die regenlose Zone Afrikas und Arabiens. Die klimatischen Verhältnisse
sind hier viel übereinstimmender als auf den Halbinseln.
Syrien auf der einen, Algerien und Marokko auf der anderen Seite,
wiewohl getrennt durch den breiten Abschnitt der tripolitanisch-
ägyphschen Küste, wo die Sahara fast überall bis an das Meer
reicht, zeigen ziemlich dieselben Vegetationsbedingungen. Der
Unterschied des kontinentalen Klimas ist hier im Osten fast aufgehoben
: das Gemeinsame, was diese Länder unter sich und zugleich
mit Andalusien und Sicilien verbindet, ist die verlängerte
Dauer der trockenen Jahrszeit und die höhere Temperatur des Winters
-O. Aber wiewohl diese Verhältnisse auf die Nähe der rego-enlosen
Zone hindeuten, so ist doch der Uebergang zur Sahara fast
überall ein plötzlicher. Noch in Jerusalem wurden 6g Regentage
gezählt, und wenige Meilen südwärts betritt man die regenlose Wüste
Arabiens. Und dabei bleibt doch die plastische Bildung des Landes
die nämliche, wogegen in Afrika der Atlas als eine natürliche Wetterscheide
zwischen der Sahara und der Mediterranflora der Küstenlandschaften
gelten kann. Alles hängt nur davon ab, ob die Regen
bringenden Aequatorialströmungen des Winters bis zu dem Erdboden
niedersteigen oder nicht: hiedurch wird eine scharfe Grenzlinie auch
in der Ebene gebildet. Uebergangslandschaften zwischen der Mediterran
und Wüstenflora sind daher nur an wenigen Orten bekannt,
die in dem Abschnitt über die Sahara erwähnt werden sollen. In
dem Litoral von Cyrene, wo die Wüste durch einen Höhenzug vom
Meere abgesondert ist, scheint die Vegetation sich ähnlich wie in
Algerien zu verhalten. Die Mediterranflora Syriens hat dagegen mit
der Nordafrikas nur wenig Verwandtschaft, nicht mehr als irgend
welche andere Küstenlandschaften Südeuropas, wovon die Ursache
zunächst wohl nur in dem weiten Abstande ihrer Vegetationscentren.
in der maritimen Sahara liegt, die sie trennt. Aber feinere, klimatische
Momente möchten doch auch wohl zu beachten sein. Die
Winterregenzeit von Algier, die hier von Nordwestwinden begleitet
wird 43) und also auf der Feuchtigkeit des atlantischen Meers beruht,
ist regelmässig ausgebildet und herrscht vom November bis Februar,
vier Monate lang, mit grosser Beständigkeit. In Syrien ist der Eintritt
der Regenzeit unbestimmter und die Niederschläge erfolgen fast
nur in vorübergehenden, aber sehr ergiebigen Gewittergüssen 44),
wodurch sie sich den auch in der Sahara zuweilen vorkommenden
Erscheinungen näher anschliessen. Die Befeuchtung der Vegetation
ist also in beiden Ländern verschieden geordnet, und der Unregelmässigkeit
des Wasserzuflusses hat nur die Organisation der syrischen
Pflanzen Widerstand zu leisten. Algerien auf der anderen
Seite ist auch dadurch näher mit der andalusischen Flora verbunden,
dass der Atlas ähnliche Regionen absondert wie die gegenüberliegenden
Gebirge des südlichen Spaniens. Noch an der südlichen
Abdachung des Atlas ist zwischen dem Hochgebirge und der Sahara
eine Vegetation eingeschaltet, die mit den Steppen des andalusischen
Tafellandes zu vergleichen ist.
Endlich wird das Gebiet der eigentlichen Mediterranflora noch
durch die Inseln und Archipele beträchtlich erweitert, die überall
diese Vegetation in reinster Gestaltung entfalten und ihre Mannigfaltigkeit
häufig durch ihre eigenthümlichen Vegetationscentren erhöhen.
Von Korsika und den Balearen bis Thasos und Cypern
schliessen sie sich in ihrem Klima und ihrer Vegetation stets genau
an die kontinentalen Landschaften an , denen sie geographisch zunächst
gelegen sind.
Nach dieser Uebersicht der klimatischen Verschiedenheiten,
durch welche das Mittelmeergebiet in natürliche Abschnitte getheilt
wird, sind nun die Einflüsse näher zu betrachten, denen die Vegetationszeit
durch die Vertheilung des Regens und die Temperaturkurve
des Jahrs unterliegt. Da aber diese Verhältnisse in den Gebirgs-
regionen und Uebergangslandschaften denen des mittleren und nördlichen
Europas entsprechen, so können wir uns auf den Entwickelungsgang
der Mediterranflora beschränken, haben aber, um diesen
richtig aufzufassen, zuvor die Erfahrungen der Landwirthschaft über
die Kulturgewächse Südeuropas zu beachten.
Geht man von der höheren Wärme des Südens aus, so zeigt
sich, dass diese die Entwickelung der Cerealien auf andere Perioden
überträgt, und dass, je weiter man sich von den Alpen aus Afrika
nähert, die Zeit ihrer Ernte früher eintritt. In demselben Jahre, in
welchem der Winterweizen in Rom zu Anfang Juli reif ward, erntete
man ihn in Neapel einen Monat früher, in Palermo in der zweiten
Hälfte des Mai und in Malta schon in der Mitte dieses Monats, und
da auch die Saat in den nördlicheren Gegenden früher als in den
südlichen bestellt wird, so verhielt sich die von der Keimung bis zur
Ernte verflossene Zeit in noch höherem Grade ungleich, sie betrug
an jenen Orten der Reihenfolge nach 242, 195, 171 und 164 Tage,
in Malta war sie gegen Berlin (299 Tage) fast um die Hälfte ver