
 
        
         
		Japan  merkantilisch  abhängig  sind  und  sich  hieran  ein hohes ökonomisches  
 Interesse  knüpfte,  weil  zum Austausch  in  dem Opiumhandel  
 nur  ein bedauernswerther und  unzureichender Ersatz  jenen  Ländern  
 zurückgegeben werden konnte,  so  war  es  eine  der wichtigsten Aufgaben, 
   die Thatsachen zu  erforschen,  weshalb  der Anbau  des Thee-  
 strauchs  in  anderen Klimaten  nicht  gelingen  wollte.  Denn  hiemit  
 verhält  es  sich  anders wie mit den  tropischen Pflanzenkulturen,  die  
 in  den  gemässigten Zonen  unmöglich  sind.  Der Handel mit den Erzeugnissen  
 ungleicher Breitengrade  hat  eine  natürliche  Grundlage  
 und  gleicht  sich  gegenseitig aus,  wenn  die  von  der Natur  weniger  
 begünstigten Nationen  die Hülfsquellen  ihrer Industrie  in  die Wagschale  
 legen.  Bei dem Austausch zwischen verschiedenen Meridianen  
 fehlt  diese Ausgleichung,  insofern  der Anbau  sowohl  als  die Arbeitskraft  
 von physischen Bedingungen  abhängen,  die  in  derselben Zone  
 gleichartiger  sind.  Warum  sollte  es  nicht  möglich  sein,  den Thee-  
 strauch,  der  in  China  unter  dem  30.  Breitengrade  einheimisch  ist  
 und  fast  bis  zum  40.  in  Japan  gedeiht,  auch  nach  Südeuropa  oder  
 nach  den  südlichen  Vereinigten  Staaten  zu  verpflanzen?  Hieran  
 schliesst  sich  ferner  die  Betrachtung,  dass  in  den  besten  Thee-  
 distrikten  Chinas,  wo  der geneigte Hügelboden  diesem Kulturzweige  
 dient,  die Ebenen  hingegen  von Moruspflanzungen bedeckt  sind,  das  
 zweite Haupterzeugniss  des Landes,  die  Seide,  in  demselben Klima  
 wie  der Thee  gewonnen  wird.  Nun  hat  sich  im Mittelalter,  als zur  
 Zeit  der Kreuzzüge  und  der mongolischen Eroberungen  die  Verbindungen  
 Europas mit dem östlichen Asien lebhafter waren,  der Seidenbau, 
   der  am  mittelländischen  Meere  im  sechsten  Jahrhundert  begann  
 ,  daselbst  weiter  entwickelt,  ohne  dass  der Theestrauch dem  
 Maulbeerbaume gefolgt wäre.  Warum könnten nicht,  sollte man meinen, 
  diese Gewächse auch hier vereint unter Naturbedingungen gebaut  
 werden,  die  in China  für beide wenigstens  klimatisch  dieselben  sind?  
 Die Abhänge  des Appennin,  der  die  lombardische Ebene  umkränzt,  
 gleichen  den Boheahügeln und  scheinen  dazu  einzuladen.  Die Versuche, 
   den Theestrauch  in  anderen Ländern  zu  akklimatisiren,  sind  
 lange Zeit bloss  deshalb  gescheitert,  weil  man  weder  die Natur des  
 Gewächses,  noch  die Art des Anbaus  hinlänglich  kannte.  Weil  der  
 Thee  von Canton,  also  vom Wendekreise,  kam,  hielt  man  ihn  für  
 ein  tropisches  Erzeugniss.  Der Theestrauch  des  südlichsten  Chinas  
 (Thea  Bohea)  liefert  ein  verhältnissmässig werthloses  Produkt,  entweder  
 weil  die Art  von  der  der Theedistrikte  (Th.  zdridis)  wirklich 
 verschieden,  oder weil  das  tropische Klima nachtheilig  ist.  Hieraus  
 erklärt  sich,  dass  alle Unternehmungen,  die Theekultur m  die  tio-  
 pischen  Kolonien  Asiens  und  Amerikas  einzuführen,  fehlgeschla- 
 ^   Fortune  war  der  Erste,  der  die  Theedistrikte  Chinas  mitersuchte  
 und  dieBedingungen des Anbaus,  die Abhängigkeit der T  eesorten  
 von  dem Zeitpunkt  der Ernten  und  der Art ihrer Zubereitung  
 sowie die Verfälschungen des grünen Thees genauer kennen lehre  ). 
 Ihm  gelang  es,  die Theekultur  nach Assam,  in  den  östlichen Huna-  
 L   mit Erfolg  au  verpflanzen,  wo  man  die  ächte Art  (Th.  viridis]  
 einheimisch  gefunden  hatte.  Seitdem  ist  die  Meinung  a lgemem  
 geworden,  dass  die Theekultur überall  in  tropischen Gebirgsklimata»  
 möglich  sei,  obgleich Assam  doch  schon beträchtlich weit ausseihalb  
 des Wendekreises liegt.  Aehnliche Versuche in den wärmeren Gegenden  
 der gemässigten Zone  zu unternehmen,  wurde  darüber vernachlässigt, 
   nur  in Amerika  ist dies,  anscheinend ohne Erfolg,  empfohlen  
 worden.  Um  diese Frage  zu würdigen,  müssen wir Fortune s Untersuchungen  
 zu  Grunde  legen.  Aus  seiner  Karte  des  Kultuigebiets  
 der Theep Atzungen ■*)  geht hervor,  dass  der beste Thee in der bähe  
 der chinesischen Küste,  zwischen  27 0  und  320 N.  B.  erzeugt wir  
 die Polargrenze  der Theekultur  erreicht beinahe  den 4°. Bre.tengra  .  
 Assam  liegt mit  den  chinesischen Theed.stnkten,  die  sich.von  er 
 Provinz  Tschekiang  an  der  Küste  bis  Szetschuan  an  die G ie ren   
 Tibets  erstrecken,  in  gleicher Breite,  aber  wie verschieden  ist ubr-  
 gens  das Klima.  In Assam“ )  ist die  Jahrestemperatur hoher  (  9  ),  
 derUnterschied der Jahrszeiten  geringer,  aber  es.fehlt die Insel1  , 
 acht Monate  vom März  bis  zum Oktober  dauert  die R<=g“ Pe  ' 
 und  dichte Nebel  herrschen  im Winter.  Unter  derselben Breite  ist  
 in ChtL derWinter  zwar  auch milde,  aber derTheestrauch hat doch  
 Frost  zu  ertragen,  und  in  der Mitte  des  Sommers,  nach  der Kege  
 zeit  steigt  bei  heiterem  Himmel  die Wärme  ausserordentlich  (auf  
 , „ o’r   ).  Dazu  ist  die Theekultur  in Assam  auf die  feuchtere Thalseite  
 beschränkt“ ),  wo  der Strauch  in  tiefen Gründen ü ü ^ p o  dichtem  
 Baumschatten  wächst,  dass  die  Sonnenstrahlen  nicht ^u  ihm 
 eindringen.  Die Kultur  ist daher,  wenn  auch  eine  sü'enger^ nte  -  
 kälte  sie  ausschliesst,  doch  von  der Temperatur  m hohem Maasse  
 unabhängig.  Da  ferner der Theestrauch  auf einer  so  weiten  Strecke 
 vom östlichen Fusse  des tibetanischen Himalaja bis zur Küste in 
 einheimisch  ist  oder  gebaut  wird,  so  ist  anzunehmen,  dass  alle