ein solches Sumpfland. Hier wuchert auf das Ueppigste eine Vegetation
, die zwar den tropischen Formationen des feuchten Bodens
und der Gewässer ähnlich ist, aber doch eine eigene Gruppirung der
vorherrschenden Pflanzen zeigt. Zu den häufigsten gehört die mit
blauen Blumen prangende Camalote (.Pontederia azurea) und auf dem
Wasserspiegel schwimmen zuweilen die gigantischen Blätter der
Victoria.
Vegetationscentren. Die Einförmigkeit der Pampasvegetation
ist so gross, dass Tweedie2s) während der Reise von Buenos
Ayres nach Tucuman zu Anfang des Herbstes auf einer Strecke von
24 g. Meilen nur 9 verschiedene Arten von blühenden Pflanzen antraf.
In grossen, fast wagerechten Ebenen, die mit ihrem gleichartigen
Sediment langsam aus dem Meere hervorgestiegen sind, fehlt
jeder örtliche Unterschied in den Standorten, in der Mischung und
Feuchtigkeit der Erdkrume, wodurch eben sonst die einzelnen Pflanzen
sich von einander unabhängig erhalten, indem jede sich da behauptet,
wo sie den angemessensten Boden findet. Wie nach einer
früher mitgetheilten Beobachtung26) bei der künstlichen Berieselung
einer Wiese, wo Alles geebnet und gleichmässig befeuchtet wird, der
Graswuchs sich so vereinfachen kann, dass der Rasen zuletzt nur
noch aus einer einzigen Art besteht, so wurde durch die natürliche
Bildungsgeschichte der Pampas die Geselligkeit einiger wenigen Gewächse
und besonders der Gräser in solchem Grade befördert, dass
für die Erhaltung oder Ansiedelung anderer Arten kein Raum mehr
übrig blieb: Allein hierdurch wird kein Aufschluss darüber gegeben,
dass dieselben Formationen, welche, weil sie besser zum Klima und
Boden ihrer Heimath passten, die Vegetation der Nachbarländer zurückwiesen,
vor der Einwanderung aus ähnlichen Klimaten ferner
Erdtheile sich nicht zu schützen vermochten und von dieser immer
mehr verdrängt werden. Denn nicht bloss ist dies mit jenen Disteln
der Fall, vor denen die einheimische Flora in so weitem Umfange
zurückgewichen ist, sondern auch da, wo die Physiognomie der
Landschaft unverändert scheint, erblickt man Gräser und Kräuter
europäischen Ursprungs2?), durch welche der Bestand der Vegetation
unter dem Einflüsse der Kolonisation ein anderer geworden ist. Die
Armuth der Vegetationscentren scheint mit der Schwäche ihrer
Widerstandskraft im Verhältniss zu stehen, und, wenn man sieht,
wie so manche Erzeugnisse der Chanarsteppe auch in Chile, einige
in Brasilien Vorkommen, möchte man geneigt sein zu zweifeln, ob den
Pampas überhaupt ein endemischer Charakter zukomme und, was
ihnen eigenthümlich scheint, nicht in früherer Zeit ebenfalls von auswärts
auf sie übergegangen sei. Noch ist die Systematik der argentinischen
Flora und das Wohngebiet ihrer anscheinend doch endemischen
Arten und Gattungen zu ungenügend erforscht worden, um
diese Frage mit völliger Sicherheit beantworten zu können. Aber
so viel kann man wenigstens als festgestellt ansehen, dass die weiten
Tertiärgebilde und ihre Alluvionen nur eine geringe Zahl eigenthüm-
licher Gewächse hervorgebracht haben, dass ihre Flora in dieser
Hinsicht mit der schöpferischen Kraft des Kaplandes und Australiens
nicht entfernt verglichen werden kann, wo das Klima wenig oder gar
nicht bevorzugt ist, der Boden aber mannigfaltigere Standorte bietet
und seit einer viel älteren geologischen Zeit als Festland bestanden
zu haben scheint.
Nur wenige Pflanzensammlungen sind aus dem Pampasgebiet
bis jetzt nach Europa gelangt, und auch diese wurden nur sehr lücken-
liaft bearbeitet28). Wenn man auch den nur hier beobachteten Arten
die nicht endemischen und angesiedelten hinzufügt, wird ihre Anzahl
schwerlich auf mehr als 1000 zu schätzen sein. St. Hilaire sammelte
während der besten Jahrszeit in Uruguay und brachte nur ungefähr
500 Arten zusammen?). Er bemerkt, dass von diesen nur 15 zu
nicht europäischen Familien gehören, die aber grösstentheils auch in
Nordamerika anzutreffen sind. Gegen die Meinung, dass die Flora
näher mit der europäischen als mit den übrigen der Südhemisphäre
verwandt sei, trat Bunbury auf11), der das Land selbst besucht und
eine der vollständigsten Sammlungen (die von Fox) benutzt hat. Er
führte an, dass einige Familien (die Solaneen, Verbenaceen, Ama-
rantaceen, vielleicht auch die Malvaceen) hier stark, in Europa
schwach vertreten sind, dass einige der bei uns vorherrschenden ganz
fehlen, und dass unter den nicht europäischen Gattungen (über 100)
einige durch die Anzahl ihrer Arten oder durch die Geselligkeit ihrer o
Individuen einen bedeutenden Bestandtheil der Vegetation ausmachen.
Wenn man indessen die argentinische Flora nicht mit
Europa, sondern mit Nordamerika vergleicht, so verlieren diese Einwürfe
ihr Gewicht, und es gilt für die Pampas, wie für Chile, dass
unter entsprechenden Breiten eine weit grössere Analogie mit der
nördlichen als mit den nicht amerikanischen Gebieten der südlichen
Hemisphäre besteht. Die systematische Uebereinstimmung ist sogar
noch grösser als in Chile, wo einige Fälle räumlicher Verwandtschaft