zirk bis zum Feuerlande und zu den Falklands-Inseln. Fast alle geselligen
Pflanzen dieser Region sind ohne Nahrungswerth, das Ichu-
Gras so wenig wie die Thyrsa der russischen Steppe, mit welcher
es zur gleichen Gramineen-Gattung gehört und das Wachsthum in
abgesonderten Rasenbüscheln gemein hat. Nur durch die Bäche,
die an ihren Ufern einige bessere Grasplätze hervorrufen, aber nach
kurzem Laufe im Sande zu versiegen pflegen, wird die breite Ge-
birgssteppe mit Lastthieren überschreitbar. Auch kommen kleinere
Oasen vor, wozu auch die mit dem geselligen Tola-Strauch bewachsenen
zu zählen sind, aber nach Tschudi’s Schätzung nehmen dieselben
in der Wüste Atacama nur etwa den fünfundzwanzigsten
Theil der Oberfläche ein.
In die öde Puna-Region schneidet, von Osten her die Kordillere
durchbrechend, die östliche Sierra6) [Sierra oriental, 7500 bis
10200 Fuss) ein, die, aus weiten, offenen Flussthälern, den bevölkertsten
Perus, bestehend, durch felsige Abhänge von der Hochebene
abgesondert wird. Sie gleicht der westlichen Sierra in ihren Erzeugnissen
und hat ein ähnliches Klima, aber eine regelmässigere Regenzeit
im Sommer, die vom Oktober bis Februar anhält. Die Abhänge
sind jedoch auch hier waldentblösst, nur ist der Baumwuchs15)
weniger selten, die Flussufer werden gewöhnlich von 20 Fuss hohen
Gehölzen der Uferweide umsäumt. Auch diese Region erzeugt an
Cacteen einen Ueberfluss, und ebenso von Dornsträuchern, die zum
Theil ganz blattlos sind (Colletia). Mais wird gebaut neben den Pflanzungen
europäischer Obstbäume, aber in heissen, windgeschützten
Thalschluchten gedeihen auch die Früchte Südeuropas, der Pfirsich
zuweilen noch im Niveau von 10000 Fuss. Nach abwärts geht in
den Thälern die Sierra unmittelbar in die Waldregionen über, von
denen sie übrigens durch den alpinen Kamm der östlichen Kordillere
getrennt ist.
Die Cinchonen-Region Perus [Ceja de la montaha, 4700 bis
7500 Fuss) ist als einziger Waldgürtel des gemässigten Höhenklimas
von den mit Ericeensträuchern bewachsenen, alpinen Abhängen der
östlichen Kordillere zwar bestimmt abgesondert, aber doch wird auch
hier die Baumgrenze durch den allmäligen Wechsel der Formen und
durch verminderte Höhe der Stämme verwischt. Niedrige, moosbedeckte
Bäume beginnen im Gesträuch schon bei 9000 Fuss sich zu
zeigen, sie nehmen, je weiter man hinabsteigt, an Grösse und Stärke
zu; zugleich treten am obern Saume des Waldes die Thibaudien an
die Stelle der kleineren Vaccinien und anderer Ericeen der alpinen
Region. Die Ceja besteht aus schroffen Thälern zwischen schmalen,
bewaldeten Bergrücken : diese Gliederung der Oberfläche befördert
den Austausch der Arten und bedingt nebst dem Wechsel von Fels
und Humus das höhere oder niedrigere Wachsthum der Holzgewächse.
Aber auch das Klima kommt hierbei in Betracht, sofern es
zwar den Baumwuchs nicht hindert, aber doch die Höhe der Stämme
zu beeinträchtigen scheint, die in einer wärmeren Luft sich energischer
in die Länge zu strecken pflegen, in kälteren Klimaten hingegen
die besser geschützten Seitenknospen reichlicher entwickeln
und zu schattenden Zweigen ausbilden. In beiden Regionen, der des
Cinchonenwalds und der Ericeensträucher, ist die Wirkung der
Sonnenstrahlen gehindert, es ist der Schauplatz der stärksten Verdichtung
der Passatdämpfe. So wird das Klima nasskalt und rauh,
weil der Himmel stets umwölkt ist und die Mittagssonne nicht eindringt.
Ohne Unterschied der Jahrszeit bilden sich des Abends dichte
Nebel, die während der Nacht über dem Walde ruhen und die der
Wind den Tag über vor sich hertreibt. Diese Nebel steigen abwärts
bis 6000 F'uss und lösen sich oft in gewaltigen Regengüssen. Cerealien
können in einer Region, der die direkte Sonnenwärme abgeht,
nicht gebaut werden: nur die Kartoffel gedeiht, wie im ähnlichen
Klima von Chiloe.
Der Cinchonenwald trägt, entsprechend seiner intensiven Befeuchtung,
noch den tropischen Charakter dichten Wachsthums28) und
gemischter Baumarten. Die niedrigen Stämme, oft wie Krummholz
gebogen oder durch Luftwurzeln gestützt, verwirren sich zu undurchdringlichen
Massen; sie sind von Lianen umwunden, ihre Aeste
mit epiphytischen Orchideen und Bromeliaceen geschmückt wie in
der heissen Region, aber von Palmen wird doch nur die eine Art erwähnt,
von der schon die Rede war [Oreo.doxa frigida)-. und sie
fehlten ganz in den Cinchonenwäldern, die Poeppig auf der Reise
nach Maynas untersuchte. Ueberhaupt sind nur ähnliche Arten von
Bäumen gemischt, nicht aber in gleichem Grade die Baumformen.
Die Bäume, welche aus der peruanischen Ceja genannt werden15),
sind fast sämmtlich immergrüne Vertreter der Lorbeerform aus dem
Verwandtschaftskreise der Cinchonen (z. B. Buena)\ von andern
Formen sind die Farnbäume bemerkenswerth. Wenn man zur heissen
Region hinabsteigt, ist der Uebergang zum palmenreichen Tropenlande
ein allmäliger: noch innerhalb der Cinchonenregion erscheinen
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