nen9&) ruht in der That allgemein auf einem tiefen Thonlager
welches die Feuchtigkeit, aber doch nur in einem geringen Grade'
zurückhält, indem eine grosse Schwierigkeit besteht, trinkbares
Wasser zu bekommen und die Heerden zu tränken. Bei jeder neuen
Ansiedelung ist die Anlage von Brunnen nothwendig, die oft eine
Tiefe von mehr als hundert Fuss haben und daher schwer zu benutzen
sind. Ueber jenem Thonlager liegt hier nur eine schwache
und ebenfalls thonreiche Humusdecke, die höchstens 1 6 Zoll stark
ist. Durch einen grösseren Thongehalt in den oberflächlichen Erdschichten
ist eben auch die doch viel magere Vegetation der westlichen
Kirgisensteppe charakterisirt, wo die Thyrsa schwindet, Tri-
ticeen ihren Platz einnehmen und viele der grösseren, südrussischen
" tauden fehlen ro2) • Aus der ungleichen Beschaffenheit des Untergrundes
ist eine Erklärung solcher Verschiedenheiten zu erwarten.
Fodann ist aber auch das Relief der Grassteppe von grossem Einfluss
auf die Vegetation: der geringe Schutz, den Terrainwellen gegen
die Sturme gewähren, fördert die Mannigfaltigkeit der Arten und
lasst der Energie ihres Wachsthums freieren Spielraum, während zugleich
durch den Zufluss des Wassers an der Oberfläche des geneigten
Bodens die tiefer gelegenen Standorte an Feuchtigkeit gewinnen.
o die Steppe nur etwas wellig gebaut war, sah Baer?8) sie reicher
mit Thyrsa bewachsen und um so dichter begrast, je deutlicher die
Spuren des von mehreren Seiten zufliessenden Wassers zu erkennen
waren. Auf dürrem Flugsande gedieh kein Thyrsarasen, aber ein
sandiger Boden, der durch Feuchtigkeit einigermaassen gebunden
war, erzeugte eine Gramineenvegetation, die der Reisende als »ein
wogendes Stipafeld« beschreibt.
Die Sandsteppe unterscheidet sich dadurch von der Grassteppe
dass mit der Feuchtigkeit der oberflächlichen Erdschichten der Gramineenrasen
verschwindet und die Stauden und Kräuter den Strauch-
formen ganz untergeordnet sind. In Khorasan und selbst in der
usff Karakum am Aralsee sind die Sandstrecken mit Calligoneen
und ähnlichem nackten Gestrüpp dicht bewachsen I02) Diese Ge-
genden, so ungleich in ihrem Niveau, stehen doch insofern unter
ähnlichen physischen Bedingungen, als die Dürre dieselbe ist, mögen
nun zusammenhängende Gesteine, oder gröbere Gerolle oder auch
fernere Sandmassen an der Oberfläche liegen, so dass von der Fels-
s eppe bis zu den beweglichen Dünenbildungen die verschiedensten
Uebergange Vorkommen können. Wie die Formen der Steppensträucher
von der Art der Bewässerung des Bodens und des Untergrundes
abhängig waren, so auch ihre Vertheilung. Die Traganth-
sträucher der Hochsteppen wachsen gesellig, ihre belaubten Aeste
dicht unter einander verwoben , oft bilden sie ein dichtes und , wenn
auch niedriges, doch wegen der überall hervorragenden Dornen fast
unbeschreitbares Gestrüpp. Das Tiefland hingegen ist überall zugänglich,
zwischen den mageren Verzweigungen der Spartiumform
ist der gelbliche, humusfreie Boden sichtbar, und, indem die Sträucher
sich vereinzeln oder nur gruppenweise verbunden sind, je nachdem
die Feuchtigkeit hier sie zu nähren ausreicht und dort versiegend
sie nicht aufkommen lässt, verwandeln sich die Sandsteppen in unbewohnbare
Wüste. In anderen Gegenden sind sie nicht ohne Graswuchs,
und an die Stelle des Gestrüpps treten dornige Halbsträucher
[Alhagi) : so werden sie durch Uebergänge mit den Grassteppen vermittelt.
Der Unterschied beruht überhaupt nur zum Theil auf den
Pflanzenformen : auch die Dichtigkeit der Vegetation ist von Einfluss
darauf, wie viel Humus abgelagert wird, und diese ist bei manchen
Dornsträuchern weit grösser als die der Gramineen und Stauden in
der Grassteppe.
Wo in den Sandsteppen und Wüsten der Thongehalt des Bodens
zunimmt, wechseln sie, sobald das Wasser denselben nicht völlig
aussüssen konnte, mit den Halophyten der salzführenden Erdkrumen.
Oft sind die Dünenwellen des Flugsandes von Thälern gefurcht, wo
die Feuchtigkeit sich in Morästen sammelt, deren Vegetation mit der
der Salzsteppe übereinstimmt, und ebenso findet man in dieser zuweilen
kleine Oasen von gutem Graswuchs an Orten, wo an der
Oberfläche das Salz entfernt worden ist. Die Salzsteppe lässt je nach
ihrer Feuchtigkeit und nach der Menge des Salzes eine Reihe von
Formationen unterscheiden. Der dürre Boden geneigter Abhänge,
die ebene Lehmsteppe, die anstehenden Gesteine und die feuchteren
Standorte üben ihren Einfluss auf die Anordnung der Halophyten.
Das Gemeinsame aller dieser Formationen aber besteht in dem Vorwalten
der Chenopodeen und Artemisien und darin, dass diese Gewächse
sich den Sommer hindurch frisch erhalten und erst in den
Herbst die Zeit ihrer Befruchtung fällt.
Von der Halophytenvegetation geneigter Berg- und Hügelgehänge
giebt die Abdachung des Kohrud im Süden der persischen
Salzwüste ein Beispiel io1) , wo dieselbe mit der der Sandsteppen sich
vermischt. In den Thälern gräbt man Brunnen, deren Wasser