
das Wasser abgedunstet, der Rückstand mit Alkohol ausgezogen,
und diese neue Auflösung wieder abgedunstet. Hiebei ist jedoch
die Vorsicht nöthig, das Wasser in der Kälte und neben Schwefelsäure
im leeren Raume verdunsten zu lassen. So erhielten sie
aus dem Blut eines Hundes, dem 60 Stunden nach der Operation
die Adern geöffnet wurden, -j-J-g- Harnstoff. Der Harnstoff
und die Harnsäure sind die stickstoffreichsten organischen Stoffe,
die man kennt. Der Harnstoff enthält in 100 Thl. 46,65 Stickstoff,
19,97 Kohlenstoff, 6,65 Wasserstoff, 26,63 Sauerstoff.
Von der Harnsäure weiss man noch nicht, ob. sie schon im Blute
•vorhanden ist und das Zersetzungsprodukt nur ausgeschieden
wird oder erst in den Nieren entsteht, obgleich hei den Gichtanfällen
harnsaures Natron aus dem Blute in verschiedene Theile,
z. B. in die Nähe der Gelenke, in Gichtknoten, abgelagert wird.
Der Harnstoff kann nach W oehler’s Entdeckung (wie pag. 3. angeführt
wurde) künstlich gebildet werden, und enthält dieselben
Bestandtheile, .wie cyanichtsaures Ammoniak, oder nach der neuern,
auf W oehler’s und L iebig’s Untersuchungen gegründeten
Nomenclatur (B erz. Jahresb. 11), wie cyansaures Ammoniak.
Die Harnsäure liefert nach K odweiss bei allen Zersetzungen derselben
mit Salpetersäure auch Harnstoff. B erz. Thierch. 702.
Da der Harnstoff im Blute selbst schon vorhanden ist, so
kann man in Hinsicht seines Verhältnisses zum Blute annehmen:
1. dass er hei der Umwandlung der Nahrungsstoffe in die wesentlichen
Bestandtheile des Blutes schon als eine unbrauchbare
Comhination entstehe, oder 2. dass' er erst ein Zersetzungsprodukt
der organisirten Theile sey. Das Erstere könnte man daraus
schliessen, dass T iedemann und G melin in einem, ihrer Versuche
mit dem Chylus das dem Osmazom des Chylus beigemischte
Kochsalz statt in Würfeln in Octaedern anschiessen sahen, während
das Kochsalz in anderen dieser Fälle würflig war, der
Harnstoff aber sonst die Krystallisationsform des Kochsalzes in
Octaëder umwandelt. T iedemann und G melin Versuche über die
Verdauung. 2. 91. Allein andere. Gründe machen diess unwahrscheinlich.
Denn einiger Harn wird auch hei Monate lang hungernden
Amphibien gebildet, und'LASSAiGNE hat im Harn eines
Verrückten, der 18 Tage hungerte, die Bestandtheile des gesunden
Harns gefunden. J. de chim. méd. 1. 272. Fernër ist der
Harn der pflanzenfressenden Thiere, deren Nahrung doch sehr
wenig Stickstoff enthält, nicht arm an stickstoffreichen Bestand-
theilen des Harns, wie Harnstoff. Es ist zwar gewiss, dass der
Harn beständig Unbrauchbares aus den Nahrungsstoffen ausscheidet,
sich nach der Nahrung verändert, z. B. mehr Harnsäure enthält
bei Fleiscbnahrung. Bei mit stickstofffreien Stoffen genährten
Vögeln enthalten die Excremente wenig weisse Materie, Harnsäure,
viel weniger als bei Fütterung mit Eiweiss. T iedemann u .
