
Speichelstoff, Osmazom, kohlen-, Schwefel-, salz- und essigsaures
Natron und Kali nebst phosphorsaurem Kalk.
Von der Lymphe unterscheidet sich der Chylus dadurch,
dass der Chylus freies Fett enthält, dass die Menge der festen
Theile in ihm grösser ist (100 Chylus aus den Lymphgefässen des
Mesenteriums vom Pferde ' gaben T iedemann und G melin 0,37
trocknen Faserstoff, die"lLymphe des Beckens nur 0,13), und dass
der Chylus viel mehr Kügelchen enthält und trüber ist. Die Kügelchen
der Lymphe sind sparsam und sind bisher übersehen,
Dr. H. Na sse und ich haben sie in der Lympbe des Menschen,
und ich sehr häufig in der Lymphe der Frösche gesehen.
Die Lymphe des Menschen scheint zuerst von uns untersucht
zu seyn. Denn S oemmerring’s Lymphe aus Varices von Lymphgefässen,
die nicht gerann, konnte keine Lymphe ,seyn.
Im Winter 1831—1832 bot sich in Bonn diese ausserordentliche
Gelegenheit dar, Lymphe des Menschen zu untersuchen. Im
chirurgischen Clinico des. Hrn. Professor W utzer befand sich ein
junger Mensch, dem, in Folge einer vor längerer. Zeit erlittenen
Verletzung am Fussrücken, beständig Lympbe aus der, allen Versuchen
zur Heilung trotzenden, kleinen Wunde ausfloss. .Wenn
man über den Bücken der grossen Zehe in der Richtung gegen
die Wunde hinstrich, floss jedesmal eine Quantität ganz klarer
Flüssigkeit, zuweilen spritzend, hervor. Diess war Lymphe. Sie
setzte nach ungefähr 10 Minuten ein spinngewebeartiges Coagulum.
von Faserstoff ab. Hier konnte man nun Lymphe in Menge
sammeln. Was mich am meisten zu wissen interessirte, war: ob
die Lymphe Kügelchen enthalte, welche alle neueren Beobachter,
R euss und E mmert, S oemmerrinü, T iedemann und G melin,
B rande, L assaigne, nicht beobachtet haben; wogegen H ewson
in der freilich zweideutigen Lymphe von der Thümusdrüse des
Kalbes unzählige weisse Körnchen von der Grösse der Kerne der
Blutkörperchen, und in der röthlichen Lymphe der Milz fothe
Körperchen gesehen haben wollte. Bei der mikroskopischen Untersuchung
jener Lymphe des Menschen sah ich, dass die, Lymphe,
obgleich sie klar und durchsichtig war, doch' eine Menge
farbloser Kügelchen enthielt, die "kleiner schienen, als die Blutkörperchen
des Menschen, und sehr viel sparsamer darin enthalten
waren, als die Blutkörperchen im Blute. Diese Kügelchen
verbinden sich beim Gerinnen zum kleinern Theil mit dem Coagulum.
Der grösste Theil bleibt im Lymphserum suspendirt.
Das Coagulum besteht, wenn es sich zusammengezogen hat, aus
einem weissen fadenartigen Gewebe. Das Merkwürdigste ist nun
aber, dass das Gerinnsel nicht durch Aggregation der Kügelchen
entsteht, sondern man sieht, dass eine vorher aufgelöste Materie
gerinnt und die zerstreuten Kügelchen zum Theil in sich aufnimmt.
