
Phasmen erzeugen verlorne Beine wieder in ihrem unvollkommenen
Larvenzustande. iVoe. act. nat. cur. T. 12. 563. Die Regeneration
der Füsse bei den Krebsen ist bekannt. Von den
Fischen kennt man nur die Reproduction der Flossen nach
B roussonet. E ggers a. a. 0. 51.
Unter den beschuppten Amphibien kennt man die Reproduction
des Schwanzes bei den Eidechsen, worin sich jedoch keine
vollkommenen Wirbel, sondern nur eine knorpelige Säule bildet.
Audi die Salamander erzeugen nach S pallanzan'i ihren Schwanz
wieder. Physic. mathem. Abh. Wir haben hier ein Beispiel von
Reproduction des hintersten Theils des Rückenmarks. Ueber
die Reproduction der Salamander haben S pallanzani, Bonnet,
B lumenbach (Spec. physiol. comp, intcr animantia calidi et frigidi
sanguinis), Steinbuch (Anale ct en), und R udolphi Versuche angestellt.
Bei den Salamandern, jungen sowohl als alten, erzeugen sich
die Beine wieder. R udolphi bat beobachtet, dass in dem neuerzeugten
Beine des Salamanders keine Grenze an dem reproducir-
ten Nerven zu bemerken war. Bei den Salamandern erfolgt auch
eine Reproduction der Unterkinnlade, und nach Blumenbach bei
Tritonen selbst des Auges mit Hornhaut, Iris, Linse.etc. innerhalb
eines Jahres. Die Bedingung zu einer Reproduction ist aber,
das§ der Sehnerve und ein Theil der Augenhäute im Grunde des
Auges unverletzt geblieben. Das Blastema, aus welchem sich hier
nach und nach die einzelnen Theile eines verlornen Organs bilden,
ist zuerst gallertartig durchsichtig; so erscheint es als ein
gallertartiger Kegel an dem Stumpfe der verschnittenen Beine
und der Kieme der Tritonlarve. Nach Steinbuch bemerkt man
schon am 2.— 3. Tage am Stumpfe der Kieme dieses wasserhelle,
anfangs gefässlose Blastema. Diess vergrössert sich zur Form eines
Cylinders, aber schon nach einigen Tagen ist diese Materie
organisirt und vom Blute durchflossen. Vergl. pag. 372. Bei
eigenem Versuche wollte mir diess lange nicht so schnell gelingen.
Nach einer Mittbeilung von D ieffenbach lösst sich nach
einer Verwundung der Haut, Muskeln und der Beinhaut bei Salamandern
öfter das ganze Glied, Extremität oder Schwanz ab,
welche nachwachsen.
Die Frage, welches Princip die Wiedererzeugung so zusammengesetzter
Theile bei einem erwachsenen Thiere bedingt, ist
schon oben berührt worden; ob jenes orgaDisirende Princip, welches
selbst die Nerven beherrscht, und bei der ersten Entstehung
die Nerven erzeugt, oder die Nerven. Bei der letztem Ansicht
ist es interessant, dass alle Nervenfasern, die sich in den Theilen
des abgeschnittenen Gliedes von den Nervenstämmen aus verbreitet
hatten, schon in den noch vorhandenen Nervenstämmen des
Stumpfes vereinigt neben einander vorhanden sind, wie in der
Physik der Nerven im 3. Buche bewiesen wird, und dass die
Nervenstämme in der Regel nur die Summe aller in den Aesten
und Zweigelchen der Nerven sich entwickelnden Primitivfasern
sind. Die zweite Durch$chneidung der Nerven an einem Stumpfe
beim Salamander soll die Reproduction des Stumpfes hindern.
T odd Quarterif J. o f Sciences Vol. 16. p. 91. T reviranus Erscheinungen
und Gesetze 2. 7. Wahrscheinlich wird indess selbst die
Erzeugung der Nerven von einem höhern Princip aus bestimmt,
da sich die Nerven gleich anderen Theilen bei der Metamorphose
der Thiere umwandeln. Alle bisher betrachteten Reproductions-
phänomene geschehen ohne Entzündungsprocess, sondern durch
eine Bildung von Blastema und Organisation desselben, ähnlich
wie bei der ersten Zeugung. Bei den niederen Thieren gehen
die Phänomene der Eutzündung höchstens jenen Reproductions-
erscheinungen vorher, als nächste Folgen der Verwundung. Bei
den Fröschen beobachtet man wirklich in seltenen Fällen Eiterung,
wie ich selbst gesehen. Bei Schlangen verschorften mir
schnell die Wunden. Bei den höheren Thieren giebt es keine
Reproduction zusammengesetzter Theile, wie der Extremitäten, des
Auges, mehr, sondern nur Wiedererzeugung einzelner Gewebe.
WE e d e r e n cu gun g d e r Geweb e .
Die Wiedererzeugung der Gewebe erscheint in zweifacher
Form, 1) als Regeneration der Gewebe ohne Entzündung; 2) als
Regeneration mit begleitender Entzündung. Die Entzündung darf
in keinem Falle als die alleinige Ursache einer Regeneration angesehen
werden. Bei dem Menschen und den Säugethieren bestehen
Regeneration und Entzündung oft gleichzeitig nebeneinander,
und die Regeneration wird oft durch die Entzündung
hervorgerufen. Allein der Regenerationsprozess ist noch wesentlich
von der Entzündung verschieden; jener ist die Aeusserung
der Vis medicatrix naturae; diese i.st die krankhafte Folge der
Verletzung und tendirt je nach den Umständen ebenso zum
Schlimmen als zum Guten. Die Unabhängigkeit der Heilung von
der Entzündung zeigt sich schon sehr deutlich bei den Amphibien
; denn bei den Schlangen heilen sogar grosse Wunden mit
Substanzverlust ohne Eiterung, indem die Oberfläche verschorft
wird, unter dem Schorf die neue Substanz sich bildet, diess habe
ich selbst beobachtet, und ebenso soll es sich nicht selten bei
Vögeln ereignen. Bei den Salamandern und bei den niederen
Thieren ersetzen sich sogar ganze Glieder ohne jenen pathologischen
Process und wer wird hier an die Nothwendigkeit der
Enzündung zur Regeneration denken. Beim Menschen und bei
den Säugethieren sind dagegen wenigstens nach Verletzungen
Entzündung und Regeneration mit einander gleichzeitig, und die
Entzündung dauert so lange bis die verletzte Stelle nicht mehr
leidet. Daraus hat man den falschen Schluss gezogen, dass die
Entzündung ein vermehrter Lebensprocess sei. Bei den höheren
Thieren giebt es übrigens auch einzelne Fälle von Regeneration
ohne alle Spur einer begleitenden Entzündung, wie die Wiedererzeugung
der Geweihe, Haare, Nägel u. s. w.
1) Iiegenerotion ohne Entzündung.
a. Organisirte Gewebe, welche wiedererzeugt werden, nachdem
sie ihre Organisation verloren haben.
Hierher gehört die Regeneration der Schale der Krebse, der