
XVI. Die Drüsenbildung vervollkommnet sich nicht in der
Thierwelt absolut, sondern in jeder Klasse der Thiere treffen wir
rudimentäre Drüsen mit höchst einfacher Bildung, wenn diese
Drüsen der Klasse zuerst zukommen; so einfach sind die Speicheldrüsen
bei den Vögeln und Schlangen, und so erscheinen
die Milchdrüsen des Schnabelthiers, die prostatischen Drüsen der
Nager, das Pankreas der Fische, die Leber der niederen Thiere,
selbst blinddarmförmig.
XVII. Die Substanz der Elementartheile der Drüsen ist
durchgängig weiss, oder weissgraulich, oder weissgelblich, bei allen
Drüsen, so verschieden die Secrete der Drüsen sind. Eine
Uebereinkunft der Drüsensubstanz mit ihrem Secretum besteht
nicht.
M ik ro sk o p isc h e Messungen.
Par. Zoll.
Feinste Blulgefasschen oder Capillargefässe (nach E. H. W eber)
== To-Vö — üW z - = 0,00025 — 0,00050
Dieselben in den Nieren nach meinen Messungen................ 0,00037 — 0,00058
Di eselben in der Iris des Menschen ....................................... 0,00037 — 0,00047
D ieselben in den Processus ciliares . . . • . . J ........................ 0,00053
Kleinste Lungenzellchcn beim Menschen (nach E. H. W eber)
=0,053 — 0,160 Lin. = 0,00441 — 0,01333
Cylinderförmige Blinddärmchen an den Lungen des Yogclembryc
• ...» ............ . -............................,...................... •’ 0,00474
Elementarbläschen der Milchdrüsen des säugenden Igels . .. . 0,00712 — 0,00928
Dieselben vom Hunde mit Quecksilber gefüllt....... .............. 0,00260,
Zellen in den Speicheldrüsen der Gans, nach meinen Injectionen
........................................................................ • • • 0,00260
Zellen der Parotis des Neugeborüen (nach E. H. W eber’S Injectionen)
........... . . . . . . . . . . . . . . . 0,00082
Dieselben vom Hunde, nach meinen Injectionen . . .............. 0,00187
Zellen der Thräncndrüse von der Gans, nach meinen Injectionen
.............................................................. ............... 0,00327
Zellen des Pankreas der Gans, mit Quecksilber gefüllt....... 0,00137 — 0,00297
Elementartheile der Thränendrüse der Riesenschildkröte ... 0,00194
Zellen der Harder’schen Drüse vom Hasen , nach meinen
, Injectionen ............ ........................... ........................ . 0,00776
Elementarbläschen der Leber von Helix pomatia ............ 0,00565
Elementarreiserchen der Leber eines Heherembryo von 1 Z.
Länge....... .. ........ ..................... . ...................... 0,001/2
Endreiserchen der Gallenkanälchen, auf der Oberfläche der
Leber des Kaninchens, injicirt ........................................ 0,00108 — 0,00117
Blinddärmchen der YVolfPschen Körper eines Vogelembryo 0,00377
Dieselben von einem andern Embryo ............ . 0,00300
Harnkanäie von Petromyzon marinus ..................... . 0,00324
Harnkanäle der Nieren vom Zitterrochen .................... 0,00469
Harnkanäle der Schlangen, mit Quecksilber gefüllt ............ . 0*00232
Enden derselben..............'....................................................... 0,00423
Harnkanäle von der Eule, vpm Ureter aus injicirt, an ihren
Enden ................................ ........................................ 0,00174
Harnkanäle des Eichhörnchens (Rindenkanäle).......... 0,00149
Rindenkanäle der Pferdenieren (vom Ureter aus injicirt) auf
der Oberfläche der Nieren............................ ................. 0,00137 — 0,00182
Bellini’sche Röhren der Marksubstanz von Pferdenieren, vom
Ureter aus injicirt, an den Papillen am stärksten......... 0,01305
Dieselben von mittlerer Stärke (injicirt) . . . . ! ....... . . . ........... 0,00489
Dieselben auf Durchschnitten d e r‘Rjnde am feinsten (injic.) 0,00140 — 0,00188
Dieselben in der Rinde der Nieren des Menschen, nach
W eber ............ * * “ ................... ......................................... 0,00180
Dieselben in den Pyramiden .................................. .............. 0,00160
Malpfehi’sche Körperchen der menschlichen Nieren............ 0,00/00
Dieselben (nach E. H, W eber) ............................................. 0,00666-0,00883
Gfcstreckte Arterien der Pyramiden des HundesS .'................. 0,00068 — 0,001/5
Dieselben in der Nähe der Papillen, wo sie Netze bilden .. 0,00042
Samenkänäle eines jungen Hahnen ......................................... 0,00^)28
Samenkauäle des Eichhörnchens ............................................ 0,01453
Samenkanäle des Igels . . . . . . . v. ............................................... 0,009/0
Samenkanäle des Menschen ................................................. . 0,004/0
Dieselben mit Quecksilber gefüllt - .........v. ................. ......... 0,00945
Röhren in den Steissdrüsen der Gans....... ............................ 0,00990
Reiserförmige Blinddärmclfen oder Röhren von den Cowper’schen
Drüsen des Igels .............................................. 0,01022
Zellclien an den Meibomi’schen Drüsen des Menschen (nach
E. H. "We b e . . . . . . . ............................................... 0,00258 — 0,00633
Zellen der Harder’schen Drüse der Gans, mit Quecksilber
gefüllt i —t —T Lin.
Zellen m den Speicheldrüsen von Mnrcx tritonis "pS } Lin.
Zellen der spongiösen Leber von Murex tritonis ( — ( Lin.
Man vergleiche die Messungen von KkaUSE a. a. O.
III. Capiiel. Lieber den S e c re tio n s - Pro cess.
4. Von den Ursachen der Absonderung.
Die Absonderung ist nur eine besondere Art der Verwandlung
oder Metamorphose, welche die thierischen Säfte, das Blut
bei dem Durchkreisen der Organe erleiden. Das Blut kreist in allen
Ox-ganen in einem überaus feinen Netzwerk von Blutgefässeben
aus den Arterien nach den Venen. Diese Netze sind allenthalben
geschlossen, nirgends giebt es Enden der Gefässe,
sondern allenthalben nur netzförmige Uebergänge der Arterien
in Venen.* Die feinsten netzförmigen Blutströmchen haben
nur eine äusserst dünne, leicht durchdringliehe Wand. Siehe
oben pag. 216. Wo ein Strömchen entsteht (und neue Ström-
cben bilden sich immer wieder, wie Beobachtung beim- Embryo
und bei jungen Thiei'en lehrt), da entsteht eine Rinne in
dem Bildungsstoffe ] die mit den übrigen netzförmigen Strömchen
in Commjxnication tritt, und wenn sie im Anfang ohne dichtere
Begrenzung ist, doch bald eine solche (erhalten mag. Die Ca-
pillargefässwände aber, dem Auge ohnehin meist unerkennbar,
sind so fein, dass eine freie Wechselwirkung der Substanz mit
den Blutströmchen stattfinden kann. Die Substanz tränkt sicli mit
dem Blute, eignet sich dessen Bestandtheile an. und verwendet sie
auf die jedem Organe eigenthümliche Art.
Alle Absonderung aber geschieht auf Flächen, seyen es nun
einfache Häute, wie die serösen Membranen und die Schleimhäute,
oder sey es complicirte innere Flächenhildung in zelleu-
liaften oder kanalförmigen Aushöhlungen der Drüsen,