damals russischen Niederlassung Ross 3), wo bei einer für diese Breite
ungemein niedrigen Mittelwärme (9° 2) der Sommer (n ° 3) vom
Winter (7° ,25) nur um vier Grade abwich, und sogar nur um fünf
Grade der kälteste Tag des Jahrs im Februar (6°, 9) dem wärmsten
im August (n°,7) nachstand. Dass nun die Kälte des Meers diesen
Verhältnissen zu Grunde liege, erkennt man daraus, dass unter derselben
Breite im Innern des Sacramento-Thals die Jahreswärme um
drei Grade höher ist (i2°,3) und der Unterschied von Sommer (170)
und Winter (6°,6) schon auf zehn Grade anwächst. Obgleich die
flachen Temperaturkurven Kaliforniens mit denen auf den tropischen
Hochebenen Mexikos gar wohl zu vergleichen sind, so besteht doch
in den Bestandtheilen der Flora kein Zusammenhang und nur in den
Vegetationsformen die Analogie, dass in beiden Fällen die Wälder
aus Nadelhölzern und Eichen gebildet werden, deren Arten indessen
ebenfalls nicht übereinstimmen, weil durch die dazwischen liegenden
Prairieen die Wanderung der Bäume verhindert wird.
Noch wichtiger als die Gleichmässigkeit der Temperatur ist für
den Vegetationscharakter und die Kulturentwickelung Kaliforniens
der regelmässige Wechsel einer feuchten und einer regenlosen Jahrszeit.
Da die Niederschläge, wie in Südeuropa, in den Wintermonaten4)
fallen, so wiederholen sich hier die wichtigsten Vorzüge
des Mediterranklimas, wiewohl dessen Wärme nicht erreicht wird.
Hieraus erklärt sich der hohe Aufschwung, den Kalifornien, nachdem
es sich seit der Entdeckung seiner Mineralschätze stärker bevölkert
hatte, auch der Mannigfaltigkeit und Ergiebigkeit seiner
Bodenerzeugnisse verdankt. Hier hat der europäische Weinbau Wurzel
geschlagen, die Feige, der Pfirsich und andere Früchte reifen hier
zu seltener Vollkommenheit, Cerealien und Futtergewächse liefern
streckenweise ungewöhnliche Erträge. Allein hiebei kommen auch
die geographische Lage und die Bewässerung durch die Küstenflüsse
in Betracht, die erstere dadurch, dass die Dauer der Regenzeit von
Norden nach Süden sich allmälig verkürzt, bis auf der kalifornischen
Halbinsel dieselben Beschränkungen der Vegetationsperiode ein-
treten wie in den südlichen Prairieen. Zwar ist das Maass der Niederschläge
auch im Norden nicht bedeutend und um die Hälfte geringer
als in den atlantischen Staaten, aber in S. Francisko befeuchten sie
den Boden sechs Monate lang vom November bis zum April, in
S. Diego ist schon der März trocken und mit dem April beginnt eine
sieben Monate anhaltende , regenfreie Jahrszeit. Die von der Polhöhe
abhängigen Vortheile des kalifornischen Ackerbaus bestehen
eben darin, dass, je mehr man sich der Francisko-Bai und dem
Oregon nähert, eine um so viel längere Zeit für die Entwickelung
der Kulturgewächse bis zur Sommerdürre gewonnen wird.
Der Wechsel trockener und nasser Jahrszeiten in Ober-Kalifornien
beruht nicht, wie in Südeuropa, auf den allgemeinen Bewegungen
der Atmosphäre, sondern auf dem Charakter von örtlichen
Küstenwinden und auf dem kalten Meeresstrom, der hier, ähnlich
wie in Peru, einen besonderen Einfluss auf die Niederschläge ausübt.
So lange die regenlose Jahrszeit dauert, herrschen an diesen Küsten
ununterbrochen nordwestliche Windes). Der Temperaturunterschied
zwischen den warmen Längsthälern am Fusse der Sierra Nevada und
dem gleichzeitig kälter werdenden Meeresstrom2) ist im Sommer am
grössten. Die Luft erwärmt sich, indem sie diesen Thälern zu
strömt, und kann also keinen Niederschlag erzeugen. Nur über dem
Meere selbst entstehen Nebel, welche die Küste nicht befeuchten,
auch in dieser Jahrszeit. Wie jeder kältere Körper an seiner Obei-
fläche den Wasserdampf der ihn umgebenden wärmeren Luft verdichtet
. so wirkt auch eine kühlere Wasserfläche die Feuchtigkeit
anziehend und sammelnd, so können die Nebel des kalifornischen
Meeresstroms sogar zur Trockenheit der nahen Küste beitragen.
Dass die Kälte dieses Stroms zu der Regenlosigkeit des Sommers in
Beziehung stehe, scheint namentlich auch daraus hervorzugehen,
dass die Nordgrenze der kalifornischen Flora mit demjenigen Parallelkreise
nahezu zusammenfällt, wo das kältere Wasser die Küste zuerst
erreicht [45 0 N. B ,]2). Weiter im Norden fliesst nämlich jener
Polarstrom in einiger Entfernung vom Lande an der Oregon-Küste
vorüber, und hier regnet es nun auch im Sommer6).
Die kalifornische Regenzeit selbst wird von einer südöstlichen
oder auch südlichen, also äquatorialen, von der Sierra Nevada abgelenkten
Luftströmung begleitet2), über welcher jedoch die Wolken
in den oberen Schichten der Atmosphäre nach Osten ziehen. Die
Vermischung dieses auf die tieferen Regionen beschränkten Gegenwindes
mit den darüber hinwehenden , kälteren, westlichen Luftströmungen
scheint den Regen zu erzeugen. Aber der grössere
Theil des pacifischen Wassersdampfs, den aus weiten Fernen das
stille Meer dem Kontinent zuführt, entladet sich erst an den Höhen
der Sierra Nevada und der Rocky Mountains.
Die Vertheilung der Niederschläge über das Jahr ist demnach