
selbst in einigen, vielleicht aber nur schadhaften Pflanzentheilen
vorhanden seyn mögen, und von denen sich dann bald die einen,
bald die anderen, je nachdem Eier oder Individuen davon im
Wasser waren oder hineingebracht wnrden, Stark vermehren.
Die Vermehrung dieser Thiere scheint ausserordentlich schnell.
Ein R'aderthierchen, Hydatina senta, das über 18 Tage beobachtet
wurde und länger lebt, ist in 24—30 Stunden einer vierfachen
Vermehrung fähig. Diese Vermehrung giebt in 10 Tagen
schon 1 Million Individuen, woraus sich die ausserordentliche Häufigkeit
der Infusorien in einem Tropfen einer Infusion einiger-
massen erklären Hesse. Im Thau und Regen hat E hrenberg nie
Infusorien' bemerkt; sonst fand E hrenberg einige Infusorien in
Afrika und Asien, gleichwie in Europa, im Meerwasser wie im
Flusswasser, in den Tiefen der Erde wie auf der Oberfläche.
Aber die Entwickelung fieser Thiere scheint formenreieh, und
man kann leicht verschiedene Arten dieser Thiere zu sehen glauben,
während maü nur die, Entwickelungszustände beobachtet.
Aus allen diesen Beobachtungen schliesst E hrenberg, dass „alle I n fusorien,
gleich den übrigen Thieren, von Eiern entstehen, omne
vivum ex ovo, und lässt es ungewiss, ob die Eier zum Theil wirklich
das Product der geheratio primiiwa sind. Siehe E hrenberg
in P oggendorf’s A n n a le n 1832. 1. j Vergl. R. "Wagner I s is 1832.
383. Den von mehreren Männern beschriebenen Uebergang von
Infusorien in Priestleyscbe Materie hält W agner für ausgemacht;
diese Materie ist aber nichts anders als der Rest von abgestorbenen
Infusorien, Euglena viridisf Dagegen bezweifelt W agner
wohl mit Recht die von Mehreren beschriebenen Uebergänge der
Priestleyschen Materie in Conferven, Ulven, Tremell^n oder gar
Laubmoose. Die primitive Umbildung von noch unorganisirtem
Thierstoff zu gewissen Thieren lässt sich jetzt noch am meisten
bei den Eingeweidewürmern vertheidigen. Eine, ganze Reihe von
Gründen für die generatio aequivoca beruht auf der Unmöglichkeit,
die erste Entstehung der Eingeweidewürmer ohne freiwillige
Zeugung zu erklären; 1. Die ungeheure Mehrzahl der Eingeweidewürmer
sind in der Organisation ganz von allen Geschöpfen
verschieden, die ausser dem thierischen Körper Vorkommen. Dio
Aehnlichkeit einiger Distoma mit den Planarien des süssen und
salzigen Wassers ist nur scheinbar. 2. Die wenigsten Eingeweidewürmer
kommen in verschiedenen Gattungen von Thieren vor.
So sind die Bandwürmer des Menschen nur diesem eigen, dagegen
die Leberegel, Distoma hepaticum, dem Menschen, Hasen,
Rindvieh, Cameel, Hirsch, Pferd, Schwein; der Spuhlwurm, Ascaris
lumbricoides, dem Menschen, Schweine, Ochsen, Pferd gemein
scheinen. Die mehrsten Thiere haben ihre eigenthümlichen spezifisch
verschiedenen Eingeweidewürmer. 3. Viele Eingeweidewürmer
sind in ihrem Vorkommen auf gewisse Organe beschränkt.
