artigkeit der Stauden, welche sie zusammensetzten, als durch die
Gegensätze reizender Blüthenfülle und schmuckloser Oede, die nach
den Phasen der Vegetationsperiode so rasch auf einander folgen. Die
Blüthenzeiten der meisten Gewächse fallen in die letzte Hälfte des
Winters oder in die beiden ersten Frühlingsmonate, im Februar ist
die Landschaft durch lebhafte und mannigfache Blumenfarben am
reichsten geschmückt: bei San Diego dauert der Wechsel dieser Erscheinungen
bis zum April, dann fangen die dürren Hügel bald an,
einer öden Steppe zu gleichen. Am Meeresufer werden die Matten,
wenn die Trifolieen und andere nahrhafte Kräuter überwiegen, zu
reichen Weidegründen, aber auch im Binnenlande durch die Formation
der einjährigen Gräser, von denen auf geeignetem Boden die
Stauden weithin verdrängt werden. Als P'roebel1*) auf dem Wege
nach Los Angeles (340 N. B.) von den Prairieen aus die Gebirgspässe
überschritten hatte, traf er eine gesellig wachsende Haferart in
solchen Massen, dass die Körner nach ihrer Reife den Boden dicht
bedeckten. Er bemerkt, dass dieses Gras nebst einem einjährigen
Klee unermessliche Räume daselbst bekleide, und dass Monate lang
die Körner desselben einem grossen Heerdenbestande fast die einzige
Nahrung bieten.
Die Regionen der Sierra Nevada sind noch näher nach den verschiedenen
Breiten und an beiden Abhängen zu vergleichen. Einige
Angaben von der dem stillen Meere zugewendeten Abdachung sind
folgende:
o '—2800'. Region der Maquis [330 N. B.] I2).
2800'—8000' (8400') Waldregion [390 N. B.] I5).
Untere Waldregion, 2800'—4700' (33°N. B.).
’Region der Wellingtonie, 4700'—6500' [36°—370 N. B.] IX).
In der unteren Waldregion über S. Diego fand Parry den Nadelholzgürtel
dürftig und in diesen Höhen noch mit Eichen wechselnd, die
Pässe waren zu niedrig, um die eigentliche Coniferenregion zu erreichen.
Von Nadelhölzern wuchsen hier sechs, zum Theil hochstämmige
Arten, aber auch kleinere Kiefern [z. B. eine der Nut-
Pines, P. Parryana\ I2). Erst in den nördlichen Gegenden (jenseits
36° N. B.) und in den mittleren Abschnitten der Waldregion wird
das Wachsthum der kalifornischen Riesenbäume überwiegend; eine
Reihe verschiedener Arten (etwa 12) von Kiefern und Tannen ordnet
sich zu einem breiten Gürtel von Nadelhölzern [280c—8000 Fuss] I5),
wo sich im Winter ungeheuere Schneemassen anhäufen, die, sich bis
zum Mai oder Juni erhaltend, in der regenlosen Vegetationsperiode
die Quelle ihrer Feuchtigkeit sind. Von der alpinen Region der
Sierra Nevada fehlt es noch an Nachrichten: nach den Durchschnittshöhen
des GebirgszugesI2) zu urtheilen, wird sie ebenso
wenig eigenthümlich sein wie auf den Rocky Mountains. Am
Shasta, dessen Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt ist, soll mit dem
Krummholz (von Pinus flex ilis) die Vegetation bei 8400 Fuss völlig
auf hören IS).
Vegetationscentren, Nach den mechanischen und klimatischen
Hindernissen, welche ihrer Wanderung entgegenstehen, musste
die kalifornische Flora zum grossen Theil in ihrer Selbständigkeit
und Abgeschlossenheit verharren. Nur solche Arten, die gegen den
Wechsel des Klimas sich gleichgültiger verhalten, konnten entweder
in das feuchtere Oregongebiet übergehen, oder den excessiveren
Temperaturen der Prairieen Trotz bieten. Solche Verknüpfungen
sind zwar zahlreich, aber auch fast die einzigen. Wie viel weniger
das Klima Kaliforniens ungeachtet seiner gleichmässigen Temperatur
für tropische Organisationen geeignet sei als das der südlichen atlantischen
Staaten, geht daraus hervor, dass wir von den charakteristischen
Familien der heissen Zone hier so wenige vertreten finden,
Acanthaceen, Nyctagineen und ausser der oben erwähnten Laurinee
keine weitere Baumform.
In einigen, wenn auch nur vereinzelten Fällen tritt Kalifornien
mit der Westküste Chiles in Verbindung, also ungeachtet der weiten
und durch zwischenliegende Standorte nicht vermittelten Entfernung
mit einem analogen Klima der südlichen Hemisphäre. Die Identität
mehrerer kalifornischer und chilenischer Pflanzen ist nachgewiesen
t6) , ausserdem besteht, namentlich bei den Polemoniaceen, eine
nahe Verwandtschaft zwischen den Arten beider Länder. Im erste-
ren P'alle fordert die Einheit der Vegetationscentren die Annahme
stattgefundener Wanderungen, aus dem letzteren kann man auf
Aehnlichkeit der Lebensbedingungen oder, wenn man dies vorzieht,
auf einnetretene Variationen von o Stammarten schliessen. Aus dem
Handelsverkehr mitSaatkorn dürfte dieUebertragung nicht genügend
zu erklären sein (z. B. schwerlich bei der Rosacee Acaena pinnati-
fida), wohl aber durch die transoceanischen Bewegungen von Zugvögeln.
Es ist zwar ein ungemein seltener Fall, dass dieselben den
Aequator überschreiten, da der Zweck ihrer Wanderungen ja eben
darin besteht, je nach der Jahrszeit wärmere Länder oder die