Wälder zwar Sardinien und den Atlas erreichen, dann aber erst am
Taurus wieder auftreten. Hieher gehören ferner das pontische
Rhododendron (.Rhododendron ponticum) , welches an der spanischen
Südküste wiederkehrt, und eine Rosacee [Geum heterocarpum), die
bis jetzt nur in der oberen Gebirgsregion Granadas und Murcias,
dann erst wieder auf dem persischen Elborus bemerkt wurde. Im
letzteren Falle mögen verknüpfende Standorte noch unbekannt sein,
auf die Lücken in dem Wohngebiet der Nadelhölzer werden wir
sogleich ausführlicher einzugehen haben; von dem immergrünen und
geselligen Rhododendron aber, einemStrauch, der im Osten eine
weite Verbreitung vom Kaukasus bis Bithynien und Syrien hat und
im westlichen Andalusien nur auf einen schmalen Küstenstreifen beschränkt
ist, möchte man, da er die Gärten ziert, eine Verpflanzung
durch die Araber für wahrscheinlicher halten.
Solche Vermuthungen indessen würden ganz unstatthaft sein,
wenn man sie auch auf die Verbreitung der Cederwälder und anderer
Coniferen ausdehnen wollte, deren einzelne Wohngebiete durch weite
Zwischenräume getrennt sind. Die Ceder des Libanon (Linne’s
Pinus Cedrus), die auf diesem Gebirge fast ausgerottet schien, von
der man aber kürzlich daselbst wieder grössere Bestände aufgefunden
hat, wurde zuerst auf dem anatolischen Taurus als weit verbreiteter
Waldbaum nachgewiesen. Die Deodara-Ceder [P. Deodara Roxb.),
die zu den schönsten und allgemein vorkommenden Coniferen des
Himalaja gehört, unterscheidet sich im Wüchse erheblich; sie besitzt
nicht die schirmähnliche Anordnung der Zweige, wodurch die
gedrängten Nadeln der Libanonceder zu einer ebenen Fläche sich
ausbreiten und die ganze Krone oben, wie eine grüne Tafel, abgeplattet
erscheint. Als später die Ceder des Atlas entdeckt wurde,
wo die oberen Gebirgswälder in der Provinz Constantine fast ausschliesslich
aus derselben gebildet werden, hat Endlicher auch diese
afrikanische Conifere, von welcher er nur junge Schösslinge kannte,
als eine besondere Art aufgefasst [P. atlantica). Allein sichere
Unterschiede sind nicht vorhanden, und, wenn auch bei der Kultur
der abweichende Wuchs der Deodara-Ceder beständig bleibt und in
allen drei Fällen von klimatischen Varietäten die Rede sein kann,
deren Eigenthümlichkeit durch den Einfluss fremder Lebensbedin-
gungen nicht sofoit veiloren geht, so ist doch die Identität der Art
unzweifelhaft. Diese Ansicht theilen die ersten Botaniker Englands,
wo die Cedern des Libanon und des Himalaja häufig in den Parkanlagen
gezogen werden. Bei der Vergleichung der Ceder des Atlas
mit der des Taurus kam Cosson IS°) zu dem nämlichen Ergebniss
und fand, dass bei der ersteren nur die Nadeln gewöhnlich weniger
lang wären. Zwischen dem Atlas und Taurus, zwischen dem Libanon
und dem Himalaja hat man nirgends die Ceder angetroffen.
Der geographische Abstand ist im ersteren Falle auf wenigstens 300,
im letzteren auf über 500 g. Meilen anzuschlagen. Ist die Identität
der Art sichergestellt, so fordert die Einheit der Vegetationscentren
auch hier einen gemeinsamen Ursprung, aber es ist schwierig einzusehen,
welche Hülfsmittel der Ceder zu Gebote standen, eine Wanderung
über so weite Strecken zu vollenden. Für die Lösung dieses
Problems ist schon Einiges geleistet, wenn analoge Fälle von anderen
Gebirgsbäumen nachgewiesen werden können, und in der That
steht die Ceder unter den Coniferen des Mittelmeergebiets nicht allein.
Ein zweites Beispiel hat sich neuerlich aus den Untersuchungen
Hooker’s 151) über eine Kiefer des Himalaja ergeben, die daselbst
ebenfalls allgemein verbreitet ist und westwärts die Gebirge Afghanistans
erreicht [Pinus excelsa). Auf dem Peristeri, einem hohen
Berge Macédoniens, fand ich die Waldregion zum Theil aus einer
Conifere gebildet, die übrigens in Europa unbekannt war, und die ich
von der ähnlichen Zirbelnusskiefer [P. Cenibra) als eine eigentümliche
Art unterschied [P. Pcuce). Viel später erst sind die reifen
Zapfen dieses Baums bekannt geworden, nach deren Vergleichung
ihnFIooker mit jener Plimalaja-Kiefer für identisch erklärte. Da eine
Conifere dieser Art auf dem weiten Raume zwischen dem Peristeri
beiBitolia und Afghanistan nirgends beobachtet worden ist, so meinte
Hooker, dass die Herkunft desselben eins der merkwürdigsten Probleme
enthalte. Manche könnten versucht sein, an eine Anpflanzung
der nordamerikanischen Weimutskiefer [P. Strobus) auf dem mace-
donischen Berge zu denken, da diese Art der des Himalaja sehr nahe
steht, allein diese Vorstellung wird schon durch das örtliche Vorkommen
und dadurch ausgeschlossen, dass die meisten Individuen
der Peuce-Kiefer strauchartig bleiben und in dieser Form auch über
die tiefer gelegenen, mit Wachholdergebüsch bedeckten Abhänge des
Bergs sich weit hinab erstrecken. Ferner wurde die Ansicht ge-
äussert, dass die macedonische Kiefer sich als eigene Art werde behaupten
lassen, allein nach sorgfältiger■ Vergleichung der reifen
Zapfen vom Himalaja und vom Peristeri muss ich der Auffassung
Hooker’s durchaus beitreten. Es ist offenbar eine der Verbreitung
G r i s e b a c h , Vegetation der Erde. I. 2. Aufl.