
'JJ ladung auf; die Zerstörung des elektrischen Organes einer Seite
hebt die Wirkung des andern nicht auf. Auch ist es von allen
Beobachtern anerkannt, dass die Entladung nicht hei jeder Berührung
erfolgt, sondern von der Willkühr des Fisches abhängt,
so dass man ihn oft erst reizen muss, oder dass, wenn v. H umboldt
und Bompland den Fisch an Kopf und Schwanz anfassten,
nicht immer sogleich der Schlag erfolgte und auch nicht immer
beide den Schlag erhielten. Hieraus scheint hervorzugehen, dass
die elektrischen Fische selbst die Bichtung der Entladung bestimmen
können. Zuweilen sträubt sich das Thier bei Quälereien,
ohne Schläge zu ertheilen. Die Schläge scheint es selbst
kaum zu empfinden. Beim Zitteraal bemerkt man bei der Erschütterung
gar keine Bewegung, beim Zitterrochen nur eine
geringe Bewegung der Brustflossen; dagegen sind die elektrischen
Fische in Wunden für den künstlichen galvanischen Reiz vollkommen
sensibel. Anderseits erleiden Zitteraale, indem sie den
Schlag eines andern leiten, keine krampfhaften Bewegungen, w*e
v . H umboldt gesehen.
Der elektrische Schlag wird fühlbar, wenn das Thier zu dessen
Ertheilung geneigt ist, sey es nun, dass man mit einem einzelnen
Finger nur eine einzige Oberfläche der Organe berühre,
oder dass man mit beiden Händen seine beiden Oberflächen oben
und unten anfasse. In beiden Fällen ist es gleichgültig, ob die
Person, -welche, den Fisch berührt, isolirt sey oder nicht, v. H umboldt.
In vielen Punkten stimmen nun Zitterrochen und Zitteraal
überein, in einigen weichen sie ab. G ay-L ussac und v. H umboldt
haben darüber sehr schöne Aufschlüsse gegeben. Wenn
eine Person den Zitterrochen mit einem einzigen Finger berührt,
so erfolgt die Entladung, die Person mag isolirt seyn oder nicht.
Wenn sie aber isolirt ist, so muss die Berührung unmittelbar
seyn. Man berührt den Zitterrochen mit Metall ohne Erfolg,
während der Zitteraal seine Stösse durch das Mittel eines mehrere
Fass langen Eisenstabes ertheilt. Wird ein Zitterrochen auf
eine ganz dünne Metallscheibe gelegt, so fühlt die Hand, welche
die Scheibe hält, niemals eine Erschütterung, wenn gleich eine
zweite isolirte Person das Thier reizt, und obschon die krampfhaften
Bewegungen der Brustflossen sehr starke Entladungen dar-
thun. Wird hingegen der auf der Metallscheibe liegende Zitterrochen,
wie vorher, von Jemand mit der einen Hand gehalten,
mit der andern Hand an der obern Fläche berührt, so wird alsdann
eine kräftige Erschütterung in beiden Armen verspürt. Die
Empfindung ist die nämliche, wofern der Fisch sich zwischen
zwei Metallscheiben befindet, deren Ränder sich einander nicht
berühren, und wenn alsdann beide Hände gleichzeitig an diese
Scheiben gelegt werden. Wenn aber die Ränder beider Metallscheiben
sich berühren,- so hört jede Erschütterung auf, die Kette
zwischen beiden Oberflächen des elektrischen Organes wird alsdann
durch die Scheiben gebildet, und die neue Verbindung,
welche durch Berührung beider Hände mit den Scheiben zu
Stande kommt, bleibt ohne Wirkung.
Ungeschwächte elektrische Fische wirken “gleich stark unter
dem Wasser und in der Luft. Bilden mehrere Personen die Kette
zwischen der obern und untern Fläche des Fisches, so wird die
Erschütterung nur dann fühlbw, ' wenn jene Personen sich die
Hände benetzt haben. Die Wirkung wird dagegen nicht unterbrochen,
wenn zwei Personen, die _ mit ihren rechten Händen
den Zitterrochen halten, statt sich mit der linken zu fassen, jede
ein metallenes Stäbchen in einem auf einem isolirten Körper befindlichen
Wassertropfen einsenken. G ay- L ussac et H umboldt,
ann. de chemie 65.15. A. v. I I umboldt’s Reise in die Aapunoctuil-
gegenden des neuen Continents. 3. Theil. p. 295 — 324. T reviramus
Biol. 5 . 144—180. j . . . . . v Schon I . D avy beobachtete ein elektrisch verschiedenes Verhalten
der Oberflächen der elektrischen Organe des Zitterrochen.
Dasselbe fanden L inari und M atteuci. Die Richtung der Strömung
ist durchgehends vom Rücken nach der untern Bauchgegend,
und der Rücken lässt sich als der positive, der Untertheil
des Bauches . als der negative Pol des Organes betrachten. Berühren
die Dräthe des Galvanometers Rücken und Bauch zugleich,
so tritt keine Abweichung der Nadel ein.
S pallamzami wollte' bemerkt haben, dass der Zitterrochen
seine elektrische Kraft durch Abziehen der Haut verliere. Nach
Matteuci wird die Fähigkeit zu Entladungen nur dadurch geschwächt.
Die Entladungen erfolgen sogar noch, wenn Scheiben
von dem Organ weggeschnitten worden.
Eigentliche physiologische Versuche an den Nerven der elektrischen
Fische sind noch wenig angestellt worden. Als das Gehirn
eines Zitterrochens der Länge nach gethedt wurde, beobachtete
D avy noch fortdauernde S c h lä g e , diese hörten aber auf,,
als das Gehirn herausgenommen war, auch wurde kein Schlag
erhalten, als D avy mit einem scharfen Instrument die elektrischen
Nerven reizte. Einmal, als ein kleines Stück Gehirn zufällig
übrig gelassen war, das. mit den elektrischen Nerven an der einen
Seite zusammenhing, gab der Fisch bei der Reizung einen,
Schla". Nach M atteuci nimmt die Intensität des Schlags ab,.
wenn0man die Zahl der zu dem Organ gehenden Nervenfäden
vermindert; nach der Durchschneidung sämmtlicher Nerven des.
Organes hört die Entladung auf. Der Tod des Fisches von Morphium
ist von starken Schlägen und Convulsionen begleitet. Hat
der Zitterrochen aufgehört auf Reizung Schläge zu ertheilen und
berührt man dann die Stelle des Gehirns, wovon die Nerven der
elektrischen Organe abgehen, so erhält man stärkere Schläge als
gewöhnlich. Matteuci schliesst aus diesen Thatsachen, dass die
Elektricität des Zitterrochens sich nicht in den Organen erzeugt,
dass die Strömung ihre Richtung von dem Gehirn erhält und
dass die Elektricität in dem Apparate nur verstärkt wird, wie m
einer Leidner Flasche oder secundären Säule. Dies erscheint
mir indess keineswegs aus den Beobachtungen zu folgen. "Denn
dann müssten sich nach Entfernung der elektrischen, Organe
noch vom Gehirn aus elektrische Ströme erregen und nachwei-
sen lassen. Das Gehirn kann durch Erregung eines heterogenen
chemischen Zustandes in den Organen diese laden, oder wenn