
nem anderen Nerven eine Verschmelzung der Fasern ist. ^Bei
dem Niesen z. B. ist eine heftige Zusammenziehung aller Exspiration
smuskeln vorhanden; alle Primitivfasern der Intercostalner-
ven weiche die Zusammenziehung der Brust und des Bauches
bewirken, müssen dabei irritirt seyn. Wie sollten aber alle diese
Fasern vom N. sympathicus irritirt werden können, der an jeden
dieser Nerven ein Faserhündelchen anschliesst, das, weit entfernt
seine Primitivfasern mit ahen Primitivfasern eines Spinalnerven
zu verschmelzen, sie nur mit diesen vom Rückenmark
empfängt. Da nun Primitivfasern anderen Fasern, die neben ihnen
liegen, zumal in einer motorischen Wurzel ohne Ganglion,
nichts mittheilen können, so ist hier auch die sympathische
Affection aller Primitivfasern eines Intercostalnerven durch den
N sympathicus eine reine Unmöglichkeit. Alle diese Sympathien
des Niesens, Hustens, Erbrechens sind abgemacht, sobald mau
die reflectirende Eigenschaft des Rückenmarks und Gehirns kennt,
und es liegt nichts Schwieriges mehr in der Erklärung, sobald
man von der Thatsache ausgeht, dass alle respiratorischen
Nerven N. facialis, vagus, accessorius, phrenicus und die übrigen
Spinal-Athemnerven des Rumpfes durch ihren Ursprung von
der Medulla oblongata, oder ihre Abhängigkeit von derselben,
leicht zu convulsivischen Bewegungen in Muskeln erregt werden
durch alle Reize, die von den Empfindungsnerven der
Schleimhäute auf das Rückenmark oder die Medulla oblongata ge-
^ ^ ^T i^ e d em heftigen Reiz in den Gedärmen, in den Ürin-
werkzeugen, in dem Uterus tritt leicht Zusammenziehung des
Zwerchfells und der Bauchmuskeln ein, wodurch die Bauchhöhle
verkleinert und der Inhalt derselben, nach oben, wenn er im
Magen enthalten ist (Erbrechen), oder nach unten durch den
Mastdarm, durch die Harnwerkszepge, durch die Genitalien, wie
bei der Geburt, ausgetriehen wird. Der Stuhlzwang ist dieselbe
Erscheinung für die unteren Theile des Darmkanales, was das
Erbrechen für die oberen. Bei dein Harnzwang finden sich dieselben
Bewegungen in Leidenschaft, die Geburt nimmt dieselben Muskeln
in Anspruch, welche beim Erbrechen den Mageninhalt nach oben
auswerfen; auch die nach dem Tode noch erfolgende Geburt,
gleich wie das feste Anlegen des Schlundes um einen in denselben
gebrachten Finger bei einem geköpften jungen Thiere, zeigen
uns, von welchem wichtigen, mit dem Leben aufs innigste
verknüpften Einflüsse diese Fähigkeit des Rückenmarks ist, durch
örtliche Erregungen seiner Empfindungsnerven zu motorischen
Entladungen gereizt zu .werden. Mag bei mehreren der hieher
oehörigen Reizungen, beim Erbrechen etc., der N. sympathicus irgend
eine Rolle spielen, so ist es keine andere als diejenige, die
Reizung, wie alle anderen Empfindungsnerven, auf das Sensonum
zu reflectiren. Dass er aber diese Wirkung haben kann, lässt
sich durch einen Versuch zeigen: ich habe nämlich beim Kaninchen
durch Zerrung des N. splanchnicus in der Bauchhöhle, an
der innern Seite der Nebenniere, mehrmals Zuckungen der Bauchmuskeln
beobachtet, und habe diess Phänomen, obgleich mir der
Versuch beim Hunde nicht gelingen wollte, doch wiederholt bei
Kaninchen gesehen.
3) In den unter 2. erwähnten Fällen ist die reflectirte Bewegung,
die auf Empfindung folgende Bewegung auf eine grosse
Gruppe von Nerven ausgedehnt, auf die 'respiratorischen Nerveu,
und sie entsteht am leichtesten durch Reizung der Schleimhäute;
es kann jedoch hei höherer Reizung die Ausdehnung der re-
flectirten Bewegungen noch grösser werden und fast alle Rumpfnerven
afficiren, wenn sich die Irritation des Rückenmarks ausdehnt.
Hieher sind die Fälle der sporadischen Cholera zu rechnen
(die asiatische Cholera führe ich wegen der Dunkelheit der
Krankheit nicht auf), wo bei grosser Heftigkeit auch Krämpfe
am Rumpfe eintreten können.
4) Bei den reflectirten Bewegungen, die durch heftige Empfindungen
der äusseren Hautnerven und nicht der Schleimhautnerven
entstehen, wird die Gruppe der respiratorischen Bewegungen
auch nicht in Mitleidenschaft gezogen, sondern es entstehen
leichter Krämpfe der Muskeln des ganzen Rumpfnervensystems
ohne krampfhafte Athembewegungen. Der höchste Grad
ist der epileptische Krampf von örtlicher Nervenaffection und der
Tetanus traumaticus von Verletzung eines Nerven.
Marshall H all unterscheidet vier Arten von Muskelzusammenziehung:
1. die willkührliche, welche vom Gehirn, 2. die
respiratorische, welche von der medulla oblongata abznhängen
scheint,' 3. die unwillkührliche, welche von den Nerven und
Muskeln abhängt, und die unmittelbare Anwendung des Reizes
auf die mit Nerven versehenen Muskeln oder ihre Nerven erfordert,
und 4. die reflectirende, welche zum Theil fortdauert, nachdem
die willkührliche und respiratorische aufgehört haben, und
an die Medulla spinalis gebunden ist. Sie hört nach Entfernung,
des Rückenmarkes auf, wenngleich die Irritabilität sich nicht vermindert.
Bei dieser vierten entspringt der motorische Reiz nicht
in einem Cehtraltheil des Nervensystems, sondern in einiger Entfernung
vom Centrum; sie ist weder willkührlich, noch in ihrem
Verlaufe direct, sondern vielmehr erregt durch eigenthümliche
Reize, die nicht unmittelbar auf die Muskelfaser und die motorischen
Nerven einwirken, sondern auf häutige Ausbreitungen,
von denen der Reiz zum Rückenmark geleitet wird. Makshall
H all erläutert die Wichtigkeit dieser reflectirenden Function
des verlängerten Markes und Rückenmarkes durch einige Beispiele.
Das Aufnehmen des Futters ist ein willkührficher Act
und kann nach Entfernung des Gehirns nicht mehr vollzogen
werden; der Uebergang des'Bissens über die Glottis und durch
den Pharynx hängt von der reflectirenden Function ab, und findet
noch statt, wenn das Gehirn entfernt worden. Obgleich
nämlich die hierbei thätigen' Muskeln auch willkührlich thätig
seyn können, so bewirkt doch die Gegenwart des Bissens im
■Schlunde eine Reihe von heftigen Bewegungen, die oben p. 495.
beschrieben worden und welche dadurch entstehen, dass der
Reiz des Bissens auf die empfindliche Schleimhaut wirkt, und