
wobei jedoch Athmen, Herzschlag und Beproduction fortdauern.
M eclel’s Archiv 8.
Ich wende mich jetzt zur Untersuchung der Ursachen der
thierischen Wärmeerzeugung. Hier ist zuvörderst die Verschiedenheit
der Temperatur in verschiedenen Theilen von Interesse.
J, D avy phil. transact. 1814. M eckel’s Archiv II. p. 312. Die
Temperatur nimmt gegen die äussersten Theile hin ah, wie z. B.
heim Menschen die Achselhöhle 98 F. zeigte, die Leisten 96,5,
Oberschenkel 94, Unterschenkel 93 — 91, Fusssohle 90° hatten.
Sonderbar ist, dass J ohn D avy in mehreren Versuchen die Temperatur
des Mastdarms um etwas grösser als die des Gehirns fand,
was mir aber doch eher Beobachtungsfebler zu seyn scheint.
B ecquerel und Breschet {am. d. sc. nat. 1835. Mai. Oct.) wandten
zu ihren Untersuchungen den thermoelektrischen Multiplica-
tor an. In den zu untersuchenden Theil wird eine Nadel efnge-
stochen, die aus zwei heterogenen Nadeln zusammengesetzt ist,
die an ihren Enden, zusammengelöthet sind, während die entgegengesetzten
Enden mit den Dräthen eines thermoelektrischen
Multiplicators in Verbindung gebracht werden. Man führt eine
dieser Nadeln in den zu untersuchenden Theil ein, so dass die
Verbindungsstelle beider Nadeln mitten in deu zu untersuchenden
Theil kommt, worauf man die beiden freien Enden mit den
Dräthen des Multiplicators verbindet. Zwischen der Temperatur
der Muskeln (4 Centim. Tiefe) und des oberflächlichen Zellgewebes
(1 Centiin. Tiefe) fanden die Verfasser einen Unterschied von
2 °—1,25 Centim. zu Gunsten der Muskel, was bloss von dem
Wärmeverlust an der Oberfläche des Körpers 'abzuleiten ist. Die
mittlere Temperatur der Muskeln des Menschen ist 36°,77 Cent.
Beim Hund war die Temperatur der Brust, des Unterleibs, des
Gehirns gleich -der der Muskeln.
Von ausserordentlichem Interesse sind J. D avy’s Versuche
über den Unterschied der Temperatur beider Blutarten. J. D avy
tentamen experimentale de sanguine. Ebinb. 1814. M eckel’s Archiv
I. 109. Es waren an Schafen und Ochsen 11 Versuche.
Zieht man aus D avy’s Versuchen das Mittel, so folgt,- dass das
Arterienblut um etwa 1 — ly Grad Fahr, wärmer ist als das Blut
der Venen. M ayer (Meckel’s Archiv 3. 337.) fand sogar, dass
das Blut der vena jugularis um 1— 2° B. kälter war als das Blut
der carotis; niemals aber konnte er, wie D avy, einen Unterschied
in der Temperatur des Blutes beider Herzhälften nachweisen.
Aehnliches hatte Saissy bei winterschlafenden Thieren beobachtet.
B ecquerel und Breschet haben diesen Gegenstand weiter untersucht;
sie bedienten sich des thermoelektrischen Multiplicators
und fanden den mittlern Unterschied des Arterien- und Venenblutes
{aorta und vena cava desc.) heim Hunde 1°,01 Cent., des
Bluts in der arteria und vena cruralis 0°,90. Die Differenz der
Temperatur des. Bluts im linken und rechten Vorhof eines Truthahns
betrug 0°,90 zu Gunsten des linken Vorhofs. Die Temperatur
der arteriellen und venösen Systeme nimmt vom Herzen.
nach den Extremitäten ah. L’institut. 190. Diese Thatsachen führen
zunächst zur Untersuchung der Theorie, dass die thierische
Wärme ihre Quelle in den Lungen habe. Nach der Hypothese
Von L avoisier und L aplace, welcher die meisten neueren Chemiker
gefolgt sind, wird heim Athmen der Sauerstoff der Atmosphäre
mit Kohlenstoff des Blutes verbunden, und als Kohlensäure
ausgeathmet. Wenn nun beim Athmen mehr Sauerstoff der
Atmosphäre verschwindet, als in der ausgeathmeten Kohlensäure
enthalten ist, so wird in einer zweiten Hypothese angenommen,
dass das nicht auf Kohlensäure verwandte Sauerstoffgas sich durch
Verbindung mit Wasserstoff des Blutes inWasser verwandle und
ausgehaucht werde. Nimmt man diese Hypothese an, so kaün,
man die Ursache der thierischen Temperatur in jener Warme
suchen, welche durch die Vereinigung des Sauerstoffes der ein-
"eathmeten Luft mit dem vom Blute herstammenden Kohlenstoff
der Kohlensäure und des Sauerstoffes mit Wasserstoff zu Wasser
entsteht. Crawförd {Versuche und Beobachtungen über die Warme
der Thiere. Leipz. 1799.) Suchte diess noch wahrscheinlicher zu
machen, indem er angab, wie die Verbreitung der Wärme, die
einmal in den Lungen entstanden, leichter erklärt werden könne,,
dass das arterielle Blut eine grössere. Wärmecapacität als das venöse,
ungefähr im Verhältnisse von 11,5:10,(1 besitze^ So soll
die in den Lungen entstandene Wärme zur Beibehaltung der
Temperatur des arteriellen Blutes angewendet, und dann überall
im Körper frei werden, wo die Organe sich aus dem Blute er_
nähren, und das arteriöse Blut in venöses übergeht. J. D avy
bat indess gezeigt, dass die Wärmecapacität beider Blutarten.
entweder gar nicht oder nur sehr unbedeutend (wie 1 U,1 1 : lU,uuy
Es lässt sieb aber direct berechnen., wie viel Wärme durch,
das Athmen entstehen kann, angenommen, dass die chemische
öder Verbrennungstheorie vom Athmen richtig wäre. Diese Arbeit
haben D ulong und D esbretz unternommen. D ulong brachte-
verschiedene, sowohl fleisch- als pflanzenfressende Säugethiere
und Vögel in einen Behälter, worin die Veränderungen, der Lutt
hei dem Athmen bestimmt und die Producte quantitativ gemessen,
werden konnten, während der Wärmeverlust der Thiere zugleich,
berechnet wurde. D.ulojmg. fand, dass von allen Thieren mehr
Sauerstoffgas verzehrt als in Kohlensäure verwandelt wurde, ffer
den Pflanzenfressern betrug diese Absorption des. Sauerstottgases
nur TV im Durchschnitt, bei den Fleischfressern, war die geringste
Quantität des absorbirten d. h., nicht in Kohlensäure verwandelten.
Sauerstoffgases U die grösste Qantität 4 der verwandten Menge
des Gases. Nimmt man nun an, dass das Sauerstoffgas dorctr
seine Verwandlung in kohlensaures Gas beim Athmen eine gleich,
grosse Wärme erzeugt, als dieselbe Quantität. Kohlensäuregas.
durch Verbrennung von Kohle in Sauerstoffgas,, und ge t. man
dabei von der Bestimmung der, Wärmequantität, aus, wie sie von
L a,elace und L avoisier angegeben, wird, so beträgt sie mcht mehr
als 0 7 der Wärme, welche das pflanzenfressende lnier in derselben.
Zeit verliert, und \ derjenigen, welche das fleischfressende
Thier einbüsst. Nimmt man ferner an, dass das Sauerstottgas,
welches durch das Athmen absorbirt und der Luft nicht in Form.