Untersuchte man das Gerinnsel von einer sehr kleinen
Quantität Lymphe, die man in einem Uhrglase hatte gerinnen
lassen, so erkannte man die Lymphkügelchen bei starker Ver-
grösserung eben so zerstreut in dem Coagulum, wie sie vorher
in der Lymphe selbst erschienen. Die Materie, welche die Lympii-
kügelchen verbindet, lässt sich besonders an dem zarten Rande
des Coagulum beobachten; sie ist ganz gleichartig, schwach durchleuchtend,
und besteht nicht deutlich aus Kügelchen, die, wenn
sie darin enthalten sind, Sehr viel kleiner seyn müssen, als die
Kügelchen der Lymphe. . Vergl. H. Nasse, Biedemann’s Zeitschrift
V. Diese neuen Beobachtungen beweisen, dass, obgleich
die Lymphe Kügelchen suspendirt enthält, doch der Faserstoff
in ihr aufgelöst ist. Beim Menschen wird sich die Gelegenheit
sehr selten'darbieten, jene Beobachtungen zu wiederholen. Dagegen
werde ich jetzt angeben, wie man sich zu jeder Zeit, wo
man Frösche haben kann, die Lymphe dieses Thieres sehr leicht
und rein verschaffen kann. Es ist bekannt, dass die Haut der
Frösche überaus locker'mit den Muskelschichten verbunden ist.
Dass zwischen beiden ansehnliche Lymphräume enthalten seyn
müssen, erkennt man schon an der Natur der zwischen Hant
und Muskeln enthaltenen Flüssigkeit. Wenn man bei grossen
Fröschen die Haut am Oberschenkel anschneidet, und, indem
man die Zerschneidung grösserer Blutgefässe vermeidet, die Haut
eine Strecke weit von den Muskeln ablöst, so fliesst öfter (nicht
immer) eine klare, farblose, salzig schmeckende Flüssigkeit aus,
und zwar oft sehr reichlich, wenn der Frosch sehr gross und
frisch war. Diese Flüssigkeit ist Lymphe. Der Beweis davon
liegt in dem Umstande, dass diese Flüssigkeit innerhalb mehierer
Minuten ein ansehnliches, anfangs wasserhelles Coagulum absetzt,
das sich allmäblig zu einem fadenartigen weisslichen Gewebe verdichtet.
Wenn man von einer Anzahl grosser Frösche die Lymphe
sammelt, so erhält man-genug, um eine nähere Untersuchung
anzustellen. Das Faserstoffgerinnsel einer gewogenen Quantität
Lymphe wurde getrocknet und mit einer sehr empfindlichen
Waage gewogen; so erhielt ich aus 81 Th. Froschlymphe einen
Theil trocknen Faserstoff; ein Verhältniss, welches wegen der
Menge des Faserstoffes sehr merkwürdig scheint, wenn sich auf
einen einzigen Versuch bei so kleiner Quantität ein bestimmter
Werth legen Hesse. Bewahrt man Frösche lange auf, so gerinnt
die gewonnene Lymphe nicht mehr, so wie auch ihr Blut entweder
sehr wenig, oder gar kein Gerinnsel absetzt. Die Frosch-
"lymphe enthält im frischen Zustande Kügelchen, jedoch ausserordentlich
sparsam darin zerstreut. Sie sind ungefähr vier Mal
kleiner als die elliptischen Blutkörperchen des b rösches. Sie sind
rund und nicht platt. Da mari beim Einschneiden der Haut des
Frosches jedesmal auch einige Blutgefässe zerschneidet, so ist es
unvermeidlich, dass sich bei mikroskopischer Untersuchung in
der Lymphe einige elliptische Blutkörperchen zeigen. Diese Beimengung
ist aber ganz unbedeutend, und die Lymphe bleibt wasserhell.
Durch diese Beobachtung hat man den grossen Vortheil,
sich schnell und zu jeder Zeit Lymphe verschaffen zu können ;
und man kann so die Haupteigenschaften derselben, da sie mit
der menschlichen sehr übereinkömmt, in den Vorlesungen zeigen.
Dagegen man bisher keinem Arzte einen Vorwurf machen konnte,
wenn er in seinem ganzen Leben keine Lymphe gesehen batte,
die doch sonst in den pathologischen Werken und von den Aerz-
ten so viel besprochen wird, so dass sie wegen Unkenntniss der
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