
unter der Luftpumpe nicht hellroth. Ich goss circa eine Unze von
geschlagenem Ochsenblut, das eine halbe Stunde vorher beim
Schlachten gesammelt war, in eine mit Kohlensäure gefüllte eng-
halsige Flasche, verschloss dieselbe möglichst dicht, und schüttelte
das Blut, wobei es schnell ganz violett dunkelroth wurde, worauf
ich ein Uhrgläscben voll dieses Blutes, der Luftpumpe aussetzte,
und keine Farbenveränderung bemerkte.
3. Mit Kohlensäure künstlich imprägnirtes Blut wird an der
Luft wieder etwas heller, Diess habe ich bei derselben Gelegenheit
beobachtet. Es scheint also auch hier ziemlich deutlich, dass
das Hellrothwerden des Blutes an der Luft und beim Athmen
nicht von der Entfernung von Kohlensäure aus dem Blute, ‘sondern
von der Einwirkung des Sauerstoffes herrührt.
4. Mit Kohlensäure imprägnirtes, ganz dunkelviolettes Blut wird
von Sauerstoffgas wieder hellroth. Ich hatte vorher zwei Flaschen,
die eine mit Kohlensäure, die andere mit Säuerstoffgas gefüllt.
In die Flasche mit Kohlensäure goss ich etwas Ochsenblut, "schüttelte
es, bis es ganz violett-dunkelroth geworden, und liess es
einige Zeit stehen. Dann goss ich das auffallend dunkle Blut in
die mit Sauerstoffgas gefüllte Flasche, die ich' schnell verstopfte,
und schüttelte das Blut mit dem Sauerstoffgas, in dem es sehr
schnell wieder hellroth, fast so hellroth wie arterielles Blut wurde.
5. Wenn Blut, dass mit Kohlensäure künstlich imprägnirt ist,
mit Sauerstoffgas geschüttelt wird, so enthält das Gas hierauf Kohlensäure.
Denn als ich nach dem Versuche Nr. 4. die Flasche in
Wasser öffnete, und das Blut durch Verdünnung desselben mittelst
Zugiessens von immer, mehr Wasser zu entfernen suchte, die
Flasche nun mit dem Finger unter dem Wasser schloss, und in
einem Gefässe mit Kalkwasser umstülpte, entstand eine Trübung,
während von dem Gas der Flasche etwas absoi’birt wurde.
6 . Auch frisches Blut, das mit atmosphärischer Luft geschüttelt
wird, giebt Kohlensäure ab; wie die Versuche von Berthollet,
Christison und mir beweisen. Berthollet in S chweigg Journ.
4. 181.' Christison in F roriep’s Kotixen 644. Als ich 7 C. Z.
Blut mit 10 C. Z. atmosphärischer Luft innerhalb 6 Stunden häufig
geschüttelt, hatte sich - C. Z. Kohlensäure gebildet. Siehe
die früheren Auflagen dieses Handbuchs.
7. Aus Venenblut lässt sich durch Erhitzung keine Kohlensäure
entwickeln. H. D avy beobachtete die Ausscheidung von Kohlensäure
aus dem Arterienblut, 12 C. Z. Blut sollten 1,1 C. Z. Kohlensäure
enthalten haben. D avy füllte auch eine kleine Schaaf-
hlase mit Venenblut des Menschen, tauchte sie darauf in Wasser
von 112° F ., und fing das sich entbindende Gas im pneumatischen
Apparate auf. Es bestand aus Kohlensäure und aus wässerigem
Dunst. G ilb. Arm. 12. 5.94. Dagegen konnten JoHk D avy,
S trohmeyer Bergemann und ich durch Erhitzung keine Luft aus
Venenblut entwickeln, Bergemann und ich erhielten bei Erhitzung
von 1 Pfund Blut bis 60°, später bis 70° und 74® R. oder 200®
F. nur -3% C. Z. Kohlensäure. Die Ursache, dass auf diese Weise
keine merkliche Quantität frei wird, ist, wie Magnus zeigt, die,
dass die Temperatur, bei welcher das Blut flüssig bleibt, zu gering
4. Veränderungen des Blutes durch das Athmen. 321
ist, um die Kohlensäure zu entbinden, und dass stärkere Erhitzung
das Eiweiss des Bluts gerinnen macht. Eivveiss, das mit Kohlensäure'
vorher versetzt zum Gerinnen gebracht wird, setzt seine
Kohlensäure auch nicht durch Wärme* ab.
