verloren haben. D ie fleischigen E uph orbien Sudans sind noch wenig
bekannt. A u s A n g o la hat L iv in g ston e auf seinen Landschaftsbildern
s?) eine hochwüchsige A r t dargestellt, deren aufrechter Stamm
mit Wirtelzweigen wie ein Armleuchter geziert ist. E in nubischer
Euphorbienbaum [E . candelabrum) , dessen Milchsaft zur Vergiftung
der Pfeile dient, erreicht eine Höhe von 30 Fu s s , die A e ste breiten
sich weit aus einander; noch höher wird ein fleischiger Baum A bessiniens
(.E . abyssinica). D ie se grosse Euphorbien nicht nur, sondern
auch Cacteen werden von den Eingebornen zur E in hegu n g der Dörfer
und Gärten verwendet. Ob nun die C a c te en , wie die Opuntien
am Mittelmeer, sämmtlich aus Am e r ik a eingeführt s in d , verdient
näher untersucht zu werden. Seitdem eine Cacteengattung (Rhipsa-
lis) in der alten Welt von Welwitsch in A n g o la , von Thwaites in
Ceylon einheimisch gefunden wurde, könnte man über den rein amerikanischen
Ursprung der ganzen F amilie wenigstens zweifelhaft werden.
Indessen werden die Beeren von Rhipsa lis b egierig von Vögeln
genossen und konnten daher leichter als andere Cacteen sich jenseits
de sOceans ansiedeln, sowie auch die Identität der in Indien beobachteten
mit einer in Am e rik a allgemein verbreiteten A r t diese Vorstellung
begünstigt. A u ch die A lo e -A r ten sind in Sudan viel weniger
mannigfaltig als im Gebiete der Kap flora , und dasselbe gilt von den
durch ihre fleischigen Blätter die Chenopodeenform ersetzenden
Crassulaceen.
E in e weit grössere Bedeutung für den Charakter der dürren
Landschaften haben zwei A sc lep iad e en , welche zwar nicht zu den
Succulenten gehören, aber ihr Grün ebenfalls auch auf dem trockensten
Boden bewahren u n d , wenn die Gluth der afrikanischen Sonne
das L eb en der S avanen hemmt und die Bäume entlaubt hat, durch
ihr geselliges Wachsthum um so auffälliger hervortreten. D er Oschur
[Calotropis procera\ 38) bildet dichte, 12 bis 20 F u s s hohe Gebüsche,
deren grosse, eiförmig gerundete Blätter nur durch eine pergamentähnliche,
bläulich bepeifte Oberhaut, welche die Verdunstung des
Milchsafts v e rh ind e rt, g eg en Wärme und Trockenheit geschützt
scheinen. In den Gegenden des T s a d -S e e s überkleiden diese Gesträuche
weite L an d s tre c k e n z8) , in der trockenen Jahrszeit sieht man
in Bornu keine andere Pflanzenform 29) . In Nubien findet sich der
Oschur nicht bloss in den S a v an en , sondern wuchert auch in den
Wäldern J9). V o n dem nördlichen T ie flan d e durch die Oasen der
S ah ara bis A lg e rien und A e g yp ten , sowie nach Persien undOstindien
verbreitet, scheint er doch in Su dan am allgemeinsten vorzukommen,
und von hier aus weithin gewandert zu sein. D e r andere A sc lep ia -
deenstrauch ist eine blattlose L ep tad en ia [L . pyrotechnicd), welche
ebenfalls ganz Nordafrika und A rabien bewohnt. S ie vertritt hier
mit »ihren besenförmigen Reisern« die Spartiumform und »prangt
Jahr aus Jah r ein in ihrem dunklen Saftgrün« 39). Hieran reiht sich
durch unterdrückte Blattbildung die Tamariskenform (Tamarix nilo-
tka) , die längs des blauen Nils grosse Wälder und Gebüsche bildet,
deren bläuliche F ä rb u n g von den L au b k ron en des nahen Waldes
lebhaft absticht f .
Andere Strauchformen sind entweder auf die Gebirgsregionen
Sudans e in g e sch rän k t, oder sie treten im Charakter der Lan dschaft
zurück. Die Erikenform des Kap lan d e s (.B lairia ) findet sich auf den
Hochlanden Abessiniens und dem Camerun wieder. A u ch die P ro-
teaceenform ist hier eine fremdartige E r sch e in u n g , die nur auf entlegenen
Be rgterrassen in wenigen Arten (von Protea) vertreten wird,
nämlich im Innern von A n g o la 3Sj, auf den Höhenzügen am N y a s s a -
See 4°) und in Abessinien. D ie immergrünen Gesträuche der Ol'ean-
derform endlich (z. B . die E ric e e Leucothoe) in den oberen Reg ionen
des Camerun31) sind ein drittes Be isp ie l des Hinaufrückens von
Pflanzenformen der beiden gemässigten Zonen in das tropische G e birge
, aber die letztere Blattbildung fehlt auch nicht ganz in den
nubischen S a v a n e n , wo Schweinfurth 24) das üppige tiefgrune L au b
einer Capparidee (.Boscia) dem des politischen Rhododendron täuschend
ähnlich erklärt.
Zu den allgemein verbreiteten Erscheinungen gehört die B ildung
der Dornen und nimmt mit der Trockenheit des K lim a s an
Häufigkeit zu. D ie kleineren D orn s träu ch e r, welche die asiatischen
Steppen und die E in öden der S ah ara bew oh n en , dringen in die S a vanen
des T ie flan d s von Sudan ein [Tragacantha, A lh a g if von
diesem Verhältniss ist das ausgezeichnetste Be isp ie l d e rS id r [Zizyphus
spina Christi) , der als Strauch oder Zwergbaum von Palästina bis
Sennaar und Bornu reicht. In Sudan aber ist die Dornbildung nicht
auf die niedrigen', asiatischen und die S o d ad a-F o rm en beschränkt,
auch die B ä um e , namentlich die A c a c ie n , ebenso die Succulenten
sind oft mit stechenden Organen bewaffnet. In Nubien sind die
meisten Bäume d o rn ig 27), in gewissen Gegenden Abessiniens und in
Bornu soll fast kein Holzgewächs ohne Dornen Vorkommen2? ) , und
Aehnliches wird von L iv in g ston e über die an die Kalahari grenzen