
stände getödteten Hunden, so wie bei den Hunden, welche Stär-
kemehlj Milch, rohes oder gekochtes Rindfleisch, Rindfleisch und
Semmel, flüssiges Eiweiss und Spelzbrot, und bei den Katzen,
die Brot und Milch, oder gekochtes Rindfleisch erhalten hatten,
war der Cbylus ebenfalls nicht roth (Tiedemann und GmElin)1.
Pferde im nüchternen Zustande hatten eine mehr dunkelrothe
Flüssigkeit des Ductus thoracicus, als diejenigen, welche Hafer
genossen. Der Chylus der Schafe, die nur wenig Heu oder Stroh
erhalten hatten, gab ein röthlichweisses Goagulum, der Chylus
der mit Hafer gefütterten ein weisses. Aus den letzten Erfahrungen
schliessen Tiedemann und Gmelin, dass der Chylus um so
weniger rothen Farbestoff enthält, je besser die Thiere gefüttert
worden sind, und dass das Blutroth sich nicht unmittelbar
mittelst der Verdauung erzeugt; die namentlich . von der Milz
kommende röthliche Lymphe, welche Hewson, T iedemann und
Gmelin und F ohmann beobachtet, und die auch ieh hei Ochsen
theilweise gesehen habe, wird um so mehr in dem Chylus bemerkbar
seyn, je weniger Nahrungsstoffe vom Darmkanal aus er
enthält.
Der Chylus eines mit Hafer gefütterten Pferdes, aus den
Saugadern erhalten, ehe sie durch eine Drüsenreihe gegangen waren,
'war weiss, röthete sich nicht an der Luft und gab auch
eine weisse Placenta. Der Chylus aus den Saugadern des Mesenteriums,
welche durch Drüsen gegangen waren, und der Chylus
des Ductus thoracicus zeigten sich hellroth,- die Lymphe aus
den Saugadern des Dickdarms war blassgelb und lieferte ein
weisses Coagulum; die der Saugadern des Beckens war roth, und
gab noch ein dunkleres Goagulum als der Chylus des Ductus thoracicus.
T iedemann und Gmelin schliessen aus diesen mit E m-
meht’s Erfahrungen übereinstimmenden Resultaten, dass der rothe
Stoff dem Chylus erst durch die. Mesenterialdrüsen urid durch
die Lymphe der anderen Lymphdrüsen, so wie durch die Lymphe
der Milz aus dem Blute mitgetheilt wird, welches die Capil-
largefässe dieser Theile durchströmt. Was die Lymphe der Milz
betrifft, so hat zuerst Hewson [Op. posth. ed. Lugd. Batav. 1785.)
gefunden, dass dieselbe röthlich wie verdünnter rother Wein
ist und rothe Kügelchen enthält. Tiedemann und Gmelin haben
dieseFarbe bei gefütterten wie nüchternen Thieren gesehen. F oh-
. maNN [Saugadersyst, der Fische, p. 45.) hat es bei Vivisectionen
der Rochen gesehen und behauptet, in der Verdauungszeit
sey die Lymphe der Milz bei diesen Thieren röthlicher, nach
längerer Abstinenz von Nahrungsstoffen werde sie indess auch
röthlicher, eben so wie die Lymphe der Leber. Rudolphi
sagt, die Lympbgefässe der Milz seyen in der Regel so weiss als
die der Leber und anderer Organe, und führen auch an anderen
Organen mitunter eine blutige Flüssigkeit. Hier muss ich
jedoch bemerken, dass die Lymphe • anderer Organe als des
Darms nie weiss ist, und dass ich in einigen Fällen, wo ieh im
Schlachthause gleich nach dem Tode die Milzlymphe der Ochsen
untersuchte, sie in einigen dickeren Lymphgefässen wie
verdünnten rothen Wein sah. Seiler sah sie bei Pferden einige
Mal in einzelnen Lymphgefässen der Milz rötblich, bei den meisten
Pferden farblos, bei Rindern, Eseln, Schafen, Schweinen,
Hunden niemals gefärbt.
