
wenn das Aufhören der Ernährung von Druck die alleinige Ursache
wäre, so müssten auch die Gelenkköpfe an den unteren
Extremitäten schwinden. Vielleicht wird durch eine um sich
greifende Geschwulst, Aneurysma, Schwamm, Entzündung der
Umgehung und auch der Knochen bewirkt, die Folge' davon ist
Auflockerung, und im aufgelockerten Zustande ist der Knochen
leichter der Resorption fähig, sobald seine Ernährung durch Druck
beeinträchtigt wird. Doch entsteht hierbei keine Caries. Vergl.
S chroeder v. Di K olk in L uchtmans de absgrptionis sanae et mor-
bosae discrimine. Traj. ad R. 1829.
Bekanntlich befördert die Jodine das Schwinden und die
Resorption der organischen Theile.
b. Von d e f A u s s c hw itz u n g ^ e x s u d a tio .
Viele Stoffe,* welche in thierischen Flüssigkeiten aufgelöst sind,
namentlich die fremdartigen, welche iit. den Kreislauf eingedrungen,
sich im veränderten oder unveränderten Zustande mit dem
Blute verbreiten, werden nach den Gesetzen der Imbibition und
Endosmose ausgeschieden. Blausaures Kali, durch Endosmose in
den Kreislauf aufgenommen, durchdringt nach denselben Gesetzen
auch die thierischen Gewebe, welche an die Aussenwelt grenzen,
und mischt sich den natürlichen Absonderungsflüssigkeiten bei,
so dass es bald in den verschiedensten Absonderungsflussigkeiten,,
im Harn z. B. nach W kstrumb 2 —10 Min. nach der Application
spurenweise wieder erscheint. Die in dem Absonderungsorgane
enthaltene Flüssigkeit (z. B. der in den Harnkanälchen enthaltene
Harn) und das mit-blaus. Kali imprägnirte Blut sind die beiden
Flüssigkeiten, welche sich durch die thierischen Wände nach rein
physikalischen Gesetzen in Gleichgewicht ihrer aufgelösten Theile
setzen können. In der Gelbsucht werden auf diese Art fast
sämmtliche innere Organe -und auch Absonderungsflüssigkeiten,
wie der Harn, von dem im Blutwasser aufgelösten Färbestoff der
Galle durchdrungen.
Die verdunstbaren Theile des Blutes, natürliche oder fremdartige
beigemischte, können von den freien Oberflächen der thierischen
Membranen verdunsten, sofern sie nicht durch eigenthüm-
liche Anziehung von dem thierischen Gewebe zurückgehalten werden.
Wenn Druck den Durchgang durch die Poren der thierischen
Wände begünstigt, so müssen nach physikalischen Gesetzen
auch tropfbare Flüssigkeiten in freie mit Gas oder Dunst gefüllte
Räume durchdringen. Diess geschieht nach dem Tode schon
durch blosse Schwere, so dass Blutwasiser und später aufgelöster
Färbestoff die Gewebe dürchdringen und sich in freien Räumen
ansammeln können. Die Galle durchdringt dann die Gallenblase
und färbt anliegende Theile gelb. Wahrend, des Lebens hält die
Resorption diesem Durchdringen der Membranen durch eine organische
Anziehung das Gleichgewicht; allein verschiedene Ursachen
in Krankheiten heben dieses Gleichgewicht auf, und es
sammelt sich dann Wasser mit aufgelöstem Thierstoff und Salzen
in den Höhlen und im Zellgewebe, und verursacht die Erscheinungen
der Wassersucht und des eiweisssloffhaltigen Urins.
Verschliessung grosser Venenstämme der Eingeweide und der Extremitäten
entsteht Exsudation von eiweisshaltigem Wasser aus
dem Blutfe in den anliegenden serösen Säcken oder im Zellgewebe,
besonders der unteren Extremitäten, und man kann, wie Bouil-
laud gezeigt hat,,eine Wassersucht des Zellgewebes künstlich erzeugen
durch Unterbindung grosser Venenstämme. Die W assersuchten
nach Degeneration der Eingeweide entstehen vielleicht
auch zum Theil von Verschliessung der Circulationswege dieser
Eingeweide. Aus denselben Ursachen könnte man die Exsudation
des aufgelösten Faserstoffes in den Entzündungen erklären,
obgleich für die Qualität der ausschwitzenden Materie noch besondere
Ursachen einwirken. .
Hiernach, scheinen die Exhalationen (Dunst) und Exsudatio-
nen (tropfbar Flüssiges) nach rein physikalischen Gesetzen der Imbibition,
\Endosmose und des Druckes auch im lebenden Körper
zu erfolgen. Dem ist aber nicht so. Nach physikalischen Gesetzen
könnte alles Aufgelöste durchdringen. Im lebenden Kör-
per durchdringt aber nicht alles Aufgelöste unter dem Einflüsse
der Endosmose und des Druckes, die thierischen Gewebe, sondern
das Exhalirte und Exsudirte ist oft nur ein Theil der im
Blute aufgelösten Stoffe. So exsudirt in der Entzündung unter
der örtlichen Blutanhäufung aufgelöster Faserstoff durch die
Häute, Faserstoff, der, wie ich bewiesen habe, im lebenden
Blutwasser aufgelöst ist. Bei den Wassersüchten, wie sie z. B.
durch verhinderten Rückfluss des Blutes bewirkt werden, exsudirt
dagegen nicht der Faserstoff des Blutes, das Exsudat gerinnt
meist nicht von selbst, sondern nur durch Reagentien werden Stoffe
daraus niedergeschlagen, es enthält nur den aufgelösten Eiweiss—
Stoff des Blutes. Hieraus geht hervor, dass dem Durchdringen
des aufgelösten Faserstoffes in den Wassersüchten noch durch
eine Kraft das' Gleichgewicht gehalten seyn muss, welche m
der entzündlichen Exsudation gelähmt ist, und diess muss eine
Anziehung des lebenden Gewebes zum aufgelösten Faserstoff
seyn, während dasselbe Gewebe bei der Wassersucht eiweiss-
stoffiges Wässer durcblässt. Im Anfänge der Entzündung wird
nur Blutwasser, wie in einer Wunde oder nach dem Legen eines
Blasenpflasters, bei heftigerer Entzündung auch Faserstoff ausgeschieden.
Dass ähnliche- Verhältnisse bei der Exhalation z. B.
der Haut stattfinden, ist wahrscheinlich, dagegen unwahrscheinlich,
dass Alles von den thierischen Oberflächen exlialirt, was
verdünstbar ist.
/ Manche Ausscheidungen sind gar nicht nach den Gesetzen
der Endosmose zu erklären, z. B. die des Harnstoffes aus dem
Blute durch die Nieren. Diess ist wirklich eine blosse Ausscheidung;
denn der Harnstoff wird nicht in den Nieren erst gebildet,
.sondern P revost und D xjmas haben entdeckt, und Segalas bestätigt,
dass nach der Exstirpation der Nieren der Harnstoff im
Blute gefunden wird. Diese allerdings aufgelöste Materie wird
daher im Blute nur so lange nicht gefunden, als sie nicht durch
die Nieren daraus ausgeschieden wird. Wenn aber Harnstoff