
auf das Herz geläugnet, allein ich habe häufig H umbot.dt’s und
F owler’s Versuche bestätigt gefunden, und sowohl bei Fröschen
als beim Hunde, hei denen die Zusammenziehungen des Herzens
aitfgehört hatten, durch ein einfaches Plattenpaar oder durch eine
schwache galvanische Säule die Zusammenziehungeik erregt. Das
Herz unterscheidet sich aber mit den nur unwillkührlich beweglichen
Theilen, Darmkanal etc., von den übrigen Muskeln, dass
der Reiz nicht eine momentane Zuckung, sondern anhaltend eine
Reihe rhythmischer Bewegungen-erregt, wie sie den meisten un-
willkührlich beweglichen Theilen eigen sind. Da das Herz nun
gleich allen Muskeln durch. Reize zur Contraclion angeregt wird,
so liegt es sehr nahe anzunehmen: dass das Blut der Herzhöhlen
seihst das Herz zu Contractionen reizt, um so, mehr, da das Herz
sogleich schwächer schlägt, wenn es weniger Blut enthält. Dass
diese Contractionen rhythmisch sind, hat man sich daraus erklärt,
dass das Herz durch die Contraction den Reiz, nämlich das Blut,
nach der einen Seite entfernt, während diese Ortsveränderung des
Blutes wieder die Ursache ist, .dass von Seiten der Venen das
Herz wieder mit Blut gefüllt wird. Auch liesse sich hiernach
einsehen, wie die Contractionen der Vorkammern und Kammern
alterniren, da die eine Höhle durch ihre Contraction die Ursache
wird, dass die andere Höhle sich wieder anfüllt. So nothwendig
indess eine gewisse Blutmenge und eine gewisse Anfüllung der
Herzhöhlen z*r Unterhaltung der Thätigkeit des Herzens ist, und
so gewiss jede mechanische Ausdehnung des Herzens von innen
Zusammenziehung in ihm hervorrufen muss, so ist der Reiz des
Blutes in den Herzhöhlen doch nicht der letzte Grund der
rhythmischen Zusammenziehungen des Herzens. Denn auch das
blutleere Herz setzt seine Contractionen noch schwächer fort.
Alan könnte das Rhythmische in der Contraction des Herzens
auch davon ableiten, dass jede Zusammenziehung das Blut in den
ernährenden Gefässen des Herzens zurücktreibt, mit dem Aufhören
der Zusammenziehung aber wieder Zuströmen des Blutes
in die kleinsten Gefässe der Herzsubstanz unter, dem beständigen
Drucke des Blutes von den elastischen Arterienhäuten ein-
tritt, so dass die feinsten Gef ässe des Herzens bei jeder Erschlaffung
mit mehr Blut gefüllt Werden, diese Anfüllung, mit hellro-
them Blute nun wieder die Ursache, der Contraction wäre. Diese
Ansicht wird aber durch denselben Einwurf widerlegt. Denn
das Herz der Thiere, besonders der Amphibien und Fische, zieht
sich auch ausgeschnitten und blutleer rhythmisch, bei Amphibien
Stunden lang, und zwar in derselben Folge von Vorhöfen und
Kammer zusammen. Nun könnte man zwar diess von dem Reize
der Luft ableiten, und an jenes pag. 57. erläuterte Gesetz erinnern,
dass, wenn ein Reiz auch beständig ist, die Contractionen
doch oft noch periodisch erfolgen können. Allein dasselbe geschieht
im luftleeren Raume, und ohne einen inneren Grund
könnte sich nicht die regelmässige Aufeinanderfolge der Ventri-
cular-Contraction auf die Contraction der Vorhöfe erhalten. Die
Ursache muss also viel tiefer liegen. Es muss in der Organisation
des Herzens und in der beständigen Wechselwirkung des
Blutes in den kleinsten Gefässen mit der Herzsubstanz, oder in
der Wechselwirkung der Herznerven und der Herzsubstanz etwas
liegen, was entweder anhaltend wirkt, worauf aber das Herz
nach dem pag. 57. erläuterten Gesetze nur periodisch reagirt,
oder das selbst periodisch auf das Herz einwirkt. Die Lösung
dieser Frage üst unendlich schwierig, bei dem jetzigen Standpunkte
der Wissenschaft unmöglich. _V',_ t
1) Abhängigkeit des Herzens vom Athmen. Sobald die chemischen
Veränderungen des Blutes in den Lungen aufhören, durch
Verletzungen der Nerven, welche die Athembewegungen aufhe-
ben oder durch mechanische Hindernisse des Athmens oder lr-
respirable Luftarten, wird die Lebensthätigkeit aller Organe geschwächt,
und bei den höheren Thieren sogar schnell aufgehoben.
Obgleich dann, wie B ichat und E mmert (Reil’s Archiv, 5. 401.)
gezeigt haben, die Bewegung des dunkelroth gewordenen Blutes
der Arterien nicht sogleich auf hört, und, obgleich das Herz
nach dem scheinbaren allgemeinen Tode selbst bei warmblütigen
Thieren noch über I Stunde in einzelnen Fällen schwach und
langsam zu schlagen förtfälirt, so wird es doch durch Hmder-
niss des Athmens wenigstens so sehr in seiner W irkung geschwächt,
dass der Kreislauf schon bald nicht mehr unterhalten
werden kann; dagegen sich bei allen Thieren, deren Athembewegungen
durch Verletzungen des Gehirns, besonders der Me^-
dulla oblongata, oder durch Vergiftung aufgehoben sind, durch
künstlich unterhaltenes Athmen mit Lufteinblasen und Ausdrük-
ken, der Kreislauf viel länger unterhalten lässt. Bei einem
nach Unterbindung der Halsgefässe geköpften Hunde Sah B ro-
die unter künstlichem Athmen das Herz noch 2^ Stunden 35mal,
und bei einem andern noch Stunden 30mal in der Minute
schlagen. (Reil’s Archiv 12. 110.) Bei den kaltblütigen Thieren
ist dieser Einfluss des, Athmens oder des hellrothen Blutes auf
das Herz viel geringer, denn ich habe Frösche, denen ich die
Lungen unterbunden und abgeschnitten hatte, noch 30 Stunden
bei andauernder Thätigkeit ‘ des Herzens fortleben sehen. Da
nun aber Frösche- nach der Zerstörung des Gehirns und Rük-
kenmarkes schneller die Kraft des Herzens verlieren (in 6 Stunden
hören die Contractionen auf), so folgt hieraus, dass die Fro-
sehe nach dem Abschneiden der Lungen entweder durch die
Haut das Athmen einigermaassen ersetzen können, oder dass sehr
wahrscheinlich das Gehirn und Rückenmark viel nöthiger sind
zur Unterhaltung der Bewegungen des Herzens, als das Athmen
selbst. Denn Frösche leben", wenn sie weder mit den Lungen,
noch mit der Haut athmen können, in reinem Wasserstoffgas
doch noch über 12 Stunden, wie ich selbst sab. Es könnte sogar
die endliche Unterbrechung der Herzthätigkeit nach Unterbrechung
des Athmens grossentheils auch von der Veränderung
des Nervensystems herrühren, die erfolgt, wenn es kein hellro-
thes Blut mehr empfängt.
Die Störung des Kreislaufes nach Unterbrechung des Athmens
bei den höheren Thieren ist jedenfalls nicht von dem Col-
lapsus der Lungen bedingt, insofern diese im collabirten Zustande