
einem andern Organe zu entfernen beabsichtigen. Die hieher
gehörigen Fälle sind folgende: rrii -i j a i ' 1) Erhöhung der Thätigkeit des krankhaften Theiles A durch
künstliche Erhöhung der Thätigkeit des sympathischen TheilesB.
2) Verminderung der Irritation des Theiles A durch Erschlaffung
des sympathischen Theiles J?.
Dieser Erfolg darf am meisten hei den NervenSympathieen
erwartet werden,'besonders überall, wo die Gesetze der Reflexion
Wn Empfindungsnerven auf das Gehirn und Rückenmark, und
von dort wieder auf die motorischen Nerven in Betracht kommen
Die ganze peripherische „Ausbreitung der Hautnerven giebt
dem Arzt ein grosses Feld der mittelbaren Einwirkung auf das
Gehirn und Rückenmark. So. erhöht die Thätigkeit der peripherischen
Nervenenden in der Haut durch Fnction Elektnci-
tät Moxen, kalte Bäder, Senfteige u. s. w. erzeugt, die Thatig-
keit der Centralorgane; die Erschlaffung der peripherischen Nervenenden
in der Haut durch laue Bäder wirkt besänftigend aut
die Irritation der Centralorgane.
3) Verminderung, der krankhaften Absonderung des Theiles
A durch Vermehrung der Absonderung des Theiles .B, oder durch
Erzeugung einer ähnlichen Absonderung in dem Theile B. ln
diesem Falle ist die Wirkung ganz die entgegengesetzte des vorhergehenden
Falles. Dort erzeugte die Wirkung auf A die gleiche
in'JB Hier erzeugt die Wirkung auf A die entgegengesetzte
in B. Dieser Widerspruch erklärt sich aus dem schon
n 470 erläuterten Antagonismus der verschiedenen Absonderungen.
Jede Vermehrung der Absonderung muss als Entziehung
aus "der Masse der Säfte betrachtet werden, und modificirt also
das Gleichgewicht der Verkeilung der Säfte. Auf diese „Art ist
Hie Wirkung der Blasenpflasfer, Fontanellen bei der Disposition
innerer Theile zu krankhaften Ablagerungen^ die Wirkung der
TYmretica bei den Wassersüchten u. a. zu betrachten. ist
nur zu bemerken, dass eine künstliche Absonderung auf einer
Schleimhaut die krankhafte einer andern Schleimhaut also desselben
Gewebes, nicht leicht vermindert, weil innerhalb desselben
Gewebes ähnliche Zustände sich zu verstärken streben. Vgl. p. 761
4) Verminderung der Congest.on von Blut in dem Organe A
durch eine künstlich erregte Congestion B ; wie hei der Wirkung
Her heissen Fussbäder. Dieser Fall gleicht dem vorhergehenden
und widerspricht den beiden ersten; erklärt sich aber auf die-
^ 'h 65 )WVermindernng des Zustandes -x in dem Theile ^ durch
künstliche. Erzeugung eines davon verschiedenen Zustandes j in
dem Theile ß desselben Gewebes. Eine Methode, der wir uns
häutig mit dem grössten Erfolge bedienen. Absonderung und
Entzündung sind besonders in einem absondernden _1 heile fast
als entgegengesetzte Zustände zu betrachten. Die Entzündung
hebt immer die natürlichen Absonderungen auf. Daher die Entzündung
der Schleimhaut des Rachens mit Erfolg durch künstlich
erregte Diarrhoe behandelt wird. Es lasst sich diese Methode
eben so auf verschiedene Gewebe anwenden. Eine D‘arhoe
vermindert; die Congestion zu dem Kopfe. Dieser Fall gehört
jedoch dann schon unter das bei 4. aufgestellte Verhältniss.
6) Verminderung des Zustandes * in dem Organ A durch
Erzeugung desselben Zustandes x in dem Organe B. Dieser Fall
scheint den meisten vorher ausgeführten zu widersprechen, und
ist'die Erklärung desselben sehr schwer. Wollte man ganz in
der Nähe eines entzündeten Theiles eine künstliche Entzündung
bewirken, so würde die erste dadurch nicht vermindert, sondern
vermehrt, werden, zumal in Theilen desselben Gewebes, welche
Affinität zur Mittheilung haben. Und dennoch beschränkt zuweilen
eine in einer gewissen Entfernung von dem entzündeten
Organe A erregte Entzündung des Organes B die erstere. Man
behandelt Augepentzündungen durch künstlich erregte Hautentzündungen
in einiger Entfernung vom Auge. Man erregt Hautentzündungen
in Gelenkkrankheiten u. s. w. Der Erfolg dieser
Methode scheint zu beweisen, dass zwischen den Reizungszuständen
der Capillargefässe zweier Organe, besonders wenn sie verschiedenen
Gewebes sind, nicht dasjenige Reflexfonsverhältniss herrscht,
welches wir so deutlich in den unter 1. und 2. erläuterten Fällen
zwischen peripherischen und centralen Theilen beobachten, wo
die Reizung der peripherischen Nervenzweige die Reizung der
Centralorgane ; nicht aufhebt, sondern auch die Thätigkeit der
letzteren erhöht.
IV. 'Abschnitt. Von den Eigenthi iml ichkeltfen
der einzelnen Nerven.
I. Capitel. Von den S in n e sn e rv en .
- Man hat die Nerven immer als Leiter für die Wechselwirkung
unserer Organe mit der Aussen weit angesehen, und so betrachteten
die Aerzte die Sinnesnerven als blosse Leiter für die
Qualitäten der äuSseren Dinge, so dass die Nerven gleichsam
passiv die Eigenschaften der Körper dem Bewusstseyn überbringen
sollten, ohne etwas an den Eindrücken -von diesen Qualitäten
zu verändern. In der neuern Zeit haben die Physiologen
angefangen, diese. Vorstellungen von passiver Leitung der
Eindrücke durch die Nerven zu analysifen. Sind die Nerven
bloss passive Leiter für die Eindrücke des Lichtes, der Tonschwin-
güng, der Riechstoffe: wie kömmt es, dass derjenige'Nerve, welcher
die Riechstoffe riecht, nur für diese Art von Eindrücken
empfänglich ist, für andere nicht, und dass ein anderer Nerve
hinwieder die Riechstoffe nicht riechen kann; dass der Nerve,
welcher die Lichtmaterie oder die Oscillationen derselben empfindet,
die Oscillationen der schällleitenden Körper nicht empfindet,
und der Gehöruerve für das Lieht, der Geschmacksnerve für die