
Oberfläche der Zange und dem Gaumengewölbe bis hinter die
vorderen Bogen des Gaumens, im zweiten Acte gelangt der Bissen
bis über die Constrictoren des Schlundes hinaus, im dritten
passirt er die Speiseröhre. Diese drei' Acte erfolgen überaus
schnell hinter einander; der erste wird von den der willkührli-
cben Bewegung fähigen Muskeln der Zunge un,ter dem Einflüsse'
der Nervi hypoglossus und glossopharyngeus mit Willkübr ausge-
jibt, der zweite Act erfolgt zwar unter Mitwirkung von Muskeln^
die zum Theil auch der willkührlichen Bewegung fähig sind, wie
der oberen und unteren Gaumenmuskeln, ist aber doch eine un-
willkührliche Bewegung; denn die Bewegungen zum-zweiten Acte
des Sehlingens erfolgen • unwiderstehlich, sobald man durch die
Zunge einen Bissen oder Getränk oder Speichel bis an eine gewisse
Stelle der Zunge gebracht.
Der dritte Act wird unwillkührlich von Bewegungen ausge-
fübrt, welche auch sonst nicht wiükührlich seyn können.
Die Ausführung des zweiten Actes ist eine sehr zusammengesetzte
Operation, worüber die Schrifsteller der verschiedensten
Meinung sind. Zur Einsicht desselben ist vorzüglich eine richtige
Ansicht von den Stellungen der Bogen des Gaumensegels in
den • verschiedenen Bewegungen desselben nöthig. Der Gaumen
hat bekanntlich zwei untere Muskelbogen, den vorderen durch
die aus den Muse, glossopalätini gebildeten Schenkel, den hintern
durch die aus den Muse, pharyngopalatini gebildeten Schenkel.
Die Schenkel des vordem und hintern Bogens weichen jeder-
seits von einander und haben die Mandeln zwischen sich, indem
der Schenkel des vordem Bogens sich an die Zunge, der Schenkel
des hintern Bogens sich nach hinten und abwärts an den
Schlund anschliesst; im Gaumen selbst convergiren jederseits die
Schenkel des vordem und hintern Bogens, und daher kann man
sich die Uvula als im Mittelpunkt der Cönvergenz oder als im Mittelpunkt
eines von jenen Muskelbogen ausgeführten Kreuzgewölbes
denken. Ueber die Wirkung dieser Muskeln hat neuerlich D zondi
(die Functionen des weichen Gaumens. Halle 1831.) mehr Licht verbreitet.
Die Wirkung des vordem Bogens ist, in Verbindung mit der
Zunge, die eines Schliessmuskels, und der vordere Bogen führt mit
Becht den Namen Constrictor isthmi faueium. Dieselbe Wirkung
äussert auch der hintere Muskelbogen, w^enn seine oberen und
unteren Insertionspunkte fest sind. Wenn' aber das Gaumensegel
durch den Muse. tens. veli palatini fixirt ist, wenn die unteren
Schenkel sich durch Zusammenziehung des Schlundes seihst einander
nähern, so muss1 die Contraction der Muse, pharyngopalatini
bewirken, dass sich die hinteren Bogen des Gaumensegels wie
zwei Vorhänge von den Seiten einander nähern und den Durchgang
zwischen den hinteren Gaumenbogen zu einem ritzähnlichen
Schlitze machen; welcher unten sich erweitert. D zondi hat nun
bewiesen, dass diese Annäherung der Seiten des hintern Gaumenbogens
oder des hintern GaumCnvorhangs im Schlingen fast bis
zur Berührung erfolgt, und in der That kann man sich überzeugen,
wenn man bei untersuchendem Finger zu Schlingen versucht,
oder wenn man am Spiegel, bei herabgedrückter Zunge Schling -
versuche macht, dass diese Annäherung wirklich erfolgt und dass
die MuscuH pharyngopalatini, durch diese Annäherung, den Weg
des Bissens Von dem obersten Theil des Rachens und den Choa-
nen mit einem he "bhängenden und schief nach hinten und unten
geneigten Planum inclinatum absperren. Das Zäpfchen ist
hierbei erschlafft und liegt bei der Annäherung der Schenkel des
hintern Gaumenvorhangs vor der übrigbleibenden Ritze. Ich
habe diese Versuche wiederholt und sie bestätigt gefunden. Es
ist also unrichtig, wenn die meisten Schriftsteller behaupten, die
Abschliessung der Choanen von dem Schlund geschehe beim
Schlingen durch Hinaufziehen des Gaumensegels, eine Bewegung,
wodurch überhaupt beide nicht vollkommen von einander abgeschlossen
werden können. Bei allen Bewegungen, wo der Nasenkanal
von dem Mundkanal excludirt wird, geschieht diess durch
die schon beschriebene Bewegung der Annäherung der Schenkel
des hintern Gaumenbogens, oder, wie D zondi sagt, des hintern
Gäumenvorbangs.
Der Mechanismus des Sehlingens ist demnach, nach D zondi,
folgender. Im ersten Act wird der Bissen durch Anpressen der
Zunge an den Gaumen bis hinter die Gegend des vorderen Gaumenbogens
gebracht. Im zweiten Act bewirkt die Zunge, indem
sie sich nach hinten zurückzieht, und der sich hinter dem Bissen
zusammenziehende Muskel des vordem Gaumenbogens oder des
Constrictor isthmi faueium, die weitere Bewegung. Die Direction
der Bewegung wird bestimmt durch die Wände des Rachens in
diesem Moment. Durch die Zurückbiegung der Zungenwurzel
wird der Kehldeckel auf den Eingang des Kehlkopfs," der gehoben
und nach vorn unter die Wurzel der Zunge geschoben wird,
gedrückt, und der Bissen gleitet ohne Gefahr der Stimmritze wei-
. ter. Da nun im zweiten Act auch die Annäherung der Schenkel
des hintern Gaumenbogens eintritt, so ist der Weg in die Choanen
und den obern Theil^des Rachens abgesperrt, und der Bissen
gleitet von dem Planum inclinatum des hintern Gaumenvorhanges
m den ihm angenäherten Schlund, durch dessen Contraction
er in die Speiseröhre weiter gelangt. Bei dieser Bewegung
sind die Zunge, die Muskeln des vordem und hintern Gaumenbogens
und die oberen Muskeln des Gaumensegels (durch Anspan-
nung_ und Fixation des Gaumensegels) und die Constrictores pha-
ryDgls zugleich thätig, während das Gaumensegel weder herabge-
zogen, noch hinten-aufgezogen, sondern nur angespannt und ein
Vvenig gehoben ist. Siehe D zondi l. c. Tab. IV.
In.-der Speiseröhre, welche keiner willkührlichen Bewegung
fähig ist, wird jede erweiterte, den Bissen aufnehmendc Stelle
von dein Bissen zur Contraction gereizt; diese wellenförmig fortschreitende
Contraction erfolgt., wie man namentlich bei Pferden
Leim Trinken sieht, überaus schnell; nur bei grossen Bissen und
zu häufigem Schlingen ist die Bewegung, langsam, und man fühlt
das schmerzhafte Forfrücken. Der Bissen und das Getränk sind
hierbei in jedem Moment von contractilcn Wänden eingeschlossen,
die sich an den Bissen anlegen. Diess fällt weg, wenn die