als durch die Winternebel der Küste gefördert; und da die geneigte
Oberfläche, sowie der felsigeBoden dem gesellig verbundenen Wachsthum
der Pflanzen entgegenstehen, so sind alle diese Regionen den
Steppen der gemässigten und den Wüsten der heissen Zone ähnlicher
als den mexikanischen Bergsavanen. Vergebens erwartet
man, zu den Pässen ansteigend und sie überschreitend, auf den
Höhen einen kräftigeren Ausdruck des organischen Lebens als an
dem regenlosen Fusse der Anden. Wenn aber die ganze Küstenlandschaft
des stillen Meers als Wüste bezeichnet wird, so ist doch zu
bemerken, dass auch sie sich während der Garuas mit grünendem
Rasen und einem nicht unansehnlichen Blüthenschmuck von Stauden
bekleidet. Wo im Sommer eine pflanzenlose Einöde sich darstellt,
sind doch die Keime und Knospen im Steppenboden verborgen, und
nur in den höher gelegenen Abschnitten der Wüste Atacama giebt
es oberhalb der Nebelregion, weil hier auch der Sommerregen ausbleibt,
weiteStrecken von steinigem Boden ohne jedeSpur von Vegetation.
Aus der Ferne, vom Meere aus betrachtet, erscheint hier der
grüne Vegetationsstreifen der Küste, am Abhange der Berge, im Niveau
von etwa 2000 Fuss, bis wohin die Garuas reichen, scharf abgeschnitten
I4).
Wie in den Wüsten Afrikas, ist auch hier zwar der Baumwuchs
nicht völlig ausgeschlossen, aber auf zerstreutes Vorkommen und
unbedeutende Stammhöhe eingeschränkt. Die Anzahl einheimischer
Bäume ist gering, an der Küste finden sie sich fast nur an den Flussufern,
am Westabhang der peruanischen Kordillere (4000 bis
11500 Fuss) werden nur drei oder vier Arten erwähnt15)'. Selbst
in den dürrsten Gegenden der Wüste Atacama erblickt man zuweilen
einen einsamen Mimoseenbaum [Prosopis siliquastrum] I4), den die
Ader eines unterirdischen Quellenlaufs befeuchten mag. Die meisten
Bäume dieser Gegenden sind immergrün, sie gehören zu den Formen
der Oliven [Buddleja), der Tamarinde und derMimoseen, und durch
sie unterscheidet sich die Physiognomie der Landschaft ebenso sehr
von den Steppen der gemässigten Zone, wie durch ihr dürftiges
Wachsthum von den Savanenwaldungen der Tropen. Nirgends ist
die Höhe der Bäume mit der in den östlichen Andenthälern zu vergleichen,
und so gehen sie unmerklich in die allgemeiner verbreiteten
Strauchformen über. Der Begriff einer scharf bestimmten Baumgrenze
geht daher hier, wie in vielen andern tropischen Gebirgen,
verloren: er ist in der nördlichen Hemisphäre vorzugsweise an die
Formen der Steppen- und Wüstenvegetation. 407
Nadelhölzer geknüpft, die hochwüchsig bleiben bis zu den Höhen,
wo der Winterschnee sie niederhält, wogegen hier die Ausbildung
der Holzgewächse von dem Maass der Feuchtigkeit des Bodens und
des Dampfs in der Atmosphäre bedingt wird. Humboldt bemerktI3),
dass in Quito Stämme von 45 bis 60 Fuss Höhe oberhalb des Niveaus
von 8300 Fuss nur selten gefunden werden und dass die Sträu-
cher um so häufiger auftreten, je mehr die Bäume an Grösse ab-
nehmen: die eigentliche Waldgrenze liegt daher hier viel tiefer als
die der mexikanischen Nadelholzbestände, während die aequatorialen
Zwergbäume (.Polylepis) doch beinahe 1000 Fuss höher als dort8) m
das Gebirge hinaufsteigen.
Die Strauchformen, die gegen die untere Grenze der alpinen
Region hin durch geselliges Vorkommen an Bedeutung gewinnen,
sind in den tiefer gelegenen Küstenlandschaften ebenfalls nur späi-
lich vertreten, eine nackte Oberfläche ist hier der gewöhnliche Charakter
der weithin gestreckten Abhänge und Schutthalden. In der
häufigen Dornbildung der Sträucher kann man die klimatische Analogie
zwischen Peru und Chile erkennen (z. B. bei der Rhamneen-
o-attung Colletia, bei welcher die Belaubung oft ganz unterdrückt
ist, bei Berberis)-, in dem Blüthenbau der holzigen Synanthereen
äussert sich die geographische Verwandtschaft der Vegetations-
centren, namentlich in den Mutisiaceen (z. B. Chuquiragd) und andern
Gattungen (.Baccharis), die auch in den Nachbarländern gewöhnlich
sind. In der Gruppe der Synanthereensträucher mit Lippenblüthen
(den Mutisiaceen) kommen ebenfalls stechende Blätter und Dornen
häufig vor, lange Zeit erhalten sich ihre saftarmen Blüthenköpfe wie
bei der Immortellenform. Auf eine dieser Formen (.Bamadestd) be-
o-ründete HumboldtI5) eine eigene Region oberhalb der Grenze des
Hochwalds in Ecuador (8300 Fuss), der nach aufwärts subalpine
Sträucher aus verwandten Gattungen folgen (Chuquiraga, Mutisid),
die in diesen Höhen den ganzen Zug der westlichen Anden begleiten.
Die dornenlosen Sträucher gehören grösstentheils zu der Myrtenform,
indem in einer Mehrzahl von Familien die immergrünen Blatter von
geringer Grösse sich wiederholen: vorherrschend Synanthereen, sodann
Myrtaceen, und einzelne Gattungen von Onagrarieen (Fuchsia),
Polemoniaceen (Cantua) und Scrophularineen [Buddleja). Klimatisch
geschieden dagegen aus dieser Reihe der Myrtenformen sind die zahlreichen
subalpinen Ericeen [Gaultheria, Befaria, Vaccmimi). die in
Peru erst in der östlichen Sierra auftretenI5) und daher des Regen