liehen Staaten Nordamerikas, wo ebenfalls ein stärkerer Regenfall
stattfindet als in dem grössten Theile Europas. In anderer Beziehung
ist die Erscheinung vielmehr mit Japan als mit China zu vergleichen,
insofern auf dem Festlande des östlichen Asiens tropische
Pflanzen selbst aus Indien einwandern, auf den Inseln hingegen die
Vertreter tropischer Familien meist endemisch sind, also nur eine
klimatische Analogie mit den Tropen andeuten. Weder von Cuba
und den Bahamas noch von Mexiko sind tropische Organisationen in
die atlantischen Staaten gelangt, sondern was diese von ähnlichen
Bildungen besitzen, ist daselbst ursprünglich entstanden. Wie Japan
durch das Meer von Indien abgesondert ist, so werden die südlichen
Staaten von Westindien durch den Golfstrom und von Mexiko durch
die Prairieen so völlig getrennt, dass nur wenige Vermischungen
über diese Naturschranken hinaus stattgefunden haben und der Austausch
sich fast nur auf einzelne Küstenpflanzen beschränkt.
Weniger leicht erklärlich ist es, dass die tropischen Familien
der östlichen Wälder dem Westen fremd geblieben sind, wo die
Gleichmässigkeit des Küstenklimas dem tropischer Gebirge ähnlich
und die Regenmenge nicht minder gross ist TJ). Es scheint von Bedeutung
zu sein, dass die tropischen Organisationen sämmtlich in den
südlichen Staaten ihre Heimath haben und von hier aus in die nördliche
Laubholzzone vorgedrungen sind, wo die Sommerwärme langsam
abnimmt und selbst in Kanada noch höher ist als an der Küste
des Oregons). Wenn auch im Innern des britischen Kolumbien der
Sommer wahrscheinlich ebenso warm ist wie in Kanada, so konnte
doch von hier aus nicht leicht eine Einwanderung stattfinden, über
weite Waldflächen, wo eine kontinentale Verkürzung der Vegetationsperiode
eintritt, und aus denen die Rocky Mountains sich erheben,
noch weniger aber im Süden, wo die Prairieen den Zwischenraum
einnehmen. Allein entscheidend ist der Umstand, dass auch die
Flora Kaliforniens kaum Spuren von tropischen Familien enthält und
in dieser Beziehung völlig von den südlichen atlantischen Staaten
abweicht. Also auch von hier aus war keine Einwanderung solcher
Formen in das Oregongebiet möglich. Von Mexiko ist Kalifornien
durch die westlichen Prairieen und Wüsten völlig abgesondert, aber
dass dieses Land an eigenen Vertretern tropischer Familien so arm
ist, darüber wird uns dessen Klima keinen weiteren Aufschluss bieten,
als dass auch hier die Sommerwärme geringer ist als in den
östlichen Staaten.
Die im Verhältniss zu Europa vermehrte Anzahl von Bäumen
mit zusammengesetzten Blättern in der Zone der Laubhölzer kann
ebenfalls als eine Annäherung an tropische Organisationen aufgefasst
werden. Nach der Grösse der Blattflächen schliessen sie sich zwar
sämmtlich an die Eschenform , auch in dem Falle , wo die Fieder-
theilung sich zweimal wiederholt (Gymnocladus), aber neben Gattungen
der gemässigten Zone (Fraxinus) finden wir hier auch Leguminosenbäume
wie in den Tropenwäldern (Robinia, Gleditschia);
andere stehen in einer gewissen systematischen Beziehung zu den
tropischen Sapindaceen (.Negundo) und Terebinthaceen (die Jug-
landeen).
Das Vorkommen immergrüner Laubhölzer in den südlichen
Staaten erinnert an verwandte Erscheinungen des Mediterrangebiets,
zum Theil selbst durch vikariirende Arten gleicher Gattungen (Quer-
cus virens, Olea americana). Wie dort ist die Lorbeer- und Olivenform
nur durch wenige Bäume vertreten, von denen einzelne bis zu
höheren Breiten hinaufgehen, eine Laurinee [Persea carolinensis) bis
Delaware, eine Ilicinee [Ilex opaca) sogar bis Kanada. Auch der
Waldzone des Oregon sind die immergrünen Laubholzbäume nicht
ganz fremd: hier wurde eine kalifornische o Kastanie beobachtet, deren
Laub an der unteren Seite goldfarbig ist (Castanopsis chrysophylla),
ferner eine Ericee, die der südeuropäischen Andrachne gleicht (.Arbütus
Menziesii).
Die eigenthümlichste Form in der südlichen Laubholzzone ist
die der Liliaceenbäume, die hier und in den Prairieen weit in die
gemässigte Zone hinaufrücken. Dem Pandanus im Wüchse nahestehend,
ist sie in den Savanenklimaten des tropischen Amerikas von
Mexiko bis Brasilien weit verbreitet und geht im Süden der atlantischen
Staaten, durch eine besondere Gattung (Yucca) vertreten, bis
zur Mündung der Chesapeakbai (3 7 °). Hier sind indessen die grösseren
Arten Südkarolinas, bei denen der einfache Stamm doch auch nur
eine Höhe von etwa 12 Fuss erreicht (z. B. V gloriosa), bereits verschwunden,
es bleibt nur noch eine Zwergform übrig (Y. filamentosa),
bei welcher die Rosette schilfähnlicher Blätter höchstens einen Fuss
vom Boden entfernt auf einem verkürzten Stamme ruht, der aber
von einer vier- bis achtfach höheren Blumenrispe weit überragt wird.
Aehnliche Verkürzungen der holzigen Stammorgane an der Polargrenze
monokotyledonischer Bäume wiederholen sich im Landschaftsbilde
der südlichen Staaten auch bei den Palmen und bei den Bam-
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