Ueber das Verhältniss des Faserstoffs zum Serum des Cbylus haben
T iedemann, und Gmelin folgende Resultate erbalten. Der Chylus
der Pferde gerann am stärksten; er enthielt in 100 Tbeilen 1,00
5,65 frische'Placenta, und 0,19 — 1,75 trocknen Faserstoff. Der Chylus
der Hunde gerann schwächer; die Menge des Gerinnsels betrug
in 100 Theilen 1,36 — 5,75, und des trocknen Gerinnsels
0,17 — 0.56. Der Chylus der Schafe war am wenigsten gerinnbar;
100 Theile enthielten 2,56—4,75 frischen, und 0,24 — 0,82
trocknen Kuchen, Das Contentum des Ductus thoracicus von
püchternen Thieren gerann vollständiger, und enthielt mehr frischen
und tropknen Kuchen als der Chylus von gefutterten Thieren;
er betrug getrocknet bei nüchternen Pferden 1,00 —1,75,
jener der gefütterten Pfer-de 0,19—0,78 Proc. ‘des Chylus. Hieraus
schliessen T iedemann und Gmelin, dass der Faserstoff des
Chylus nicht von den Nahrungsmitteln, sondern von der Lymphe
herrührt und seinen Ursprung dem Blut verdankt, worin
.sjp dessen Erzeugung annehmen; sie glauben nicht, dass aus den
Nahrungsstoffen selbst in den Chylificationswegen Faserstoff gebildet
werde. Wenn man diess zugiebt, so muss man auch annehmen,
dass die blasse Lymphe der nicht chylusführenden Lymph-
gefässe; wenn sie wirklich beim W,eiterfortschreiten an Faserstoff
zunimmt, keine Umwandlung ihres Eiweiss.es in Faserstoff erfährt,
sondern nur durch Zumischung'von aufgelöstem Faserstoff des Blutes
auf dem Wege ihres Fortganges gerinnbarer wird. Indessen ist
diese Meinung über die materielle Zumischung von Faserstoff
zum.Cbylus in den Chylificationswegen jetzt eben so wenig zu
beiveisen, als die entgegengesetzte Ansicht, dass der Eiweissstoff
des Chylus selbst zum Theil in Faserstoff umgewandelt wird. Um
hierüber ins Reine zu kommen, , wäre eine noch grössere Reihe
von Beobachtungen nöthig über die Menge der festen Theile, besonders
des Éiweisses, die sich im Serum des Chylus aufgelöst
finden in verschiedenen Thèilen des Lymphsystems. Wenn z. B.
das > Serum «ach Abscheidung, des Faserstoffs vom Chylus des
Ductus thoracicus weniger Eiweiss enthielte, als das Serum von
der Lymphe der Extremitäten und der Chylus der Saugadern des
Darms, und wenn diess constant wäre, so wäre es ausgemacht,
dass Eiweiss iw dem lymphatischen System in Faserstoff umgewandelt
würde, indem dann die Menge des Eiweisses abnimmt,
. während die des Faserstoffs zunimmt. T iedemann’s und Gmelin’s
Versuche haben hierin, wie unten ersehen wird, keine constanten,
sondern vielmehr widersprechende Resultate gehabt.
Ans' beiden Hypothesen lässt sich die Zunahme des Faser-
stöffgehaltes im Chylus bis, zum Ductus thoracicus erklären. Ueber
die lètztë' schon von Emmert beobachtete Thatsache haben
T iedemann und Gmelin noch folgende Erfahrungen gemacht. Bei
èinèm mit Hafer gefütterten Pferde gerann der Chylus der Saug-
adern- vor dem Durchgang durch Drüsen nicht. 100 Theile Chylus
von Säugadern, der durch Mesenterialdrüsen hindurchgegan