
er wird nicht mehr in der Mitte, sondern an der Seite gesehen,
in anderen fehlt er ganz; solcher sind jedoch nur wenige, und
diese scheinen durch die gewaltsame Veränderung, welche sie
vom Wasser erlitten haben, ihre Kerne ausgetrieben zu haben;
denn man sieht, so wie Blutkörperchen ohne Kerne, so auch elliptische
Kerne ohne Hülle auf dem Sehfelde zerstreut, aber nicht
zahlreich. Von den erwähnten kleineren Kügelchen des Froschblutes
unterscheiden sich diese wenig zahlreichen ausgetriebenen
Kerne durch ihre elliptische Gestalt. Nach und nach, wenn man
mehr Wasser zusetzt, verändert sich auch die Grösse der rund
gewordenen, zum Theil noch kernhaltigen, zum kleinsten Theil
kernlosen Blutkörperchen. ' Sie werden unter den Augen des
Beobachters kleiner, zerfliessen, und zuletzt, nach einiger Zeit,
ist nichts mehr übrig als die Kerne, die sich im Wasser nicht
auflösen. Wasser, worin unterkohlensaures Kali, oder Kochsalz,
oder Salmiak, oder Zucker aufgelöst worden, verändert nicht im
Geringsten die Form und Grösse der Blutkörperchen. Nur von
gesättigter Auflösung von unterkohlensaurem ,Kali scheinen sie
allmählig etwas kleiner zu werden. Bringt man Blutkörperchen
des Frosches von dem vom Gerinnsel befreiten Gemenge von
Blutkörperchen und Serum mit verdünnter oder concentrirter
Essigsäure unter dem Mikroskope in Berührung, so werden sie
augenblicklieh unförmlich, zum Theil rund, "und ihre Farbestoffhülle
wird in einigen Minuten fast ganz aufgelöst, so dass nur
die elliptischen Kerne übrig zu bleiben scheinen, welche zwischen
bis r|- von der Breite der ganzen Blutkörperchen im Breitendurchmesser
haben., Diess sind nicht etwa züsammengeschrumpfte
Blutkörperchen, sondern es sind die unveränderten Kerne, die
man schon früher sah, und um welche herum die Farbestoff hülle-
sichtbar kleiner wird, bis sie ganz aufgelöst scheint. Doch wird
nicht die ganze Rinde von Furbestoff um den Kern aufgelöst;
denn mit dem FRAUHHOFER’schen Mikroskope konnte ich mich
überzeugen, dass ein sehr schmaler, überaus blasser, unscheinbarer
Umriss um die deutlich erscheinenden Kerne herum geblieben
war, dessen Durchmesser aber sehr viel kleiner ist, als der
Durchmesser des ganzen Blutkörperchens. Diese Kerne entsprechen
den Umrissen des ganzen Blutkörperchens. Beim Frosche
scheinen sie nicht platt zu sejn, wenigstens nicht merklich;-beim
Salamander habe ich dagegen die Kerne, nach der Behandlung
der Blutkörperchen mit Essigsäure,, ganz deutlich platt gesehen’,
so platt wie die Blutkörperchen selbst. Beim Frosche sind sie
ungefähr noch einmal so lang als breit; obgleich es auch einzelne
giebt, die sich der runden Form mehr nähern; beim Salamander
sind die Kerne länglicher, und haben fast parallele- Seiten, während
sie an beiden Enden abgerundet sind. Auf diese Art kann
man durch Essigsäure auch die überaus kleinen Kerne von den
Blutkörperchen des Menschen und der Säugetbiere darstellen,
die man jedoch nur bei der grössten Aufmerksamkeit mit einem
sehr klaren. Instrumente sieht.
Versetzt man unter Umrühren ein vom Gerinnsel befreites
Gemenge von Blutkörperchen und Serum des Frosches in einiger
Quantität mit Essigsäure, so erleiden die Blutkörperchen dieselbe
Veränderung; aber man sieht nun auch, dass die Kerne, welche
sich zu Boden setzen, ein hellbraunes Pulver bilden, welches sich
in mehreren Tagen nicht auflöst, und später, mikroskopisch untersucht,
noch aus denselben unveränderten Kernen der Blutkörperchen
besteht. Faserstoff und Eiweiss wird sonst in Essigsäure
nicht braun, sondern durchscheinend und allmählig etwas dadurch
aufgelöst. Indessen scheint die. braune Farbe des Pulvers von
etwas noch anhängendem und vielleicht chemisch verändertem
Farbestoff herzurühren; denn die Kerne der Blutkörperchen,
weiche man durch Behandlung der Blutkörperchen mit Wasser
in grösserer Quantität auf die angezeigte Art erhält, sind weiss,
und bleiben, mit Essigsäure begossen, ein weisser Satz. Die
hierzu angewandte Essigsäure war als chemisch rein geprüft,
und etwas mehr concentrirt als die Essigsäure der preussischen
Pharmaeopoe. . i •• ,
Salzsäure löste unter dem Mikroskope die Blutkörperchen
nicht bis auf ihre Kerne auf, sie wurden nur unmerklich kleiner.
Chlorgas entfärbte das Froschblut; zuerst wird es nämlich bräunlich,
aber schnell ganz weisslich; dabei gerinnt das Eiweiss in
Kügelchen. Später, mikroskopisch untersucht, zeigen sich in der
weissen Materie noch die Formen der Blutkörperchen, sie sind
aber etwas kleiner. Man kann den Versuch so anstellen, dass
man die Röhre, wodurch man Chlorgas leitet, mit Eroschblut inwendig
bestreicht, oder dass man in ein mit Chlorgas gefülltes,
sehr enghalsiges Glas Froschblut bineinfliessen lässt und das Glas
schnell verstopft. Das Blut fliesst nun eine Strecke an den Wänden
herab, gerinnt aber sehr schnell. Sauersto,ffgas und Kohlensäure
verändern die Form der Blutkörperchen nicht.
Liquor kali caustici veränderte die Form der Blutkörperchen
nicht, sondern machte sie in ihren natürlichen Dimensionen immer
kleiner, so dass sehr schnell nicht allein die Hülle, sondern
auch der Kern ohne Spur aufgelöst wurde. Liquor ammonii caustici
löste die Körperchen noch schneller auf,, und veränderte
im Momente der Berührung schon die Körperchen ins Runde.
Auch die Kerne wurden spurlos aufgelöst. Alkohol verändert die
Körper nicht; sie schrumpfen nur ein wenig ein, und werden
wegen der Kügelchen von Eiweiss, die sich durch Gerinnung aus
dem Serum bilden und das Gesichtsfeld trüben, undeutlich;
Strychnin und Morphium brachten in den Körperchen keine
Veränderung hervor. . ,
Die Blutkörperchen sind im arteriösen und venösen Blute von
gleicher Form und gleicher Grösse, was mit den Angaben des
sonst genauen Kaltenbrunner im Widerspruch steht, welcher behauptet,
dass die Blutkörperchen in den Capillargefässen etwas
anschwellen, und dass zugleich ihre Ränder weniger umschrieben
werden und etwas zerfliessen. Ich fand auch, dass die Form der
Blutkörperchen durchaus nicht verändert wurde; als ich.Fröschen
die Lungen ganz unterband und darauf abschnitt, worauf sie noch
30 Stunden lebten, wahrscheinlich durch Athmen mit der Haut;
wie die Fische in v. Humbou)t’s und. Provehcal’s Versuchen;
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