
sind, so geschieht das Wachsthum durch Vergrösserung der Partikeln
zwischen den Capillargefässen und durch Entstehung neuer
Gefässe. Sind in einem organisirten Theil oder belebten Stoff
(a, b, c, d) die Elemente, die in jedem organischen Molecule in
bestimmtem Verhältnisse verbunden sind, so bedingt die organisi-
rende Kraft des belebten Theiles nicht allein die Bindung von a,
b, c, d zu Bildungstheilchen, sondern auch die Vereinigung der
letzteren zu organischen Productionen, und zwingt die organischen
Fluida, ihre Zusammensetzung auch zu der Verbindung (a, b; c, d),
d. h. zu Atomen dieser Zusammensetzung zu ändern und diese
Atome, sich mit dem assimilirenden Organ zu verbinden. Wenn
hier von Atomen geredet wird, so sind darunter nicht organische
Kügelchen verstanden, sondern jene unsichtbaren Atome, wie sie
in der Chemie als kleinste Theilchen einer Verbindung supponirt
werden. Die Erzeugung der organischen Erscheinungen, der Muskelbewegungen
etc., befördert beständig die Zersetzung einer gewissen
Quantität Materie,, die durch die Nahrungsstoffe wieder
zugeführt wird, und so unpassend in anderer Hinsicht der Vergleich
ist, so gleicht die thierische Maschine doch hierin jeder
andern Maschine, die mit Zersetzung einer Materie ihre Kräfte'
producirt, und wie die Dampfmaschine eine gewisse Menge neuer
zersetzbarer Stoffe zu ihrem Gange erfordert. Das Wunderbare
bei der Assimilation ist nun, dass der Organismus, indem er zersetzte
Bestandtheile seiner selbst: auswirft, und organische Kraft
in neuer Materie zur Erscheinung bringt, durch die Ausscheidung
der zersetzten Bestandtheile seiner selbst nicht sobald an
organischer Kraft verliert; daher es fast scheint, dass entweder
das organisirende Princip die zersetzten Bestandtheile verlässt
und sich mit neuer Materie bindet, oder dass die Nahrungsstoffe
selbst eine Quelle zur Vermehrung der organischen Kraft sind,1:
während diese auf der andern Seite durch Zersetzung von früheren
Bestandtheilen des Thierkörpers unwirksam wird. Vergl.
pag. 39.
Das erste allgemeine Gesetz der verschiedenen Productionen
scheint allerdings, wie Autebrieth bemerkt, das Gesetz der Anziehung
ähnlicher Theile unter sich zu seyn. Aber die Theilchen
der belebten Organe haben schon eine grosse Anziehung zu sich
selbst, sie verlassen ihre Verbindung nicht, um sich mit Theilchen
des ernährenden Fluidi zu vereinigen, sie ziehen die analogen
Theilchen des Blutes an, nur das Blut scheint hierbei vorzugsweise
eine Trennung seiner Elemente zu erfahren. Ich kann
diese Bemerkungen nicht besser , als mit einigen Worten voA Au-
tenrieth schliessen. Der Knochen sondert nur Knochenerde, der
Muskel Faserstoff und Cruor ab, es vermehrt sich auch ein widernatürlich
entstandener Seirrhus,' ein Steatom immer mehr auf
gleiche Art. Die Vermehrung durch Anziehung des Aehnlichen
findet nicht bloss in den chemischen Bestandtheilen eipes Organes
statt. Auch in seinen Bildungsgesetzen findet sich etwas Aehnli-
ches. Ein polypöser Auswuchs der Mutterscheide, der innern
Nasenhaut entfernt sich weniger durch seine chemische Mischung
als durch seine Organisation von den ihn umgebenden gesunden
Theben. Einmal entstanden aber wächst er bis auf einen gewissen
Grad immer auf eine ähnliche Art fort. Eine Narbe wird,
ungeachtet'sie eine von der ursprünglichen Organisation der Haut
abweichende Structur besitzt, -doch immer wieder auf eine ähnliche
Art ernährt; sie wächst selbst mit dem übrigen Körper.
Autebrieth Physiol. 2. 181.
I. Abschnitt. Vom Athmen.
I. Capitel. Vom Athmen im Allgemeinen.
Der wesentliche athembare Bestandtheil der Atmosphäre ist
der Sauerstoff derselben, den sie im Verhältniss von 21 Th. Sauerstoffgas
auf 79 Theile Stickstoffgas enthält. Der Kohlensäuregehalt
der atmosphärischen Luft ist in der Regel äusserst gering.
10000 Volumtheile atmosphärischer Luft enthalten nach de S aussure
4,15 Kohlensäuregas. Auf dem Lande war das Maximum
5,74, das Minimum 3,15. In der Stadt Genf war der Kohlen-
säuregehalt der Luft um 0,31 Th. auf 10000 Th. Luft vermehrt.
B erzelius Jahrb., übers, v. W oehler 11. 64. Hierzu kommen
örtliche Verunreinigungen, wie eine die Silberauflösung hei Einwirkung
des Lichtes röthende organische Materie, die sich auch
im Regenwasser findet. Gmelin’s - Chemie 1. 442. In der Luft, in
welcher Menschen und Thiere athmen, vermindert sich der Gehalt,
an Sauerstoff, an dessen Stelle fast eben so viel Kohlensäure
tritt. Beim Athmen in reinem Sauerstoffgas wird die Luft eben
so verändert. Ohne das Athmen für eine Verbrennung zu erklären,
kann man doch die Aehnlichkeit zwischen den Veränderungen
der Luft durch das Athmen und das Verbrennen nicht verkennen.
Hier wie dort scheint das Stickgas indifferent zu seyn,
und nur den Process durch seine Beimengung zu massigen.
Bei der Betrachtung der Gasarten, in Beziehung auf das Athmen
und die Athemorgane, muss man wohl unterscheiden, dass
eine Gasart den belebenden Process im Athmen nicht unterhalten
kann, ohne dass sie deswegen gerade giftig ist. Stickgas und
Wasserstoffgas scheinen für das Athmen indifferent, sie unterhalten
rein geathmet das Leben nicht, eben weil Sauerstoffgas fehlt,
und sind daher, der zum Athmen nöthigen Menge Sauerstoffgas bei-,
Miille r’s Physiologie. I. 1 9