Stoffe Gallenharz und Pikromel nur der einzige Gallenstoff anzunehmen
sey, welcher wegen seiner Eigenschaft, dureh Verbindung mit
Mineralsäure ein Harz zu bilden, zur Annahme des Gallenharzes
■veranlasst habe. G melin hat dagegen T henard’s Ansicht bestätigt,
dass in der Galle wirklich Pikromel nebst einem Harz enthalten
ist, oder einer Materie, die durch geringe äussere Einflüsse in Gallenharz
verwandelt wird. G melin führt in seiner Chemie das
Gallenharz unter den stickstofffreien , das Pikromel unter. den
stickstoffhaltigen Körpern auf. Das Pikromel ist seitdem von
Chevreul, Chevallier und L assaigne auch in der menschlichen
Galle gefunden worden, wie denn Orfila, L augier und Caventou
dasselbe auch in menschlichen Gallensteinen entdeckt haben; Nach
T henard wird der Gallenstoff dem Albumen um so ähnlicher, je
mehr durch einen krankhaften Urocess die Leber sich in Fett
zu verwandeln scheint. H uenefeld physiol. Ckem. 2. 108.
.Die Resultate von Gmelin’s Analyse der Ochsengalle gehen:
1 . moschusartig riechender Stoff, wird durch Destillation der
Galle erhalten, wobei er als riechendes Wasser übergeht,
2. Gallenfett Cholestrin.’ Bestandtheil der Gallensteine, von
Chevreul in der frischen Galle nachgewiesen, auch in anderen
Theilen, im Blut hach Boudet, sonst meist krankhaft vorkommend,
wie in dem Wasser der localen Wassersüchten, HydrOeele,
im Markschwamm. ' Man gewinnt das Gallenfett der Galle, indem
man die abgedampfte Galle mit Aether schüttelt, welcher es auszieht.
Nach dem Ahdestilliren eines Theils des Aethers krystallisirt es
heim Erkalten ans dem Rückstand, verunreigt mit, Öelsäure, von
der es sich durch Auflösen in kochendem Alkohol reinigen lässt,
aus dem es beim Erkalten anschiesst. Gallenfett krystallisirt in
weissen perlmutterglänzenden Blättern, ist ohne Geruch und Geschmack
und schwimmt auf Wasser. Von kaustischem Kali lässt
sich das Gallenfett nidht auflösen oder verseifen, worin einer seiner
Hauptcharacte.re besteht. Hierin stimmt es mit Hirnfett überein,
enthält aber keinen Phosphor; es ist das kohlenstoffhaltigste
aller Fettarten. Berzelius Thierchemie. 185.
3. Öelsäure, ein hlassgelbes, halb durchsichtiges Oel, Lacmus-
papier röthend.
4. Talgsäure, krystallisirt in'farblosen perlmutterglänzenden
Blättchen. Die Auflösung in Weingeist röthet das Laemuspapier.
5. Cholsäure, eine neue Substanz, krystallisirt in feinen Nadeln,
von schärfsüssem Geschmack, enthält Stickstoff, und ist in
kochendheissem Wasser etwas löslich ; die Lösung röthet Laemuspapier;
im Alkohol ist sie leicht löslich. Von Schwefelsäure wird
sie aufgelöst und daraus wieder vom Wasser gefällt. Die von
Cholsäure gebildeten Salze sind löshch und zuckersüss, die Säure
ist stärker als Harnsäure und zersetzt auch in der Kälte die
kohlensauren Alkalien. Berzelius Thitrchemie. 190.
