnlichkeit des Klimas ist nicht eine Folge derselben atmosphärischen
Bedingungen. Durch grosse Ströme, die das Meer erreichen,
sind die Prairieen reicher bewässert als die Steppen Asiens, die Zuflüsse
des Missisippi, die Thalfurchen des Colorado und des Rio
Grande del Norte werden aus dem Schnee der Rocky Mountains gespeist.
Aber den Irrigationen des Bodens bieten diese Ströme nur
selten dieselben Vortheile wie die asiatischen, weil sie durch uno-e- ' o
wohnlich tiefe Erosionen zwischen unzugänglichen Felswänden oft
so tief in die Fläche einschneiden , dass in den Schluchten oder so-
nannten Canons kein urbarer Thalboden übrig bleibt, zuweilen nicht
einmal Baumwuchs sie begleitet, oder auch nur an die Herstellung
einer Strasse gedacht werden kann. Die Canons entstehen da, wo
Flüsse von fernen Gebirgen ausgehend über weiche Gesteine mit
starkem Gefälle hinabgleiten und durch die Dürre der Hochfläche,
in welche sie einschneiden, die Abwaschung ihrer Thalwände von
den Seiten aus gehemmt war. Es giebt Hochebenen, wie der un-
wirthbare Llano estacado an der Grenze von 1 exas und Neu-Mexiko,
die von steilen Felsabstürzen so vollständig eingeschlossen sind, dass
kaum ein Zugang möglich ist. Einige Abschnitte des Coloradothals
im Süden von Uta haben wegen ähnlicher Schwierigkeiten noch gar
nicht erreicht werden können.
Die Regenlosigkeit am Schlüsse der Vegetationsperiode ist nicht,
wie in Südrussland, die Folge einer herrschenden Polarströmung.
Nur mit denjenigen Landschaften des Steppengebiets sind die atmosphärischen
Bewegungen der Prairieen zu vergleichen, wo die Aequa-
torialwinde trocken sind, weil sie auf den dem Meere gegenübei
liegenden Gebirgsketten ihren Wasserdampf verloren haben. Allgemein
überwiegen1) am Oregon und in den Landschaften am
Missouri die westlichen, pacifischen Luftströmungen, denen die kalifornischen
Küstenketten und die Rocky Mountains die Feuchtigkeit
entziehen, welche aus den Stromquellen dieser Gebirge zum Meere
wieder zurück fliesst, ohne der Prairieenfläche selbst zu Gute zu
kommen. Die Niederschläge, welche diese selbst treffen und ihre
Vegetation zu rasch vorübereilender Entfaltung wecken, tieten bei
anderen Windesrichtungen ein, sie sind von kurzer Dauer und von
gewissen Gegenden fast ganz ausgeschlossen.
Man kann mehrere Abschnitte der Prairieen nach dem Zeitpunkt
und der Bedeutung ihrer Vegetationsperiode unterscheiden,
deren Charakter theils vom Relief des Bodens, theils von der geographischen
Lage abhängt. Wie in den Steppen, sind auch hier die
Hochländer von den tiefer gelegenen Landschaften gesondert, aber
nicht, wie dort, von Süden nach Norden, sondern in östlicher Richtung
zum Missisippi abgedacht. Die Rocky Mountains bilden das
östliche, die kalifornische Sierra Nevada das westliche Randgebirge
einer Hochfläche, die zwischen ihnen eingeschlossen ist und südwärts
mit Mexiko in ununterbrochenem Zusammenhänge steht.
Diesseits der Rocky Mountains liegen die östlichen Prairieen,
deren Gewässer in den mexikanischen Golf fliessen. Dieser Theil
des Gebiets kann als eine schiefe Ebene aufgefasst werden, deren
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