Land des Mittelmeergebiets. Dies ist nicht bloss aus der centralen
Lage der Halbinsel zu erklären. Läge nur dieses Verhältniss zu
Giunde, dass die Möglichkeit des Austausches zwischen den verschiedenen
Punkten einer kontinentalen Kreisfläche von dem Centrum
nach der Peripherie abnimmt, so müsste, abgesehen von der
grossen Küstenentwickelung, die in entgegengesetztem Sinne wirkt,
innerhalb des klimatischen Gebiets der Mediterranflora die Zahl der
endemischen Gewächse in Unteritalien und Sicilien sinken. Auch
lassen sich hier Wanderungen in den verschiedensten Richtungen,
Verknüpfungen durch gemeinsame Arten mit Sardinien, Afrika!
Griechenland, selbst mit Kreta nachweisen. Allein der Endemismus
ist gerade in diesen Theilen Italiens verhältnissmässig stärker, am
bedeutendsten in Sicilien ausgeprägt. Die italienischen Centren,
welche sich jetzt noch erkennen lassen, vertheilen sich unregelmässig,
und die Absonderungen derselben theils durch das Meer, theils durch
den Einfluss des Gebirgs sind auch hier bemerklich. In der nord-
italienischen Ebene und südwärts bis zur Breite von Neapel sind
ausserhalb des Apennins keine endemische Pflanzen mit Sicherheit
bekannt. Nur einige wenige eigentümliche Arten hat die Riviera,
das Küstenland von Ligurien, geliefert. An diese Centren reiht sich
das benachbarte Gebirge des apuanischen Apennin (nördlich von
Lucca), welches zwar auch nur wenige endemische Pflanzen besizt,
aber unter diesen das einzige Gewächs, welches man als italienischen
Monotyp bezeichnen kann (die Globulariee Carradoria). Die Hauptkette
des Apennin bewohnt in den Abruzzen, wo die höchsten Erhebungen
liegen, eine ebenfalls nur beschränkte Reihe von eigenen,
meist alpinen Arten, und ebenso gross etwa ist die Anzahl der"endemischen
Mediterranpflanzen auf dem Festlande Unteritaliens. Unter
diesen ward eine ausgezeichnete Primel [P. Palinuri) nur auf dem
Vorgebirge vonPalinuro (400 N. B.) beobachtet, gerade wie eine der
endemischen Pflanzen Liguriens [Convolvulus sabatius) nur am Kap
Noli wachsen soll. Solche Fälle, die dem Vorkommen der Wulfenia
in den Alpen entsprechen, gehören zu den wichtigsten Analogieen
zwischen Men kontinentalen Vegetationscentren und denen der ocea-
nischen Archipele, und müssen daher der Aufmerksamkeit topographischer
Botaniker, um sie sicher festzustellen, ganz besonders
empfohlen werden. Von endemischen Holzgewächsen liefert Italien
nur wenige, aber ein paar ausgezeichnete Beispiele. Das wichtigste
ist die kalabnsche Erle [Ahius cordifolia), die nach Schouw nur auf
den südlichen Theil des Apennins (39—41 °N . B.) beschränkt sein
soll. Da dieser Baum hier so ausgedehnte Wälder bildet, so kann
die beschränkte Ansiedelung desselben in Korsika wohl keinen Zweifel
an seiner Heimath auf dem Festlande Italiens begründen. Von dem
als eigene Art unterschiedenen Wachholderstrauch des Aetna (Ju n i-
perus hemisphaericd>l , der auch auf dem kalabrischen Apennin vorkommt,
ist es dagegen ungewiss, ob er sich von hier oder von dort
verbreitete. Auch eine strauchartige Nelke (.Dianthus rupicola) ist
beiden Abschnitten gemeinsam, zwei Genisten sind nur in Sicilien
beobachtet. Die Mehrzahl aller endemischen Pflanzen Italiens gehört
Neapel und Sicilien gemeinschaftlich an, und es ist wegen der verhältnissmässig
so grossen Armuth des Festlandes wahrscheinlich,
dass viele derselben sich von Sicilien aus und nicht in umgekehrter
Richtung verbreitet haben. Wie sehr aber auch diese Insel das Festland
an eigenthümlichen Erzeugnissen übertrifft, so haben doch die
sicilianischen Pflanzen nichts Charakteristisches und vertheilen sich
als vereinzelte Arten über die verschiedensten Gattungen. Man kann
auch nicht sagen, dass die Gebirge hier vor der warmen Region bevorzugt
seien. Indessen ist der Aetna, der nur einige wenige eigen-
thümliche Pflanzen besitzt, obgleich er so bedeutend viel höher sich
erhebt, offenbar ärmer als dieMadonie, von denen er aber wenigstens
an den oberen Theilen an Fruchtbarkeit und Mannigfaltigkeit des
Bodens weit übertroffen wird.
Auf der griechischen Halbinsel und im Archipel lassen sich,
soweit die unvollständige Erforschung derselben auch gegen Italien
und Spanien zurücksteht, doch bereits vier engere Bezirke und darunter
drei schon nach monotypischen Gattungen durch besondere
Centren unterscheiden, das illyrisch-dalmatische Küstenland , die
inneren und östlichen Gebirgsketten, Griechenland mit den kleinen
Inseln und zuletzt Kreta.
1. Das illyrisch-dalmatische Küstenland mit seiner abgesonderten
Alpenkette, zu der es sich schroff erhebt, reicht von der Mündung
des Isonzo bis nach Albanien, einer botanisch noch fast gar nicht
untersuchten Landschaft, wo der Uebergang in die griechische Flora
eintreten wird. Dem grössten Theil dieses adriatischen Litorals,
von Monfalcone am Meerbusen von Triest bis Ragusa entspricht die
Verbreitung der monotypischen Gattung Petteria, eines von Cylisus
abgesonderten Genisteenstrauchs [P. Weldeni). Auch von mehreren
anderen, durch ihren Bau ausgezeichneten dalmatischen Pflanzen ist