8 . ■Dagegen■ lässt sich sowohl durch die Luftpumpe, als durch
Hindurchleiten von Wasserstoffgas oder Stickgas Kohlensäure aus
dem Venenblute fre i machen. V ogel fand, dass das Blut unter
der Luftpumpe schäumend Gas entwickelte, und dass sich beim
Hindurchleiten des Gases durch Kalkwasser ein wenig kohlensaurer
Kalk bildete. S chweigg Journ. 1 1 . 401. Aehnliche Beobachtungen
hat Branöe gemacht; er mittelte aus, dass in Arterien-
und Venenblut Kohlensäure sich befindet, und dass davon in einer
Unze Blut 2 G. Z. enthalten seyen. Amt. de chim. et de
phys. 10. 207. H ome und Bauer bestätigten diess, indem Barvt-
wassér mit Blut zugleich unter der Luftpumpe kohlensauren Baryt
bildete. Philos. Transact. 1818. 172. Meckel’s Archiv 5 ,
369. Philos. Transact. 1820. Endlich hatte auch S cudamore {an
essay on the blood. Lond. 1824;) Kohlensäure im Blute beobachtet.
R eid CLANNy fand neulich, dass in 16 Unzen Blut 1 C. Z.
Kohlensäure enthalten sey. Behrends Rep. der med. J. Mai 1832.
Vergl. Mueller’s Archiv. 1835. 120. Vergl. CollaRd de MaR-
tigny Journ. de physiol. 10. 126.
' Dagegen beobachtete J ohn D avy ganz das Gegentheil dieser
Erfahrungen, dass nämlich frisch gelassenes Blut keine Spur von
Kohlensäuregas, weder im luftleeren Kaum, noch beim Erhitzen
bis zum Gerinnen in Destillationsgefässen abgiebt; dass das Blut
vielmehr 4. seines Volums Kohlensäuregas absorbirt (von M itscherlich,
T iedemann und G melin bestätigt), welches dabei vom
Alkali im Blute gebunden wird, so dass es selbst bei einer Temp.
von 93° C. daraus nicht wieder zu erhalten ist. Journ. de chim.
méd. 5. 246. Jahresb. von B erzeLiu s . 10. 233. F roriep’s Not.
21. 209. Auch Strohmeyer (Schweigg. Journ. 1831.), T iedemann
G melin, Mitscherlich {Zeitschr. fü r Physiol. 5.) und ich selbst
konnten keine Entwickelung von Kohlensäure durch die Luftpumpe
wahrnehmen. Siehe die früheren Auflagen dieses Handbuchs.
Mit diesen Thatsachen standen wieder Versuche von H off-
mann und Stevens in Widerspruch, nach welchen sich zwar
durch dié Luftleere und Wärme keine Kohlensäure aus dem
Blute entwickeln lässt, wohl aber, wenn dasselbe mit einer andern
Gasart, z. B. Wasserstoffgas, geschüttelt wird. M ueller’s
Archiv. 1835. 119.
Diese Beobachtungen sind neuerlichst von den verschiedensten
Seiten bestätigt worden. Bertuch und Magnus hatten sich schon
seit geraumer Zeit davon überzeugt, und ich hatte das Resultat ihrer
Versuche vorläufig im Archiv ISM. CXXVII. angeführt. Zu
demselben Resultat ist B ischoEf durch genaue Versuche gelangt.
Commentatio de- novis quibusdam experimentis chernico-physiologicis a</
illustrandam fheoriam de respiratione institutis. Heidelb. 1837. Und
auch G melin hat sich von der Existenz der Kohlensäure im Blut
überzeugt. Aus allen diesen Versuchen geht hervor, dass sowohl
Mü l le r ’s Physiologie, I,