
saclie würde, dass durch Reflexion vom Rückenmark nach der
Umgegend jener Stelle hin, eine enge Zusäminenziehung des
Darms zu heiden Seiten der Ligatur bis in einige Entfernung
hin erfolge. Diess geschah aber nicht, auch nicht, als ich diesen
Versuch wiederholte. Volkmawn’s Versuche zeigen aber,
dass wenn ein geköpfter Frosch sich in der allgemeinen Disposition
zur Reflexion befindet, auch in der genannten Weise eine
Reaetion eintritt. Reizung des Darmkanals durch -Kneipen bewirkte
in, diesem Falle Zusammenziehung des Darms nicht bloss
an der gereizten Stelle, sondern die Contraction verbreitete sich
von der gereizten Stelle aus weiter, bald aufwärts, bald abwäi'ts
am Damm, über eine mehr oder weniger lange Strecke. Ist das
Rückenmark zerstört, so erregt Kneipen der Därme: allerdings
nur locale Zusammenziehungen.
X III. Auch die Reflexion von Wirkungen, die von dén Cere-
Irospinalnerven ausgehen, auf das Rückenmark verpflanzt, von dort
auf das sympathische Nervensystem reflectirt werden, ist eine ■ ziemlich
häufige Erscheinung. Als Beispiele solcher Wirkungen kann
man hier anführen, die bei heftigen wollüstigen oder1 schmerzhaften
Empfindungen der1 Haut entstehende Verändernng1 des
Herzschlages; die Bewegung der Iris von EmpfindüngseindrückCn
durch den Sehnerven,-Gehörnerven, N. trigermnüs; wovon das
Nähere p. 728." angeführt worden; die Zusämmenziehung der Sa-
menbläschen von Reizung der Gefühlsnervën de** Ruthe.
XIV. Es entsteht nun die Frage: Ob ih dem dVi sympathicus,
vermöge der Ganglien, nicht auch unabhängig vom Gehirn und Rückenmark
Reflexionserscheinungen möglich sind. Diese 'interessante
Frage lässt sich jetzt noch nicht bestimmt beantworten. Wäre
diese Art von Reflexion möglich ,-so würden die "sympathischen
Nerven von den Cerebrospinalnerven eine merkwürdige Ausnahme
machen, und durch die gangliose -Natur jener Nerven wäre eine
Wechselwirkung der. sensoriellen und motorischen Fasern möglich,
die bei den Cerebrospinalnerven ohne Vermittelung des Gehirns
und Rückenmarks niemals stattfindet. Bei den von Gere-
hrospinalnerven versehenen Muskeln eines vom Rumpfe getrennten
Gliedes, zuckt von dem gereizten Muskel jedesmal nur der
eben gereizte Theil desselben, und nicht der ganze Muskel Und
nicht eine Muskelfaser in ihrer ganzen Länge. Die Frage ist
also die, ob man z, B. an einem, mit dem Mesenterium und den
gangliösen Plexus ausgeschnittenen Darmkanal eines lebenden
Thieres durch Reizung einer einzelnen Stelle Zusammenziehungen
in einigem Umfange, Züsammenziehung eines ganzen Darmstückes
hervorbringen kann. Diess ist aber nicht möglich.1 Jedesmal
zieht sich nur der gereizte Theil des Darms zusammen; ja Cs
verbreitet sich eine, durch Quetschung mit der Pincette an einem
Punhte des Darms angebrachte Reizung, nicht einmal cir-
kelförmig, wie ein Ring um das ganze Rohr, sondern es entsteht
eine ganz beschränkte Einziehung der Darmwand an jenem Punkte,
während die entgegengesetzte Stelle der Darmwand ganz platt
und ruhig bleibt. Diess habe ich nicht allein am Darmkanal
wiederholt gesehen, sondern auch am Uterus eines trächtigen
Kaninchens in gleicher Art beobachtet. Jedesmal entstand an
der gereizten Stelle des Uterus eine kleine harte Zusarnmenzie-
hung der nächsten Muskelfasern gegen den einen Punkt hin, aber
der ganze übrige Uterus blieb ruhig. V olkmanh hat diese Versuche
an Fröschen wiederholt und dasselbe Resultat erhalten.
Daher spricht er den Ganglien die Fähigkeit zur Vermittelung
der Reflexionserscheinungen ebenfalls ab. Er stützt sich besonders
auf die an geköpften Fröschen, die in der Disposition zur
Reflexion waren, angestellten Versuche. War das Rückenmark
noch vorhanden, so bewirkte das Kneipen des Darms an einer
Stelle ausgebreitete Zusammenziehungen des Darms; war hingegen
das Rückenmark zerstört, so war die Reaetion auf die Stelle
der Reizung beschränkt.
1 Beim Herzen ist die Sache weniger klar und es scheint, als
wenn am ausgeschnittenen Herzen die Reizung einer einzigen
Stelle sich auf das ganze Herz verbreiten könnte. Wenn man
das Herz eines Frosches ausschneidet und auf dem Tische so
lange liegen lässt, bis sich die Häufigkeit der Schläge sehr vermindert
hat, und nur von Zeit zu Zeit eine Zusammenziehung
eintritt, ist der Zeitpunkt gekommen, wo man Untersuchungen
über die Reizbarkeit des Herzens anstellen kann. Reizt man
dann das Herz mechanisch mit einer Nadel, so erregt man eine
Zusammenziehung, die man nun nicht mehr mit den zum gewöhnlichen
Rhythmus gehörenden Zusammenziehungen verwechselt.
Es ist nun sehr merkwürdig, dass, wo man auch den mechanischen
Reiz auf das Herz anbringe, die Reaetion doch immer
so ist, als ob man das ganze Herz gereizt hätte. Es erfolgt
nämlich nicht eine Zuckung der gereizten Stelle des Herzens,
sondern des ganzen Herzens. Es scheint daraus hervorzugehen,
dass sich im Herzen die örtliche Veränderung der Reizbarkeit
durch den Reiz mit dem Zustande der Reizbarkeit des
ganzen Herzens ins Gleichgewicht setzt, so dass man von jedem
Punkte des Herzens gleichsam die Statik in der Vertheilung der
Kräfte des Herzens verändern kann. Wie man diese Erscheinung
zu betrachten habe, ist noch nicht ganz klar. Ganglien
können daran jedenfalls keinen Antheil haben, da das Phänomen
auch an dem ganz isolirten Herzen eintritt. Vielleicht wirkt die
Erschütterung zur Mittheilung der Bewegung mit.
lV,<- XV. Es ist noch ganz unbekannt, ob der JV. sympathicus sympathische
Bewegungen von der Reizung eines Organes aus in einem
andern hervorrufen kann; weil sich nämlich alle hieher gehörigen
Erscheinungen auch durch die Vermittelung des Gehirns und
Rückenmarkes, oder durch das im 3. Capitel erläuterte Phänomen
der Reflexion erklären lassen.
XVI. Es ist nicht erwiesen, und mehrere Beobachtungen sprechen
dägegen, dass die Ganglien als Isolatoren im Stande sind, den
vom Gehirn und Rückenmark ausgehenden motorischen Einfluss zu
hemmen. Ich bemerke, dass liier nicht von willkührlichem, sondern
von motorischem Einfluss im Allgemeinen die Rede ist. Jeder
weiss, wie leicht und schnell eine Veränderung iu den Ceu-
tralorganen des Nervensystems auf das ganze sympathische System