
Die Litteratur über diesen Process ist ausserordentlich gross,
und kann hier nicht ganz angeführt werden; man findet sowohl
diese als eine vollständige Exposition der Ansichten über die Bildung
des Callus im Biet, des sc. med. in A. L.. R ichter Handb.
d. Lehre von d. Brüchen und Verrenkungen der Knochen. Berlin
4828. p. 89 —117. und in Miescher’s angeführtem Werke. Die
vorzüglichsten Schriftsteller über diesen Gegenstand sind H aller
element. physiol. 8 . 345. D etlef in H alleri op. min. 2. 463.
T roja de novorum ossium regeneratione exp. Paris 1775. K öhler
exp. circa regenerat. ossium. Gott. 1786. V an H eekeren de osteo-
genesi praetcrnaturali. Lugd. Bat. 1798. Macdonald de necrosi et
callo. Edinb. 1799. D upuytren Biet, des sc. med. 38. 434, How-
ship Beob. über den gesunden und kranken Bau der Knochen. K or-
tum exp. circa regenerat. ossium. Berol. 1824. Meding diss. de
regeneratione ossium. Lips. 1823. M. J. W eber Nov. act. acad.
nat. cur. 12. 2. B rescheT Recherches experiment. sur la formation
du cal. Paris 1819.
Der Hauptpunkt der Controverse war Vorzüglich die Frage,
welchen ;Antheil die Beinhaut an der Callusbildung habe. D uhamel,
S chwenke, B ordenave, B lumenbach, K öhler, D upuytren
und B oyer schrieben ihr einen wesentlichen Antheil zu. Schon
D etlef zeigte, dass die Beinhaut zu der Bildung des Callus nichts
beitrage, und sich erst später bilde. H aller, Sömmering, S carpa,
R icherand und Cruveilhier liessen den Caljus durch Exsudation
von den Knochenenden selbst entstehen. Von der unphysiologischen
Vorstellung D uhamel’s,- dass die Beinhaut das Bildungsorgan
des Knochens sey, ist schon früher die Rede gewesen. So wenig
sie zuerst den Knochen bildet, so wenig wird sie allein das Bildungsorgan
des Callus seyn können. Nur an der .ursprünglichen
Exsudation nach dem,Knochenbruche hat die Beinhaut, wie alle
anderen verletzten weichen Theile, den nächsten Antheil. Allerdings
wirkt das Periostium zur Entstehung des eigentlichen Callus
zwischen ihm und dem Knochen mit, aber nur in wie weit
es überhaupt zum Bildungs- und Ernährungsprozess in dem unter
ihm liegenden Knochen nothwendig ist, insofern Von ihm aus
die ernährenden Gefässe in den Knochen eindringen. Dass es
aber bei der Bildung' specifischer Gewebe noch auf etwas ganz
Anderes als auf die Existenz der mit dem Material zur Ernährung
gefüllten Gefässe ankommt, ist schon oben erinnert worden.
Die Entstehung der ersten Ossificationeu im Callus dicht am
Knochen und das weitere Fortschreiten zeigen, dass die Gegenwart
des Knochens hier zur neuen Knochenbildung nothwendig ist.
Die serösen Häute sind von allen Theilen am meisten zur
Exsudation von Liquor sanguinis geneigt, vielleicht weil sie am
wenigsten eigenes assimilirendes Gewebe besitzen. Die Verwachsung
ist daher bei ihnen am häufigsten. Ob sich bei veralteten
Luxationen in den neu entstandenen Gelenken neue Synovialhäute
bilden, ist noch* nicht ganz gewiss, obgleich es Meckel vielleicht
zu bestimmt annimmt. Die Synovia eines neuen Gelenkes kann
allerdings von dem Reste der Synovialhaut herrühren, der dem
Knochen noch anhängt. .
Die Narbe der im Stadium der exsudativen Entzündung geheilten
Hautwunden ist dichter als die Haut selbst, empfindlich,
anfangs röther, 1 später weisser; sie hat eine feinere Epidermis.
Grössere Narben entstehen von Heilung mit eiternder Entzündung
bei Substanzverlust der Haut. In diesem Falle ist die Hautnarbe
haarlos, und bei den. Negern mehrentheils anfangs farblos, worauf
aber doch häufig in der Folge die schwarze Hautfarbe sich
wieder erzeugt.
Die Schleimhäute heilen schwer zusammen, worauf zumTheil
die Schwierigkeiten hei der Ausführung der Gaumennath und
Darmnath beruhen. Nach der Durchschneidung der Ausführungsgänge
der Drüsen, entsteht, wenn die getrennten Stücke in Berührung
bleiben, zuweilen eine Regeneration des Ganges, so dass
keine Verscbliessung erfolgt. Dies hat zuerst Mueller de vulne-
ribus duct. exeret. Tüb.18'19. in 3 Fällen am Ductus Whartonia-
nus der Submaxitlardrüse, und einmal am Ductus pancreaticus,
in 2 Fällen am Ductus deferens des Hundes und der Katze beobachtet.
Brodie, T iedemann, Gmelin, L evret und L assaignk haben
nach Unterbindung des Ductus choledochus in einigen Fällen'
eine Wiederherstellung des Ganges gesehen. Die Gelbsucht
verschwand in T iedemann’s Versuchen in einigen Fällen wieder
nach 10—15 Tagen. Die Ligatur hatte hier entweder durchgeschnitten,
und war abgefallen, ehe die Durchschnittsflächen verheilten,
oder die coagulable Materie wurde um die Ligatur ergossen,
und letztere hatte sich vielleicht im Innern des äusserlich
hergestellten Ganges abgestossen, und ist durch den Kanal selbst
ausgetreten. In 13—26 Tagen war der Gang wieder hergestellt
gefunden worden. T iedemann und Gmelin die Verdauung nach
Versuchen, 2 .
Die Drüsen vernarben zwar, aber die Narbensubstanz erhält
nicht die Eigenschaften der Dfüsensubstanz. Eben so verhält es
sich mit den Muskeln. Die Narbensuhstanz der Muskeln ist nach
P. F r. Meckel, R icherand, P arry, H uhn, Mup.ray und Autenrietii
dem verdichteten Zellgewebe ähnlich, und zeigt keine Contracti-
lität gegen galvanischen Reiz. K leemann diss. circa reprod. partium.
Hai. 1786. Huhn de regen, partium mollium. Gott. 1787.
Murray de redintegratione partium etc. Gott. 1787. Autenrieth et
Schnell diss. de nat. unionis musculorum vulneratorum. Tüb. 1804.
Die Wunden des schwängern Uterus vernarben sehr leicht, die
Wunde wird durch die Zusammenziehung des Uterus schnell
überaus klein. Es scheint, dass vorzugsweise die äussere seröse
Haut des Uterus vernarbe. Vergl. Mayer, Graefe und W al-
ther’s Journ. 1 1 . 4. Eine neue Erzeugung von wahrer Muskelr
Substanz, wie sie in W olff tract. de formatione fibrarum muscu-
lariüm inpericardio atque inpleura. Heidelb. 1832. beschrieben wird,
ist gewiss nicht annehmbar. Diese faserigen Schichten auf Pleura
und Herzbeutel, die ich im Museum zu Heidelberg gesehen habe,
können nur Faserstoffexsudate seyn. Wir kennen keinen Beweis
für die Existenz von Muskelsubstanz, als ihre Zusammenziehung
und ihr mikroskopisches Verhalten. Vergl. W utzer in Mueller’s
Archiv 1834. p. 451.