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DIE NATÜRLICHEN FLOREN.
Forschungen über die Anordnung der Pflanzen auf der Erde
haben nicht bloss eine geographische, sondern auch eine naturwissenschaftliche
Bedeutung. Mit dem Zwecke, die Erzeugnisse der einzelnen
Länder zusammenzustellen, verbindet sich die Aufgabe, zu
untersuchen, worin die physischen Einflüsse bestehen, welche, entweder
noch jetzt oder in der Vorzeit wirksam, jeder Pflanze einen
bestimmten Wohnort angewiesen haben und nur einzelnen, den ubiquitären
Organismen, • die Ausbreitung über die ganze Erde oder
einen grossen Theil derselben frei geben. Diese Untersuchungen berühren
sich daher ebenso sehr mit der physischen Erdkunde, wie mit
der Geologie oder Entwickelungsgeschichte unseres Planeten, und
diese beiden Richtungen nach einer bestimmten Methode gesondert
zu verfolgen, scheint der geeignetste Weg zu sicheren Ergebnissen
über die Gesetze, die der Anordnung der Vegetation zu Grunde
liegen. Dem schöpferischen Gedanken Lyell’s, dass man da, wo die
in der Gegenwart wirkenden Naturkräfte den Bau der Erdrinde, sowie
die Absonderung des Festlands vom Meer und die Unterschiede des
Reliefs zu erklären genügend sind, nicht auf vergangene Katastrophen
der Vorwelt schliessen dürfe, von denen man sich keine deutliche
Vorstellung zu machen im Stande ist, verdankt die Geologie ihre
festere Begründung. Dieser Grundsatz findet auch in dei Geobotanik,
der Geographie der Pflanzen, seine vollberechtigte Anwendung und
hat den nachfolgenden h orschungen auf diesem Gebiete zum leitenden
Gesichtspunkte gedient. Durch die Ansichten Darwin s tiat die
Annahme einer fortschreitend umbildenden Ivntwicklung dei 01 gallischen
Natur in den Vordergrund. Je allgemeiner man hiedurch an-
p-ereo-t und geneigt ist, die Erscheinungen der Gegenwart von den
G r i s e b a c l i , Vegetation der Erde. I. 2. Aufl.