Ausweichen des Passatwindes nach Süden bedingte Verhältniss betrachtet
werden kann. In Uruguay fallt, wie in den Prairieen, die
Bluthezeit der meisten Gewächse in den Frühling?), im Sommer verdorrt
der Rasen in den Sonnenstrahlen. Im Flachlande von Buenos
Ayres ist der Südostwind im Sommer ein trockener Passat, im Winter
bringt er Regen8), weil dann das Festland kälter, im ersteren Falle
wärmer ist als das Meer.
Aus allen diesen Thatsachen scheint sich demnach zu ergeben,
dass die spärliche Vertheilung der Holzgewächse oder ihr gänzlicher
Mangel in den Pampas von einer Reihe von Eigenthümlichkeiten in
der Art ihrer Bewässerung abhängig sei. Dass aber dennoch das
Klima, fiii sich allein betrachtet, dem Leben der Bäume nicht entgegenstehe,
dafür dient die Möglichkeit ihrer Anpflanzungen zum
Belege, die auch da gelingen, wo fliessendes Wasser nicht zu Gebote
steht. In dieser Hinsicht verhalten sich die Pampas ganz verschieden
von den Prairieen und den Steppen der alten Welt. In Uruguay
ist überall Baumkultur möglich; in den Pampas von Buenos Ayres
wird der Pfirsich vielfach gezogen, nicht seiner Früchte wegen, sondern
um Holz zu gewinnen; sogar die dürre Landschaft von Men-
doza hat sich seit dem Anfang dieses Jahrhunderts durch die Pflanzungen
italienischer Pappeln so umgewandelt, dass sie aus der Ferne
wie eine grosse Waldung sich darstellt. Aus solchen Erfahrungen
zog Darwin6) den Schluss, dass die wahre Ursache der Waldlosig-
keit der Pampas eine geologische sei und »dass zur Bekleidung dieses
weiten Flächenraums keine Bäume, sondern nur holzlose Gewächse
geschaffen wurden«. Eine Ansiedelung von Bäumen könne hier durch
die Kultur, aber nicht auf natürlichem Wege erfolgen, weil das einzige
benachbarte Waldland ein tropisches Klima habe, ohne welches
die daselbst einheimischen Gewächse nicht bestehen können. Spät
sind die Pampas, nach ihrem geologischen Bau zu urtheilen, aus
dem Meere hervortauchend dem älteren Festlande hinzugefügt, zu
einer Zeit, als die Kraft, neue Organismen zu schaffen, schwach
war. Die einheimische Flora und die Fauna blieben arm, aber nirgends
haben fremde, europäische Gewächse sich in solchem Umfange
und mit solcher Leichtigkeit, wie hier, angesiedelt und ebenso die
Hausthiere, das Pferd und das Rind, sich in gleichem Maassstabe
vervielfältigt.
Träte dereinst in den Pampas durch fortgesetzte Anpflanzungen
eine allgemeinere Bewaldung ein, so würde ohne Zweifel das Klima
sich ändern, es würde statt des Wechsels von Dürre und schweren
Gewittergüssen eine gleichmässigere Vertheilung der Niederschläge
eintreten. So könnten auch die Bedingungen für den Ackerbau in
einem Lande sich bessern, welches jetzt fast allein der Viehzucht
dient und daher schwach bevölkert ist. Aufgebrochen ist auch jetzt
schon der Boden höchst fruchtbar, nur dass seine Kultur der Irrigationen
bedarf, die bei dem wechselnden Wasserstande der Flüsse in
wenigen Gegenden ausführbar sind. Allein es bleibt fraglich, ob
ein Uebergang zum Ackerbau überhaupt wünschenswerth und ob es
nicht den menschlichen Bedürfnissen erspriesslicher sei, dass neben
den Getraideländern auch andere bestehen bleiben, welche die thie-
rischen Erzeugnisse liefern und mit jenen austauschen. In der
nördlichen Hemisphäre sind die Steppen an ein kontinentales Klima
eebunden, sie werden von nomadisirenden Völkern bewohnt, weil
die jedesmalige Weide nur kurze Zeit benutzt werden kann. Die
südliche Hemisphäre allein besitzt grosse Weideländer in einem Seeklima,
wo daher an demselben Orte stets hinreichendes F utter zu
Gebote steht und die Viehzucht, von einer sesshaften Bevölkerung
betrieben, einen viel hohem Ertrag gewährt. Unter diesen Steppen
des Seeklimas nehmen die Pampas die erste Stelle ein. Das Fleisch,
die Häute, die Wolle, welche hier erzeugt werden, versorgen den
Weltmarkt und fallen ins Gewicht, um das Gleichgewicht zu erhalten,
welches zwischen den verschiedenen Theilen der Erde bestehen
muss, damit jeder dasjenige hervorbringe, wozu ihn die Natur am
meisten befähigt hat.
Das Pampasgebiet scheidet sich nach seiner Vegetation in drei
natürliche Zonen, in die innere, nordwestliche Chanarsteppe, die
eigentlichen Pampas und in die südlichen Ebenen von I atagonien.
Die Chanarsteppe beginnt im Meridian von Cordova und breitet sich
zum Fusse der Anden aus; sie ist grossentheils mit niedrigem Gebüsch
bewachsen, arm an Graswuchs: Kulturoasen, wie die von
Mendoza, bedürfen der Irrigation. Auch hier ist die Viehzucht die
allgemeine Beschäftigung der Bewohner: aber da die Thiere leiden,
wenn sie nur von den Blättern der Sträucher und des Gestrüpps ernährt
werden können9), so ist sie nur deshalb blühend, weil die
Grenzen gegen den Grasboden nicht streng abgeschlossen sind und
reichere Fluren, wie die von Tucuman, mit den unfruchtbaren abwechseln.
In der Richtung zum Wendekreis nimmt die Chanarsteppe
allmälig auch gewisse Bäume auf5), die zu lichten Gehölzen oft von