G melin die Veraauung. 2. 233. Bei pflanzen- und fleischfressenden
Thieren ist der Harn consequent verschieden (indem der
Harn der pflanzenfressenden Säugethiere statt Harnsäure, Harnbenzoesäure
enthält und statt sauer alkalisch ist, und dér Harn
der Vögel saures harnsaures Ammoniak, der Harn der pflanzenfressenden
Vögel aber keinen Harnstoff enthält); aber es ist doch
unzweifelhaft, dass gewisse Bestandtheile des Harnes auch von Zersetzung
des Blutes oder der organisirten Theile entstehen. Da es
also "ewiss scheint, dass die Produkte des Harnes nicht allein
zur Erzeugung d e r' Mischung des Blutes aus dem Blute ausgeschieden
werden, so kann man sich vorstellen, dass Ilarnstoffent-
weder durch das Unbi auchbarwerden der Bildungstheilchen des
Blutes, oder der Organe entsteht, oder dass bei der zum Leben
nothwendigen Wechselwirkung des arteriellen Blutes mit den Organen,
entweder gewisse Bestandtheile des Blutes, oder der Organe
zu unbrauchbaren Combinationen, d. h. zersetzt werden.
Das Letztere wird deswegen unwahrscheinlich, weil der Embryo
auch wenigstens Harnsäure bildet, die sich in der Allantois nicht
allein der Vögel, sondern auch bei Säugethieren findet, die Säu-
gethierfoetus ‘aber im Uterus der Mutter, dem eigentlichen Sinne
des Wortes nach, nicht athmen, wenn das Athmen auch durch
die Verbindung mit der Mutter ersetzt ist. Uebrigens längt die
Bildung von Zersetzungsprodukten schon ausserordentlich frühe
bei dem Embryo an. Zwar bilden sich die Nieren in dem bebrüteten
Vpgelei erst gegen den sechsten Tag, und bei dem Embryo
der Fische und Salamander nach meinen Untersuchungen erst
'nach dem Embryonenzustand im Larvenzustand; allein ausserordentlich
frühe sind andere Ausscheidungsorgane an der Stelle
der Nieren, die von R athke und mir genau beschriebenen W olff’-
schen Körper, bestehend aus holden, zu einem Ausführungsgange
verbundenen Blinddärmchen, Organe, die sieb beim Vogelembryo
schon am dritten Tage bilden, nach meinen Beobachtungen vom
Vogelembryo später ein wirkliches gelbes, dem Vogelharn ähnliches
Sekret aussondern, während die Allantois der Vögel zugleich
nach den ersten Tagen der Bebrütung schon Harnsäure enthalt,
wie J acobson (Meckel’s Archü'8. 332.) entdeckt bat. Diese Organe
sind bei dem Embryo aller Wirbelthiere mit Ausnahme der
Fische vorhanden, sie verschwinden bald früher, bald später, bei
den nackten Amphibien erst mit dem Larvenzustand, bei den
Vögeln um die Zeit des Auskriechens und später, bei den Säugethieren
sehr früh und bei dem Menschen am aller frühesten:
J. Mueller, Bildungsgeschichte der Genitalien. Düsseldorf 1830.
• Durch die Haut verliert das Blut an Zersetzungsproduklen
Milchsäure und milchsaures Ammonium, salzsaures Ammonium,
Kohlensäure. Die Milchsäure, die auch im Harne ausgeschieden
wird, ist nach ;B erzelius ein allgemeines Produkt der freiwilligen
Zerstörung thierischer Stoffe innerhalb des lebenden Körpers; sie
bildet sich in grosser Menge in den Muskeln, wird vom Hute
und dessen Alkali gesättigt, und in den Nieren mit saurem Harne
abgeschieden. .. .
Die Galle spielt eine wichtige, nicht näher gekannte Rolle in
der Umwandlung der Nahrung,sstoffe im Darme. Ihre Ergiessung
in denjenigen Theil des Darmes, wo die Bildung des Chymus vollendet
wird, bei Wirbelthieren und Mollusken beweist, dass sie
nicht" bloss exkrementiell ist; übrigens wird der quantitativ wichtigste
Bestandtheil der Galle, das Pikromel, offenbar auf die Lm