6 . Gallenharz, in der Kälte spröde, hei, massiger Wärme
weich, von brauner Farbe, hell durchscheinend, auflöslich im
Alkohol und daraus durch Wasser fällbar. Es brennt, über
40Q Grad erhitzt, mit russender Flamme und aromatischem
Gerüche, und hinterlässt eine schwammige, r leicht verbrennliehe
Kohle. In concentrirter Schwefelsäure löst es sich langsam
auf, Wasser schlägt es daraus in Flocken nieder. Es wird weder
von Salzsäure noch Essigsäure aufgelöst. Es verbindet sich
leicht mit kaustischem Kali, diese Verbindung löst sich in reinem
WaSser auf; es wird leicht von kaustischem und kohlensaurer
» Ammoniak, nicht von kohlensaurem Kali aufgelöst; alkoholfreier
Aether löst fast nichts auf. G melin a. a. Ö. I. 57.
t .:7, Taurin, ein neuer St,off, in grossen, farblosen, durchsichtigen
Krystallen, irregulären sechsseitigen Säulen mit 4- oder 6 sei-
tiger Zuspitzung. Die Krystalle knirschen zwischen den Zähnen
und schmecken piquant; sie sind weder sauer noch alkalisch,
verändern sich seihst bei +100° C. nicht in der Luft. Im offenen
Feuer kommt das Taurin in dicken Fluss, wird bräun, bläht
sich auf, und hinterlässt eine .leicht verbrennliche Kohle. Taurin
ist löslich im Wasser, sehr wenig in kochendem Alkohol, fast
gar nicht in wasserfreiem Alkohol; es enthält etwas Stickstoff.
Gmelin 1. c. 61.
8 ; PikromeL T henard’s Pikromel ■ ist dickflüssig und wie Ter-
penthin. G melin’s Pikromel ist undurchsichtig, besteht aus krystalli-
nischen Krümchen und ist sehr reich an Stickstoff. Es ist in kaltem
Wasser leicht löslich, ebenso im Alkohol, unauflöslich im Aether;
in concentrirter Schwefelsäure ist es leicht löslich mit Wärrne-
entwickelung, beim Erkalten gesteht es zur Hälfte zu einer kry-
stallinischen Masse. Mässig concentrirte Salzsäure löst Pikromel
auf.. Pikromel wird nicht von Galläpfeltinctur gefällt, und lässt
sich rnicht in Gährung versetzen. T henard’s Pikromel soll eine
Verbindung von Pikromel mit Gallenharz seyn.
9. Färbestoff der Galle‘(stickstoffhaltig). Der Färbestoff der
Galle zeigt ein characteristisches Verhalten gegen, Salpetersäure,
und wird vermittelst derselben auch erkannt, w7enn er in der
Gelbsucht etc. in das Blut und den Urin aufgenommen worden.
Harn, wenn er Färbestoff der Galle enthält, wird, wenn inan ihn mit
einem gleichen Volum Salpetersäure , vermischt, zuerst grünlich,
dann dunkelgrün, darauf schmutzig roth und später braun. Ber-
zeliüs Thierchem. p. 410.
10. Osmazom. 11. Eine Materie, die beim Erhitzen Harngeruch
entwickelt. 12. Eine pflanzenlcima'rtige Materie. 13. Ei-
weiss; 14. Gallenblasenschleim. 15. Käsestoff. 16. Speichelstoff.
17. Zweifach kohlensaures Natron. 18. Kohlensaures Ammonium.
19. Essjgsaures Natron. 20—26. Oelsaures, talgsaures,
cholsaures, schwefelsaures und phosphorsaures Kali und Natron,
Kochsalz und phosphorsaurer Kalk.
• G melin hat in der Galle des Menschen Gallenfett, Gallenharz,
Pikromel :und Öelsäure gefunden; ausserdem haben
F rommherz und Gugert (Schw. Journ. 50.68*) in der Menschengalle
noch Färbestoff, Speichelstoff, Käsestoff, Osmazom, ölsaures,
cholsaures, talgsaures*, kohlensaures, phosphorsaures und schwefelsaures
Natron mit wenig Kali, und phosphorsauren, schwefelsauren
und-kohlensauren Kalk gefunden. Vergl. Berzelius Thierchemie.
p. 206*