Verdunstungskraft so sehr übertreffen, so steuern die Wälder gleichsam
einen Zoll zu dem Wasserdampf des Se ep a ssats, und wenn sie
ihn auch nicht sogleich als Niederschlag zurückempfangen, so
kommt er ihnen doch früher oder später zu Gute, sobald ein Gewitter
sich bildet oder von der Binnenseite der K ü sten g eb irg e aus der unterirdische
Wasserlauf verstärkt wird.
E in vom Tafellande abweichendes K lim a ist dem niedrigen Vorlande
der Westküste eigen, welches in einer wechselnden Breite von
6 bis über 20 g . Meilen9) vom K a p Negro in S iid -B en gu e la (160
S . B .) bis über den Gariep hinaus die Be rgterrasse vom atlantischen
Meere scheidet. A u f diesem Küstenstreifen fehlen die Gewitter der
inneren L an d scha ften, hier regnet es fast niemals, und, wiewohl
starker T h au gewöhnlich ist und auch in den Wintermonaten dichte
Nebel das L an d verschleiern, so hält doch der Boden die Feuchtig-
keit nicht zurück und es entsteht eine unbewohnbare Sandwüste.
B is zum K a p Negro wird diese Küste von dem kalten südatlantischen
Meeresstrom bespült, und neun Monate lang wehen südliche Winde
bei klarem, wolkenlosen Himmel, nur von einem leichten Dunst am
Horizont begleitet. In den drei Wintermonaten ist die L u ft entweder
still oder schwache Brisen kommen aus Nordwesten und diese sind
e s , die den starken Nebel hervorbringen. D ie R eg en losigk eit ist
eine Wirkung des Südwindes, eines durch die Küstenlinie aus seiner
Bahn etwas abgelenkten Passats, der auf seinem W e g e nach Norden
sich erwärmt und den W a sserd am pf auflöst, der nur des Nachts als
T h au sich verdichtet. Da ss aber auch die kalte Meeresströmung zu
der Wolkenlosigkeit der Atmosphä re und zu den winterlichen Nebeln
in Beziehung s te h t , ist nach den ähnlichen Ersche inung en an der
peruanischen Küste wahrscheinlich, wo dieses Verhältniss näher erörtert
werden wird. Gewiss ist es nicht ohne Bedeutung, dass die
K a lah a r i-K ü s te in dreifacher Beziehung mit der peruanischen übereinstimmt,
in ihrer Erstre ckun g von Norden nach Sü d en , in den
vorherrschenden Südwinden und in dem kalten Meeresstrom, der sie
gerade so weit berührt, wie die Dürre des K lim as reicht. Ebenso
hat auch Peru einen wolkenlosen H im m e l, der nur durch Winternebel
unterbrochen wird, und so haben sich auch an beiden Küsten
die Guano-Vorräthe anhäufen können, ohne durch atmosphärische
Niederschläge von ihren Eiland en fortgespült zu werden!
Ueber die Wärmeverhältnisse der Kalah ari ist man bis jetzt nur
sehr unvollständig unterrichtet, aber auch in dieser Beziehung soll
die Küste sich wesentlich von dem inneren Tafellande unterscheiden.
Unter dem Einflüsse des kalten Meeresstroms, dessen Temperatur
nur geringen Schwankungen unterliegt, ist das K lim a der Kü ste
gleichmässig und im Verhältniss der g eographischen Breite kalt, etwa
mit dem des südlichen Irlands zu vergleichen. D ie Temp eratur soll
am Meeresufer gewöhnlich zwischen 8° und 1 3 0 R . sich b ew e g e n 10),
also bedeutend niedriger sein als in der K ap stad t. A lle in derselbe
Gewährsmann, dem diese A n g ab en entlehnt sind, erwähnt, dass im
Sommer zu Scheppmannsdorf, wenige Meilen von der K ü ste , das
Thermometer bei überaus trockener L u ft längere Zeit hindurch tä g lich
auf 3 50 R . gestieg en s e i rI).
Wiewohl das Ta felland der K a la h a r iI2) in einem durchschnittlichen
Niveau von etwa 4000 F u s s lie g t, ist die Temperatur daselbst
doch ohne Zweifel höher als an der K ü s te . Doch hat man
darüber bis jetzt nur vereinzelte A n g a b e n ^ ) , wonach die hauptsächlichste
Verschiedenheit darin b e steh t, dass im Frühling und
Sommer die Hitze sehr gross ist, im Winter hingegen das T h e rm o meter
häufig unter den Gefrierpunkt herabsinkt. In den südlichen
Gegenden der K a lah a r i (290 S . B.) beobachtete Burchell während
des5Sommers eine durchnittliche T ag e sw ä rm e von 2 5 °R . , mit einer
Variation von 90 bis 28°; im Winter fand er zu L itaku n (270 S . B.)
zwar die Temp eratur nur auf den Mittelwerth von 17 ° R . gesunken,
aber die Variation ergab grössere Unterschiede zwischen der Nacht-
und T age sw ärm e. Mehrmals zeigte sich auf seiner R e ise in diesen
Gegenden E isb ild u n g oder Reif, und einmal schneite es so g a r einen
ganzen T a g lang. Noch im Oktober, also in der Mitte des F rü h lings,
ereignete es sich einmal, dass das Thermometer früh Morgens
— 3°. 5 R . unter dem Gefrierpunkt stand, aber an dem Nachmittage
auf 220 Wärme stieg. V erg leicht man Burche ll’s Messungen, die in
die Jahre 1 8 ix und 18 1 2 fallen, mit den A n g ab en der neueren Zeit,
so findet sich keine solche V ersch ied en he it, dass man annehmen
müsste, die fortschreitende A usrottu ng der Wälder habe seitdem
einen nachweisbaren Einfluss auf die Wärme der Kalahari ge
äussert.
Vegetationsformen. S o gross auch die Aehnlichkeit der
Temperaturverhältnisse ist, welche die beiden Wendekreiswüsten
Afrikas verbindet, und so sehr diese Uebereinstimmung der p hy sischen
Lebensbedin gung en durch die Dürre des Bodens und durch
die sandige oder steinige Beschaffenheit der Erdkrume g esteigert