4. Die Eingeweidewürmer sterben in der Regel ausser dem lebenden
thierischen Körper. 5. Man hat diese Würmer schon in Embryonen
beobachtet. 6.' Dass eine Uebertragung von Eingeweidewürmern
oder ihren Keimen durch die Nahrung nicht stattfinde,
beweisen die bloss von Pflanzen lebenden Thiere, die gleichwohl
ihre eigenen Eingeweidewürmer haben. Nur in sehr wenigen
Fällen kann dieser Uebergang hei fleischfressenden Thieren angenommen
werden, wie denn der Echinorhynchus der Feldmaus
zuweilen beim Falken, Würmer der Frösche zuweilen bei Schlangen,
die Ligula der Fische, der Bothriocephalus solidus des Stichlings
auch im Darmkanal der Sumpf- und Schwimmvögel gefunden
worden sind. Allein viele andere Würmer kommen ausser
dem Darmkanale und den Wegen der Uebertragung vor. Siehe
B remer über lebende JVürtner im lebenden Menschen. Wien 1819.
E hrenberg sucht die generatio aequivoca der Eingeweidewürmer
zu entkräften, indem er sich zu der alten Meinung hinneigt,
wonach die Eier der Eingeweidewürmer durch die Saftcirculation
der Thiere in alle Theile des Körpers getrieben würden. Er nimmt
an, dass, weil die Genitalien der Eingeweidewürmer eine grosse
Menge Eier enthalten, diese auch durch die Circulation im ganzen
Körper eines Thieres verführt werden, und nur unter glücklichen
Umständen an den zu ihrer Entwickelung nöthigen Boden
abgesetzt werden und auskommen, so dass alle Säfte eines Thieres
gleichsam von Eiern solcher Eingeweidewürmer inficirt sind, die
das Thier in einzelnen Organen hat. Die Milch, wovon sich andere
Individuen derselben Art nähren, kann die Eier dieser Würmer
schon enthalten. Der Embryo der Säugethiere, in dem man
schön Eingeweidewürmer fand', kann die Eier von den Säften der
Mutter haben. Man hat Eingeweidewürmer in gelegten Eiern
gefunden. E schholz fand welche in Hühnereiern. B urdach
Physiol. I. p.-22. Sie können anfänglich vop den Säften der Mutter
dahin gelangt seyn; allein in der That, die Widerlegung der
generatio aequivoca begiebt sich hier in eben so grosse UnWahrscheinlichkeiten
als die Annahme derselben. Die Eier der Eingeweidewürmer
sind offenbar zu gross, um aus den Organen, wo
die Würmer leben, in die Lymphgefässe zu gelangen, sie sind
viel zu gross, um in Capillargefässen des Blutes' von 0,00025 Zoll
Durchmesser zu circuliren und endlich gar in die Absonderungs-
produete, z. B. die Milch, den Dotter,'zu gelangen; also die Erklärung
des Vorkommens der Eingeweidewürmer durch Uebergang
von Mutter auf Kind, z. B. bei pflanzenfressenden Säugethie-
ren, widei'spricht gar sehr den erfahrungsrnässigen Daten der Mikrometrie,
wenn man nicht annehmen will) auch die kleinsten
Theile von Keimstoff der Eingeweidewürmer, wie er von vorhandenen
Würmern gebildet worden, seyen eben so fähig zur Fortpflanzung
als ein ganzes Ei. Von den Samenthierchen nimmt
E hrenberg an, dass sie jedem animalischen Wesen bei der Zeugung
eingeimpft werden.
Directe Versuche über generatio aequivoca sind bei dem jetzigen
Zustande der Wissenschaft ungemein schwer. Diejenigen,
welche in neuester Zeit angestellt sind, sind der Lehre von der
freiwilligen Erzeugung nicht eben günstig. F r. F erd. S chultze
beobachtete, dass atmosphärische Luft, die durch Schwefelsäure
durchgeleitet ist; keine Entwickelung von Infusorien in ausgekochten
Flüssigkeiten zulässt, S chwann machte die Erfahrung, dass
in gekochten Flüssigkeiten, die nur mit ausgeglühter, aber an
M t i l i e r ’s Physiologie* 1. 2