dicken Holzkörpers ist den Rotangpalmen eigen. So erreichen sie
vonBaum zu Baum fortkletternd, eine ausserordentliche Ausdehnung,
und man hat die biegsamen Stämme zuweilen mehrere hundert Fuss
[300 Fuss] I2) weit verfolgen können, ohne ihr Ende zu erreichen.
Oft befestigen sie sich mit dornigen Ranken, in welche ihre Blattstiele
auslaufen, und mit noch viel stärkeren Dornen pflegen die
Scheiden des Laubes besetzt zu sein. Durch diese überall in den
Wäldern des Monsungebiets verbreiteten Rotangpalmen werden, im
höheren Maasse als durch die übrigen Lianengeflechte, die indischen
Jungles so unzugänglich; um einzudringen, müssen sie Schritt für
Schritt mit der Axt beseitigt werden. Sie erschweren die Jagd auf
die stärkeren Thierformen, die sie in ihren Schlupfwinkeln sicher
beschützen, in solchem Grade, dass ungeachtet der dichten Bevölkerung
eine Abnahme des Tigers kaum bemerkt wird.
Neben den Palmen zeichnen sich unter den monokotyledonischen
Holzgewächsen die indischen Bambusen durch ein hohe Mannigfaltigkeit
der Gestaltung und durch ihr noch allgemeineres Vorkommen
aus. Zollinger’s Darstellung der javanischen Arten I2) gewährt einen
Ueberblick über ihren verschiedenartigen und doch in den Hauptzügen
übereinstimmenden Wuchs. Es giebt Arten, deren Stamm
iibei hundert Luss erreicht (130' hohe wurden gemessen), die
gewöhnliche Grösse beträgt zehn bis fünfzig Luss. Niedriger und
dichter verflochten sind besonders die dornigen Bambusen, die fast
undurchdringliche Gebüsche bilden. Die Dicke des Stamms schwankt
zwischen einem Luss und wenigen Millimetern1?}. Die Farben des
Laubes wechseln zwischen reinem Grün und matt gelblichen Tönen.
Am längsten werden die als Lianen vegetirenden Arten (z. B. Di-
nochloa) , die demnach in diesem Formenkreise den Rotangpalmen
entsprechen, und deren Aeste mit ihren zarten Blattbüscheln aus den
Baumkronen zierlich herabhängen. Die schlankeren Formen verjüngen
nach oben den durch Kieselgehalt erhärteten Stamm, der an
seinen Knoten mit den kurzen Zweigen und deren Blattbüscheln der
Länge nach besetzt ist. Wie ein gigantisches Rohr streben sie vom
Boden, wo sie rasenartig verbunden sind, nach aufwärts und neigen
sich zuletzt nach allen Seiten in sanftem Bogen, ihr Laub gegenseitig
verschränkend. Ihr geselliges Zusammenleben, die dichte Anordnung
der Stämme, die im Winde sich berührend ein leises Geräusch
erzeugen, der mit ihren abgestorbenen Blättern bedeckte Boden
schliessen innerhalb des Bambusenjungles jede fremdartige Vegetation
aus. So ausnehmend rasch auch das Wachsthum der Bambusen
bei reichem Wasserzufluss vor sich geht, so dass in wenig
Tagen der Stamm um ganze Fusse gleichsam sichtbar sich verlängern
kann, so ertragen sie doch den Stillstand trockener Jahrszeiten und
sind daher sowohl im feuchtem Walde als in den düiren Savanen
heimisch, ln dem trockeneren Klima herrschen indessen die niedii-
geren Gebüschformen, einige Arten werfen sogar ihr Laub periodisch
abIZ). Die grösste der in Siam einheimischen Bambusen entwickelt
ihre Garbe von 80 bis 100 Fuss hohen Stämmen in dem Zeitraum
von drei bis vier Monaten und sinkt dann, in der trockenen Jahrszeit
absterbend, zuBoden18). Unter welchen Bedingungen gewisse Arten
von Bambusen auch bei niedrigen Temperaturen gedeihen, wird bei
den Regionen des Himalaja nachgewiesen werden, wo dieselben in
Sikkim bis zur Baumgrenze ansteigen.
Die Pandanusform, die von den Palmen sich durch eine Rosette
von einfachen, starren Schilfblättern unterscheidet, pflegt den Stamm
zwar in einige Aeste zu theilen, aber die Lauborgane krönen deren
Gipfel wie bei anderen monokotyledonischen Bäumen. Wechselnd
in ihren Grössenverhältnissen und von dem Jungle nicht ausgeschlossen,
sind die Pandaneen für die Küstenphysiognomie des Monsungebiets
und namentlich auf den Südseeinseln besonders charakteristisch,
wo sie, auf Luftwurzeln gestützt, den dürren Sandboden
oder auch den nackten Fels bewohnen. Nach ihrem Vorkommen zu
urtheilen, scheinen sie weniger des dauernden Wasserzuflusses durch
die Wurzeln, als der Feuchtigkeit der Luft zu bedürfen, die ebenso
wie die Festigkeit ihres bläulich fahlen Laubes, den Saft zu entweichen
hindert. Auch unter den Pandaneen giebt es stammlose
Formen, die auf dem sumpfigen Küstenboden einiger Molukken der
Nipa-Vegetation entsprechen (.Pandanus caricosus), und in einer auf
den indischen und pacifischen Inseln weit verbreiteten Gattung [Fi ey
cinetia) wiederholt sich auch der rankende Wuchs der Rotangpalmen.
Das weichere und biegsamere Blattgewebe der der Pandanusform
übrigens so ähnlichen Liliaceenbäume ist auf dem indischen Archipel
durch einige Dracaenen (Cordyline) vertreten, aber im Ganzen dem
Monsungebiete ziemlich fremdartig.
Die Pisangform trägt eine Rosette von ungetheilten, breiten,
elliptisch gerundeten, glänzend grünen Blättern, die in der Richtung
der Gefässbündel wegen ihrer Grösse leicht zu Fetzen zerreissen.
Der einfache Stamm bleibt verhältnissmässig niedrig und weich,