
dem Durchgänge des Blutes ein Hinderniss darbieten könnten.
Denn wie B ichat und E mmert zeigten, dauert die Bewegung des
Blutes in den Arterien anfangs noch ungestört fort.
G oodwyn hat die Schwächung t^es Kreislaufes nach Unterbrechung
des Athmens bei den höheren Thieren davon abgeleitet,
dass der linke Ventrikel kein hellrothes Blut mehr erhalte,
und vorausgesetzt, dass zur Thätigkeit des linken Herzens dieser
Einfluss durchaus nothwendig sey. Dagegen erinnert B icbat, dass
das hei nicht athmenden Thieren von den Lungen zun- Herzen
kommende dunkeiröthe Btnt die Zusammenziehungen des Herzens
nicht sogleich auf liehe. Obgleich diese und andere von B ichat
{rech, sur la nie et la märt) hiergegen angeführte Gründe gar
nichts beweisen, so ist es doch durchaus nicht wahrscheinlich,
dass beide Herzhöhlen eine specifische Reizbarkeit für verschiedene'
Blutarten haben. Denn heim Foetus, wo die Vorhöfe durch
das Foramen ovale communiciren, und überhaupt kein Athmen
in den Lungen, sondern nur eine gewisse Veränderung des Blutes
in der Placenta bewirkt wird, enthalten beide Herzhälften einerlei
Blut. Wenn das hellrothe Blut durch eine unmittelbare Wirkung
auf das Herz zur Unterhaltung der Herzbewegung wirklich
nothwendig ist, so ist B ichat’s Meinung viel wahrscheinlicher,
dass durch Unterbrechung des Athmens das Herz darum seine
Reizbarkeit verliere, weil seinen Muskelfasern durch die Kranzarterien
oder ernährenden Gefässe des Herzens n.un kein hellrothes
Blut, sondern dunkelrothes Blut zugeführt wird. So gewiss
nun dieser Einfluss zu seyh scheint, so lässt sich doch nicht
ermessen, in welchem Verhältniss dieses Bedürfe iss zum Bedürf-
niss des Nerveneinflusses auf das Herz steht, indem alle Veränderungen
des Athmens auch den Einfluss: der Nerven auf die
übrigen organischen Theile verändern.
2) Abhängigkeit des Herzens von den Nerven. Obgleich die
Veränderung des Herzschlages in den Leidenschaften und anderen
Veränderungen des Nervensystems augenscheinlich ist, indem der
Herzschlag z. B. in allen plötzlichen Leidenschaften, excitirenden
sowohl als deprimirenden, anfangs gestört, dann häufiger, und
zwar in ersteren heftig und häufig, in letzteren schwach und häufig
wird, so haben doch Einige diesen Einfluss nicht nöthig gehalten
zur Bewegung des Herzens. H aller behauptete diese
Unabhängigkeit, weil das ausgeschnittene Herz sich zusammen
zu ziehen fortfährt, weil die Reizung der Herznerven nicht jene
Convulsionen erzeugt, die die Reizung der Nerven in den übrigen
Muskeln erzeugt.
Die Untersuchungen über diesen Gegenstand beginnen wieder
mit der Arbeit von S oemmerring und B eureisds über die
Herznerven 1792, welche zu beweisen suchten, dass die Herzsubstanz
gar keine Nerven erhalte, und dass alle Fäden der Herznerven
in der Substanz des Herzens nur den Häuten der Herz-
gefässe angehören. Hierdurch schien H aller’s Lehre von der
Zusammenziehungskraft der Muskeln bestätigt zu werden, dass
nämlich die Muskeln durch sich selbst und nicht durch ihre
Wechselwirkung mit den Nerven Bewegkraft besitzen, dass die
Nerven gleich wip die äusseren (mechanischen, elektrischen, chemischen)
Reize Bewegungen der Muskeln veranlassen, und es
fol«t also, dass das Herz, indem es dem Einflüsse der Nerven
entzogen ist, durch das Blut selbst zu Bewegungen gereizt wird.
Soemmerbing’s und B ehrends Versuche, dass der Galvanismus
keine Zusaminenziebungen des Herzens bewirke, da er diess doch
in allen mit Nerven versehenen Muskeln thut, schienen diese Ansicht
noch mehr zu bestätigen. Allein S carpa zeigte, dass die
Herznerven allerdings auch sehr zahlreich in dem Muskelfleische
des Herzens.-sich verbreiten. . v. H umboldt, I fa f f , F ow-
ler und W edemeyer haben durch Galvanismus Zusammenziehun-
gerv des Herzens bewirkt, und mir ist dasselbe sowohl bei Fröschen
als Säugethieren gelungen. H umboldt hat sogar durch
Galvänisiren der Nervi cardiaci bei Säugethieren Bewegungen
des Herzens hervorgerufen. Ueber die gereizte Muskel- und Nervenfaser.
1. 342. Die Nerven können sonst, wie B ubdach mit
-Recht bemerkt, auch als feuchte Leiter wirken, wenn der eine
Pol auf sie, der andere auf das Herz applicirt wird. Burdacu
sahraber wirklich Verstärkung des Herzschlages eines getödteten
Kaninchens, als er das Hälsstück des sympathischen Nerven oder
das untere Halsganglion armirte. Physiol. 4. 464. Solche Versuche
über die motorische Kraft von Nerven sind bloss beweisend,
wenn die Nerven allein armirt werden, und wenn die galvanische
Action sehr schwach ist. Starke Entladungen werden hierbei
von jeder Stelle aus durch feuchte Leiter, und so durch Nerven,
zum Herzen selbst bloss durchgeleitet. Die Versuche von
B urdach, in welchen er bei einem getödteten Kaninchen durch
Betupfen des sympatb. Nerven mit caust. Kali oder ätzendem
Ammonium den Herzschlag wieder beschleunigte, sind daher um
so interessanter, besonders auch, da bei einem, getödteten Kaninchen
keine schmerzhaften Empfindungen mehr einwirken, und
den Herzschlag verändern können. Dieser Versuch wollte mir
bei Wiederholung nicht so gelingen. Die Versuche, welche Brechet
{rech, sur le syst. ■ ganglionaire) und Andere über Reizung
der Nerven an lebendigen Thieren angestellt haben, können in
Hinsicht des Herzens gar nichts erweisen, da der Herzschlag so
sehr bei ■ schmerzhaften Empfindungen sich ändert.
Endlich unterscheidet sich das Herz wieder von^ anderen
Muskeln, dass es ausgeschnitten und leer, besonders bei kaltblütigen
Thieren, auch ohne Reiz sich zusammen zu ziehen fortfährt,
dass es hierbei selbst die regelmässige Aufeinanderfolge in
den Abtheilungen des Herzens beobachtet, Verhältnisse, die man
nicht anders als aus einem specifischen Einflüsse' der noch übrigen
Nerven in der Substanz des ausgeschnittenen leeren Herzens
erklären kann, welcher somit die letzte Ursache der Contractio-
nen des Herzens zu seyn scheint, um so mehr, da die Reizungen
der Nerven durch ■ Reizungen des Gehirns und Rückenmarkes,
und Leidenschaften einen so grossen Einfluss auf die Veränderung
der Thätigkeit des Herzens haben. Kannte, man Einflüsse, welche
die belebende Wirkung der Nerven zerstören, ohne zugleich
das Zusammenziehungsvermögen der Muskeln auch autzuheben,