
Geweihe der Hirsche, der organisirten Reime der Federn , und
Stacheln, welche später ihre Organisation verlieren. Die Schale
der Krebse wird jährlich erneut, wenn die Entwicklung der inneren
Theile dem Umfange der Schale nicht méhr entspricht.
Die Schale spaltet sich und wird im August abgeworfen, unter
ihr hat sich schon eine neue gebildet, die anfangs weich, empfindlich
ist, und selbst Gefässe enthält, aber durch Aufnahme von
kohlensaaren Kalktheilchen bald hart wird. Cuv. vergl. Anat. 1 .
101. Zur Zeit des Schalenwechsels erzeugen sich an beiden Seiten
des Magens, der auch sein Epithelium erneuern soll, kalkige
Concretionen, Lapides cancrorum; sobald die neue Schale härter
wird, verschwinden diese Concretionen wieder.
Das Geweihe des Hirsches und verwandter Thiere ist mehr
der organisirten Matrix der Hörner der wiederkäuenden T'hiere
als den Hörnern selbst zu vergleichen. Die Basis des Geweihes
sitzt auf dem Stirnbeinhöcker, ein knöcherner zackiger .Wulst bezeichnet
die Grenze dieses Höckers und des Geweihes. Nicht
zur Begattungszeit (Herbst), sondern im Frühling werfen die
Männchen das Geweihe ab, und es entsteht das neue Geweihe. Die
Trennung geschieht durch eine Art Erweichung der organisirten'
Knochensubstanz des’Stirnbeinhöckers an der Grenze zwischen
diesem und dem Geweihe. Der neue raube Stirnbeinfortsatz wii’d
von der Haut bald wieder überzogen. Nun wächst das neue Geweihe
aus dem Stirnbeinfortsatze ,hervor, von einer Fortsetzung
der Haut und unter dieser von Beinhaut bedeckt, weich und
knorpelig von unzähligen Gefässen durchdrungen. Indem die
Knorpelmasse verknöchert und hierbei durchaus die Entwicklung
der Knochen des Fötus und Kindes wiederholt, verlieren das.
Periosteum und die Haut des Geweihes ihre. Organisation und
lösen sich ab. Nach'der Castration erzeugen die. jungen Hirsche
keine Geweihe und die älteren wéchséln ihre Geweihe nicht
mehr* Cuvier vergl. Anat. 1. 97. Bertiiold Beitrüge zur Anatomie,
Zoologie und Physiologie.
Auf eine gleiche Art haben die organisirten Keime der Haare
und Stacheln bei den Säugethieren und die Keime der Federn
bei den Vögeln ihre Zustände der Abnahme und der Turgescenz,
bei dem Hären und Mausern. Diess wird die Ursache zum Aus-^
fallen und zur Wiedererzeugung der Haare und Federn. Die
Wiedererzeugung der Haarè und Federn ist jedoch insofern von
der Wiedererzeugung der Geweihe verschieden, als nur die Matrix
der Haare dem organisirten Geweihe gleicht, und das -abgestorbene
Mark der Federn dem verhärteten Geweihe gleicht,"
während die Hornsubstanz der Federn bloss durch die Matrix
abgesondert wird, wovon an dem Geweihe als Aehnliches nur
die Oberhaut dçs noch weichen Geweihes vorkömmt. Wir werden
daher die Regeneration dieser Theile von der der Geweihe
trennen.
b; Gefässlose Gewebe, welche durch Regeneration ihrer
Keime wiedererzeugt werden. Es gehört hierher die Wiedererzeugung
der ‘Horngewebebildungen, des Zahngewebes und des
Gewebes der Crystalllinse.
4. Homgewebe.
Die Nägel erzeugen sich bekanntlich wieder, so lange ihre
Matrix noch vorhanden ist; aber man hat selbst an den Mittelgliedern
amputirter Finger eine anfangende Nagelbildung beobachtet.
Blumenbach instit. physiol. p. 511.
Ueber das Hären der Säugethiere hat H eusinger Aufschluss
gegeben (Meck. Arch. 558). 5 Tage nach dem Ausrupfen eines
Tasthaares des Hundes war ein mehr als 2 Millim. langes Haar
entstanden. Bei den Hären wird die Zwiebel des alten Haares
blass und es bildet sich neben ihr ein schwarzes Kügelchen, welches
sich in den neuen Haarcylihder verwandelt. Diess ist sehr
interessant, dass die Matrix des neuen Haares gleichsam ein neuer
Auswuchs des productiven Bodens des Balges, und nicht der
alte Keim ist. Es soll ebenso bei den Stacheln seyn. Bei dem
Mausern der Vögel wird die Oberhaut am Schnabel und anderen
Stellen in Form von Platten oder von Kleie abgestossen.
Beim Abfallen der alten Federn sind die Keime der neuen Federn
schon vorhanden. Siehe das Nähere bei A. Meckel.,
R eil’s Arch. 12. E ble a. a. O. 1. 83. Burdach’s Physiologie
3. 524.
Verschiedene Schriftsteller nehmen nach ihren Beobachtungen
an, dass ausgerissene und in Einstiche der Haut verpflanzte
Haare wieder anwachsen. D zonbi Beiträge zur Vervollkommnung
der Heilkunde. Halle 1816. D ieffenbach de regenevatione et trans-
plantatione. Herbip. 1822. W iesemann de coalitu partium a reliquo
corpore prorsus disjunctarum. Lips. 1824. Diess Anwachsen ausgerissener
Haare nach der Transplantation und das Weiterwachsen
derselben scheint mir noch nicht constatirt. Insofern die
Zwiebel der Haare im Innern organisirt ist, lässt sich wohl ein
Coalitus selbst mit anderen Theilen der Haut als dem Boden eines
Haarbälges denken. Aber wie leicht kann hierbei Täuschung
stättfinden.
2. Zahngewebe.
Die Zähne regeneriren sich für den Zweck des Zahnwechsels,
da sie an der Krone nicht wachsen können und neue Zähne
dem Umfange der, vergrösserten Kiefer entsprechend entstehen
.müssen. Während das Hervorbrechen der neuen oder Wechselzähne
gegen das 6 . — 7. Jahr eintritt, hatten sich die Kronen
dieser Zähne schon sehr frühzeitig gebildet. Unter den Milchzähnen
sind bekanntlich nur 8 Backenzähne, unter den bleibenden
20 Backenzähne. Die Milchbackenzähne sind 4spitzig. Von
den bleibenden Backenzähnen sind die 2 vorderen jeder Kieferhälfte
2spitzig, die hinteren 4spitzig. Die Milchzähne beginnen
ihre Entwicklung im dritten Monat des Embryolebens und fangen
vom 6 . Monat nach der Geburt an hervorzubrechen.
Die bleibenden Zähne haben ein eigenthümliches Ortsver-
bältniss zu den Milchzähnen. Die späteren 3 hintersten Backzähne
liegen in eiqer Reihe mit den Milchzähnen und schliessen
sich nach Aussen an die Milchbackzähne an, mit denen diese hinteren
Backenzähne auch in der Form der Krone Übereinkommen,
Während die 2 vorderen Backenzähne des Erwachsenen als bi-
Al ü l l$ r ’s Physiologie. I. 2 6