
D ie Fl üssigkeit des Kropfs der Vögel reagirt nach T iedemann
und Gmelin gemeiniglich sauer. Die Flüssigkeit des Drüsenmagens
enthielt auch im nüchternen Zustande eine freie Säure.
Die Milch gerinnt durch den Magensaft der Vögel. Die Säure
des Magensaftes rührt von Salzsäure und wahrscheinlich auch von
Essigsäure her. T reviranus (Biol. IV. p. 362.) hat die Frage angeregt,
ob der Magensaft der Vögel Flusssäure enthalte, da nach
B rugnatelli (Crell Annalen. 1787. I. p. 230.) Bergkrystall und
Achat in Röhren • eingeschlossen nachi lOtägigem Verweilen im
Magen der Hühner und Truthühner-deutlich angegriffen waren*,
und 12 bis 14 Gran an Gewicht verloren hatten und T reviranus
selbst Aehnliehes an einer Porzellanschale, worin Chymus der
Hühner digerirt wurde, bemerkt hatte. T iedemann- und G melin
konnten diess nicht sicher entscheiden. Sie digerirten den Magensaft
von Enten in einem Platintiegel, der mit einer mit Wachs überzogenen
radirten Glasplatte bedeckt war, fanden aber nach 24 Stunden
keine Spur von Aetzung am Glase. T iedemann und G melin
schliessen hieraus nicht, dass der Magensaft der Vögel keine
Flusssäure enthalte, da Fluorcalcium wenigstens in verschiedenen
thierischen Theilen, wie im Harn, und in den Knochen, bereits
gefunden ist, /. c. T. 2. p. 139. Der Magensaft der Amphibien re^
agirt meist sauer, auch der Magen der Fische enthält besonders;
im gefüllten Zustande auch eine freie Säure. Es war aus anderen
Gründen wahrscheinlich* dass auch hier Salzsäure und Essigsäure
die Lösungsmittel seyen. L euret und L ässaigne (recherches physiol.
puur seruir a l ’histoire de la digestion. Paris 1825.) halten die freie
Säure des Magensaftes in allen 4 Classen für Milchsäure. Nach
einer Entdeckung von E berle besteht das auflösende Prineip des
Magensaftes nicht in dieser Säure, sondern es ist die Nat.ur des
Magenschleimes wie alles Schleimes, im gesäuerten Zustande eine
Zersetzung, und folgende Auflösung der Nahrungsstoffe lierbeizü-
führen. E berle Physiologie der Verdauung. Würzburg 1834. Daher
lässt sich mit säuerlichem Magenschleim auch ausser dem thierischen
Körper eine künstliche Verdauung von Nahrungsstöffen
bewirken. Siehe J. Mueller und SchwanN über die künstliche
Verdauung des geronnenen Eiweisses. Mueller’s Arch. 1836. 6 6 .
Dass anderer Schleim als Magenschleim säuerlich gemacht zur
künstlichen Verdauung hinreiche, wie E berle angegeben, ist nicht
richtig, und schon hieraus geht hervor, dass das VerdauungS-
princip nicht der Schleim selbst, sondern -ein eigentümlicher, im
Magenschleim enthaltener Stoff seyn muss. Es ist derselbe Stoff*
welcher die Milch im Magen gerinnen macht.' Die meisten Kenntnisse
über das Verdauungsprincip Pepsin verdankt man Schwann
über das Wesen des Verdauungsprozesses: Mueller’s Arch. 1836.
90. Ganz rein kann er bis jetzt nicht dargestellt werden. Seine
lösende Kraft äussert er nur im gesäuerten Zustande. Das nähere
darüber kann erst später bei der Lehre von dem Ver-
daüungsprozesse beigebracht werden.
Da es ausgemacht ist, , dass der Magensaft auch ausser dem
thierischen Körper auflösend auf fhierische Theile wirkt; so finde ich
es nicht wunderbar, wenn der Magen nach dem Tode zuweilen
davon angegriffen wird und schneller als andere Theile sich
erweicht, wie man diess besonders bei Kaninchen und kleinen
Kindern findet; ich habe es bei elfteren gesehen und ich weiss
dass es nicht von der Todesart abhing. Vergi. über die widerspre
chënden Erklärungen R udolphi’s Physiol. II. 2. 119., wo das Factum
un°enügdnd von derFäulniss abgeleitet wird. Es ist freilich eine
Zersetzung, ; die aber ihre localen materiellen Ursachen haben
muss, und wahrscheinlich in den chemischen Eigenschaften des
Magensaftes hat.
. c. Die Galle. Die Absonderung der Galle ist eine in der
Thierwelt so weit verbreitete, und in ihrer Bedeutung für den
Verdauungsprocess doch sö wichtige Sécrétion, dass es von dem
grössten Interesse ist, zu wissen, ob sie überhaupt jemals auch
bei den niedersten Thieren entbehrlich werden kann. Was man
bei den Würmern als erste Anfänge der Gallenorgane ansehen
könnte und abgesehen hat, sind die blinden-Erweiterungen oder
blinddarmförmigen Anhänge des Darmkanals, welche bei dem me—
dicinischen Blutegel in ihrem einfachsten Zustande noch blosse
Seitenerweiterungen, bei den Aphroditen lange dünne Blinddärm-
chen, bei verschiedenen Würmern aber schon verzweigt sind,
und endlich bei den Planarien und Distomen schon einen vollständig
verzweigten Darmkanal (ohne After) darstellen. Die
blinden Anhähge am Magen der Seesterne, welche auch keinen
After besitzen, könnten auch als analoge Absonderungsor-
gäne angesehen werden; allein es lässt sich nicht ermitteln, ob
und was alle diese Organe absondern. Bei den Insecten münden
bald tiefer bald hoher in dem Darkanal, immer hinter dem
weiten Theil des Darms., den man für den Magen hält, die sogenannten
Gallengefässe, Vasa Malpighiana ein, lange, meist paarige,
gewundene Röhren mit blindem Ende. Diese Gefässe enthalten,
indess keine Galle, sondern nach Audoùin {l’institut 135.)
und Che vreul (Str aus-D uercrheim considérations générales sur l’anatomie
des anim. articuï. Paris 1828. 4. 251.) Harnsäure. Diese
Gefässe secerniren überdiess während der Entwickelung der Puppe,
wo nichts-verdaut wird, sehr stark. Sie sind also offenbar Ausscheidungsorgane
Vasa urinaria. Sie münden erst hinter dem
Theil des Darms ein, 7 worin der Chylus gebildet wird, und
bei den Larven oft kurz vor dem After. Dagegen giebt es bei
mehreren Insecten höher in den Darm einmündende Blinddärmchen
oder 'sogar ähnliche Vasa Malpighiana superiora. Ich bin
geneigt, mit Meckel [Arch. 1826.) letztere für die gallabsondernden
Organe zu halten. Mit solchen Blinddärmchen ist der bei den
fleischfressenden Käfern auf den Muskelmagen folgende häutige
Mägen besetzt, und ähnliche Schläuche kommen bei mehreren anderen
Insecten vor. Bei vielen Orthopteren, Mantis, Gryllus,
Blatta giebt es ähnliche Blinddärmchen hinter dem auch hier vorkommenden
Muskelmagen, und bei Locusta, Acheta, Gryllotalpa
münden die Vasa Malpighiana superiora in besondere schlauchartige
Anhänge des Darms hinter dem Mnskelmagen ein. Was
man bei den Insecten Magen nennt, jener weitere mittlere Theil
des Darms, bald allein, bald hinter einem Muskelmagen, ist etwas