Bäume aus afrikanischen und asiatischen Formen gemischt: an Sudan
erinnern die überall vorkommenden Acacien«1), an den indischen
Archipel die Pandanusform und die Casuarinen. Nicht bloss in der
eingewanderten, sondern auch in der endemischen Vegetation, an
der Küste wie in den Bergwäldern zeigt sich diese zwiefache Richtung
der Bildungen, die dadurch erklärlich wird, dass Madagaskar
nach seiner geographischen Lage mit Sudan verbunden ist, in seinem
Klima dagegen Indien näher steht. Dem Charakter der afrikanischen
Flora entspricht die geringe Zahl der Palmen (6): eine der
grössten Arten [Raphia Ruffia), durch ungewöhnlich lange Blätter
ausgezeichnet, begleitet jedoch allgemein die Laubhölzer, eine andere
[Areca madagascariensis) gehört zu einem indischen Typus, die
übrigen bilden eine eigenthümliche Gattung von kleinen Rohrpalmen
(■Dypsis). Selbst mit dem Kaplande verknüpft sich die Flora durch
eine auch dort einheimische Gattung von Eriken (.Philippia), deren
Maquis am Rande des Urwalds im Gebirge auftreten 41). Den
feuchten Landschaften Indiens entspricht die Physiognomie der
Wälder, die Masse der Farne: sogar eine besondere Art von Ne-
penthes ist hier, wie in Ceylon und auf den Seychellen, aufgefunden
42). Die Bergwälder sind von holzigen Lianen durchrankt,
ein unzugängliches Dickicht von Unterholz erfüllt sie, auch ist dies
der Standort der Farnbäurpe: weniger häufig sind an den hohen
Laubholzbäumen die Epiphyten, sie bestehen oft nur aus Farnkräutern.
Die Bambusenform bezeichnet endlich den Vegetationsgürtel
über der Region der Ravenala und der Ruffia-Palme. Die
Savanen scheinen den afrikanischen ähnlich zu sein, aber auch in
ihnen findet man noch gesellige Farnkräuter (Osmunda regalis).
Wahrscheinlich ist der grössere Theil der einheimischen Pflanzen
endemisch: man erkennt dies an der Menge der Madagaskar eigen-
thümlichen Gattungen, von denen man bereits hundert unterschieden
hat, die sich über etwa 40 Familien vertheilen. Du Petit Thouars
hat der Insel sogar eine endemische Familie, seine Chlaenaceen, zugesprochen,
die indessen nur aus wenigen und wenig bekannten
Arten besteht: zwar wird sie allgemein als selbständig anerkannt,
ohne jedoch nach ihm näher untersucht zu sein, und nach ihrem Bau
möchte sie wohl nur als eine Gruppe anomaler Gattungen in die
Nähe der Tiliaceen zu stellen sein. Eine Mehrzahl von endemischen
Gattungen wurde aus Madagaskar in folgenden Familien beschrieben:
den Synanthereen (14), Apocyneen (7), Melastomaceen, Rubiaceen
Maskarenen. 497
und Euphorbiaceen (je 6). den Asclepiadeen (5), Acanthaceen (4),
Orchideen ,3). In neun Familien sind je zwei, in den übrigen nur
einzelne eigenthümliche Gattungen enthalten.
8. Maskarenen. Ueber Madagaskar hinaus liegen in einer
Entfernung von etwa 80 und 100 g. Meilen die beiden Maskarenen
Bourbon und Mauritius, vulkanische Inseln von mässigem Umfange
1/5 y . M.), die erstere zu hohen Krateren (9450 Fuss), die letztere
weniger beträchtlich (zu 2300 Fuss) sicherhebend. Klima und Verrei
ß 11 sind auch hier,^ in der Nähe des Wendekreises (20° bis 2 1 0
‘ durchaus tropisch und Madagaskar ähnlich; die Regenzeit
auert in Mauritius 5 Monate [December bis April] 43) aber an
urre leiden die Inseln niemals, ihr Haupterzeugniss ist Zuckerrohr
Die natürliche Bewaldung, von den Reizen einer der anmuthigsten
Tropenlandschaften geschmückt, ist in Mauritius durch die Kultur
auf die Berge zurückgedrängt, in Bourbon durch Lavafelder eingeschränkt,
und hier ist auch die dem Passatwinde zugewendete Seite
feuchter und fruchtbarer.
Die Verwandtschaft mit Madagaskar, durch einige gemeinsame
Gattungen 1 angedeutet, geht noch bestimmter aus den ähnlichen
Beziehungen zu Afrika hervor, aber die meisten Bestandteile der
ora, sofern sie nicht aus Sudan oder Indien einwanderten, sind
den Maskarenen durchaus eigenthümlich. Du Petit Thouars 45) der
seine Untersuchungen auch auf Madagaskar ausdehnte, sammelte
auf den Maskarenen xooo einheimische Pflanzen, von denen die
Hälfte endemisch war. Die reichere Ausbeute gab ihm Bourbon '
welches durch seine Plochgebirge bevorzugt ist: hier fand er 200
Arten die nicht in Mauritius Vorkommen, aber auch die letztere
Insel besitzt einige eigenthümliche Bäume, so dass die endemischen
rtcn, die beiden Maskarenen gemeinsam sind, die Ziffer von 300
nicht erreichten. J
Der durch den Anbau gelichtete Hochwald, der ursprünglich
Mauritius völlig bedeckte und der in Bourbon noch höher in das Ge-
b.rge hmaufreicht [bis 3600 Fuss] .#), ist zugänglicher als anderswo,
weil die tiefe Beschattung das Unterholz nicht auf kommen lässt. An
Madagaskar erinnert hier die Pandanusform und die geringe Mannigfaltigkeit
der Palmen (6), die aber sämmtlich endemisch stadUnter
en Holzgewachsen sind die Rubiaceen besonders reich vertreten
unter den monokotyledonischen Bäumen findet sich eine Dracaena’
Ueber dem gemischten Tropenwalde folgt 46) auf Bourbon zunächst
G r i s e b a c h , Vegetation der Erde. II. 2. Aufl.